SchulunterrichtUS-Kleinstadt muss Rassentrennung beenden
Ein US-Bundesgericht hat die Stadt Cleveland im Bundesstaat Mississippi angewiesen, die örtlichen Schulen zusammenzulegen. Die Schüler hätten das Recht, gemeinsam unterrichtet zu werden.

«Garantiertes Recht auf integrierte Bildung»: Schüler während des Unterrichts in einer US-Schule.
Am 17. Mai 1954 hatten die Obersten Richter der USA die Rassentrennung an öffentlichen Schulen als gegen die Verfassung verstossend aufgehoben. In der 12'000-Einwohner-Stadt Cleveland im US-Bundesstaat Mississippi existieren dennoch mehrere Schulen, auf die jeweils mehrheitlich schwarze und weisse Schüler gehen. Das habe sich auch nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs zum gemeinsamen Unterricht aus den Fünfzigerjahren so ergeben und dahinter sei kein böser Wille gewesen, argumentierten die örtlichen Verantwortlichen.
So hat ein US-Bundesgericht die De-facto-Rassentrennung an Schulen in der Kleinstadt nun verboten. Alle Schüler von Cleveland müssten endlich das Recht haben, gemeinsam unterrichtet zu werden. Bisher ist es so, dass auf die Schulen östlich des alten Bahndamms so gut wie ausschliesslich schwarze Schüler gehen, im Westen fast nur weisse.
«Kein Richter kann diesen Schaden wiedergutmachen»
Daher müssten die örtlichen Schulen zusammengelegt werden, heisst es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung des US-Justizministeriums, in der die Entscheidung der Richter vom Freitag bekanntgegeben wurde. So wird der Distrikt die D.M. Smith Middle School im schwarzen Osten der Stadt mit der Margaret Green Junior High School zusammenlegen, sowie die schwarze East Side High School mit der weissen Cleveland High School. Ausserdem sollen die Kursangebote der Schulen und die Besetzungspläne vor diesem Hintergrund überarbeitet werden, wie der «Spiegel» schreibt. Insgesamt hat der Schuldistrikt 3700 Schüler, mit 66 Prozent schwarzen, 30 Prozent weissen und vier Prozent hispanischen Schülern.
Zwei Alternativvorschläge, die der Schuldistrikt Cleveland vorgebracht hatte, fanden bei den Richtern keinen Anklang. «Dass das Ende der Rassentrennung so lange verschleppt wurde, hat ganze Generationen von Schülern ihres verfassungsmässig garantierten Rechts auf integrierte Bildung beraubt», zitiert der «Spiegel» aus einer Erklärung des US-Justizministeriums, «kein Richter kann diesen Schaden wiedergutmachen, aber es ist die Pflicht des Distrikts, dafür zu sorgen, dass kein einziger weiterer Schüler diesen Zustand ertragen muss.» (bee/afp)