Junge Frauen wenden sich von Clinton ab

Aktualisiert

Revolution statt FeminismusJunge Frauen wenden sich von Clinton ab

Hillary Clinton setzt im Vorwahlkampf der US-Demokraten stärker als noch 2008 auf Frauenthemen. Doch die weiblichen Wähler laufen scharenweise zu Rivale Bernie Sanders über.

Von Catherine Lucey und Lisa Lerer
AP
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Von Catherine Lucey und Lisa Lerer
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Eine politische Revolution oder die erste Frau an der Spitze der USA? Jüngere Wählerinnen der US-Demokraten reizt derzeit überraschenderweise eher das erste Szenario. Bei den Vorwahlen in New Hampshire stimmten laut Wählernachfragen viel mehr Frauen unter 45 Jahren für den selbst erklärten Sozialisten Bernie Sanders als für die ehemalige Aussenministerin Hillary Clinton. Für diese ist das ein Problem. Denn um offizielle Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden, ist sie dringend auf die Stimmen der Frauen angewiesen.

«Selbst wenn sie mich gerade nicht unterstützen, unterstütze ich sie», sagte Clinton, als sie ihre Niederlage gegen den 74-jährigen Senator aus Vermont einräumte. Die frühere First Lady gilt zwar immer noch als Favoritin für die Nominierung der Demokraten. Doch das Ergebnis aus New Hampshire fiel für sie niederschmetternd aus. Insgesamt 70 Prozent der weiblichen Wähler unter 45 stimmten für Sanders. Bei den Frauen unter 30 waren es sogar fast 80 Prozent.

Sanders' Ideen begeistern

«Viele junge Frauen bezeichnen sich zwar eindeutig als Feministinnen, aber das bestimmt ihre Entscheidungen nicht mehr so sehr, wie es noch bei Frauen der zweiten Welle des Feminismus' der Fall war», sagt Debbie Walsh, die Direktorin des Zentrums für Amerikanische Frauen und Politik an der Rutgers University.

Junge Wählerinnen in New Hampshire begeisterten sich nach eigenen Angaben stärker für Sanders' hochgesteckte politische Ideen, darunter ein staatliches Gesundheitssystem für alle und die Abschaffung von Studiengebühren an staatlichen Unis. «Die Chance auf einen weiblichen Präsidenten werden wir immer noch haben, aber werden wir noch einmal die Chance auf einen so einzigartigen Präsidenten wie Bernie Sanders haben?», sagt die 26-jährige Nicole McGillicuddy. Sie zeigt sich überzeugt, dass sie die erste US-Präsidentin erleben wird.

Prominente Anhänger

Favoritin Clinton geht ihren Wahlkampf diesmal ganz anders an als bei ihrem ersten Versuch 2008. Damals setzte sie vor allem auf ihre Erfahrung und Eignung für das Weisse Haus. Doch diesmal rückt sie ihr Frausein stärker in den Mittelpunkt und betont Themen wie Lohngleichheit und Elternzeit. Sie bemühte sich intensiv um die Unterstützung von Frauenorganisationen und wirbt mit prominenten Fürsprecherinnen wie Popstar Katy Perry und Schauspielerin Lena Dunham gezielt um junge Frauen.

Doch die Rechnung ging bisher nicht auf. Vor einigen Tagen brach sich Frustration über Sanders' Erfolg bei den weiblichen Wählern Bahn. Ex-Aussenministerin Madeleine Albright erklärte, für Frauen, die Frauen nicht helfen, gebe es «einen Extraplatz in der Hölle». Die bekannte Feministin Gloria Steinem sagte, Ziel der Anhängerinnen von Sanders sei es, Männer kennenzulernen. Sie entschuldigte sich später für die Bemerkung.

Hoffen auf nächste Vorwahlen

Bei den nächsten Vorwahlen in Nevada und South Carolina wird mit besseren Ergebnissen für Clinton gerechnet als in Iowa, wo sie nur knapp vorn lag, und in New Hampshire. Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage der Quinnipiac University stehen landesweit 48 Prozent aller Frauen hinter Clinton und nur 38 Prozent hinter Sanders.

Stephanie Schriock von der Lobbygruppe Emily's List hält die Annahme, dass Clinton weibliche Wähler verliere, für überzogen. «Landesweit schneidet sie gut ab, auch bei den Frauen der Millennium-Generation», sagt die Präsidentin der Organisation, die demokratische Kandidatinnen unterstützt, die sich für das Recht auf Abtreibung einsetzen. «Wir sehen im ganzen Land eine wirklich gute Unterstützung von Frauen jeder Altersgruppe.»

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