NigeriaBoko Haram zündet Hütten an – Kinder verbrennen
Bei einem Angriff von Boko Haram auf ein nigerianisches Dorf sind nach Angaben von Behörden mindestens 85 Menschen getötet worden.
Ungeschützt von Militär und Sicherheitskräften war ein Dorf vier Stunden einem Angriff von Extremisten der Terrorgruppe Boko Haram ausgesetzt. Ein Überlebender berichtet, sie hätten am Samstagabend Brandsätze in Hütten geworfen und er habe die Schreie verbrennender Kinder gehört.
Die Extremisten brachten 85 Menschen um. Das teilten Regierungsbeamte nach einer Inspektion des Dorfes Dalori und zweier Flüchtlingslager nahe der grössten nordostnigerianischen Stadt Maiduguri mit. Nach dem Wüten der Angreifer sprengten sich drei Selbstmordattentäterinnen unter den Fliehenden in die Luft, hiess es weiter.
Boko Haram war besser bewaffnet
Neben Dalori wurden auch die Flüchtlingslager angegriffen, in denen 25'000 Menschen Zuflucht gesucht hatten, berichteten Überlebende und Soldaten vor Ort. Ein Überlebender, Alamin Bakura, sagte der Nachrichtenagentur AP, er habe sich auf einen Baum geflüchtet und dann mit ansehen müssen, wie Extremisten Brandsätze in Hütten warfen. Er habe dann die Schreie verbrennender Kinder gehört. Unter den Toten und Verletzten seien auch Mitglieder seiner Familie, sagte er mit tränenerstickter Stimme in dem Telefonat.
Soldaten in Dalori, die ihren Namen nicht genannt wissen wollten, sagten, sie seien am Samstagabend um 20.40 Uhr in Dalori eingetroffen. Sie hätten aber nichts gegen die Boko-Haram-Extremisten ausrichten können, weil diese besser bewaffnet gewesen seien. Erst nachdem Verstärkung mit schwereren Waffen eingetroffen sei, hätten sich die Angreifer zurückgezogen.
Anschläge auch im Tschad
Im Tschad wurden derweil am Sonntag nach Behördenangaben bei zwei Selbstmordanschlägen mindestens drei Menschen getötet und 56 weitere verletzt. Nach Angaben der Sicherheitskräfte sprengte sich in dem Ort Guié nahe dem Tschad-See ein Attentäter in die Luft und riss einen Menschen mit in den Tod. Bei einem zweiten Selbstmordananschlag in dem Dorf Miterine wurden demnach zwei Menschen getötet.
Der Terrorfeldzug der islamistischen Boko Haram dauert bereits seit sechs Jahren an. 20'000 Menschen wurden bisher getötet, 2,5 Millionen flohen vor der Gewalt aus ihrer Heimat.
Suspendierung von General aufgehoben
Die nigerianische Regierung hat nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Suspendierung eines mutmasslich in Massentötungen verwickelten Generals aufgehoben und wieder in den aktiven Militärdienst versetzt. Damit dokumentiere die Regierung in Abuja ihr «monumentales Versagen», gegen Straffreiheit bei Kriegsverbrechen vorzugehen, kritisierte Amnesty. Unter anderem wegen der Tötung von mehr als 8000 Militärgefangenen seit 2011 hatte Amnesty ein Ermittlungsverfahren gegen neun Kommandeure gefordert, darunter General Ahmadu Mohammed.
Zudem war Mohammed auch Kommandeur, als Kämpfer von Boko Haram im April 2014 fast 300 Schulmädchen aus der Stadt Chibok entführten. Mohammed wurde noch im gleichen Jahr in den Ruhestand versetzt, nachdem meuternde Soldaten das Feuer auf ihn eröffnet hatten. Zwölf ihrer Kameraden waren zuvor aus dem Hinterhalt von Boko-Haram-Kämpfern getötet worden. (mlr/fal/sda/afp)