Massengrab Mittelmeer30 Tote Flüchtlinge auf überfülltem Boot entdeckt
Vor Italiens Küste hat die Marine ein hoffnungslos überfülltes Flüchtlingsboot aufgegriffen. Für einen Teil der Insassen kam jede Hilfe zu spät.

Auf diesem Boot waren knapp 600 Flüchtlinge zusammengepfercht. 30 davon konnten von der italienischen Marine nur noch tot geborgen werden.
Vor der Küste Siziliens hat die italienische Marine etwa 30 Leichen in einem Flüchtlingsboot geborgen. Die Soldaten hätten den Fund am Vorabend gemacht, als sie knapp 600 Menschen auf dem Boot in Sicherheit bringen wollten, teilte die Marine am Montag mit. Medien berichteten zunächst, die 30 seien erstickt, weil sie zu dicht gedrängt in dem Boot sitzen mussten. Möglicherweise seien sie auch durch einlaufendes Wasser ums Leben gekommen, hiess es. Die anderen knapp 570 Menschen an Bord wurden gerettet und in die Hafenstadt Pozzallo an der Südspitze der Mittelmeerinsel gebracht.
Italien verstärkte die Rettungsaktionen vor seinen Küsten, nachdem im vergangenen Oktober vor der Insel Lampedusa ein Flüchtlingsschiff gekentert war und mehr als 360 Menschen ertranken. Das Land rief die übrigen EU-Partner bereits auf, sich stärker an den Kosten und den Bergungsarbeiten zu beteiligen. Die am (morgigen)Dienstag beginnende EU-Ratspräsidentschaft will Italien nutzen, um das Thema voranzubringen. Monatlich gibt die Regierung in Rom eigenen Angaben zufolge 9,5 Millionen Euro für ihre Patrouillen zu See und Luft aus.
EU will Menschenhandel direkt vor Ort bekämpfen
Die für Innenpolitik zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström teilte am Montag in einer Erklärung mit, die EU arbeite an einem Plan, um den Menschenhandel direkt vor Ort zu bekämpfen. Zudem solle Italien mit rund vier Millionen Euro unterstützt werden. Unklar blieb, ob dieses Geld zusätzlich zu den 30 Millionen Euro gedacht ist, die die EU nach der Tragödie von Lampedusa bereitstellen wollte.
Die meisten der Flüchtlinge stammen aus Afrika oder dem Nahen Osten. Sie zahlen Menschenschmugglern in Libyen meist Hunderte oder Tausende Euro, um nach Europa zu gelangen. Allein am vergangenen Wochenende rettete die Marine mehr als 5000 Menschen. Seit Jahresbeginn suchten fast 60'000 Menschen Zuflucht in Italien, 2013 waren es insgesamt 42'000. (sda)