Musste er sterben, weil er Mails leakte?

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Wikileaks-QuelleMusste er sterben, weil er Mails leakte?

Julian Assange setzt den Verdacht in die Welt, ein im Juli ermordeter Angestellter von Hillary Clintons Partei könnte Wikileaks interne Mails geliefert haben.

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Der 27-jährige Parteimitarbeiter Seth Rich wurde am 10. Juli 2016 in Washington mit zwei Rückenschüssen ermordet. Steckte er hinter den gehackten E-Mails aus der Parteizentrale der US-Demokraten?
Die brisante Unterstellung machte Wikileaks-Gründer Julian Assange in einem Interview am holländischen Fernsehen. Danach könnte Seth Rich eine Quelle für die fast 20'000 gehackten internen E-Mails sein.
Rich entwickelte ein Computerprogramm zur Wählermobilisierung.
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Der 27-jährige Parteimitarbeiter Seth Rich wurde am 10. Juli 2016 in Washington mit zwei Rückenschüssen ermordet. Steckte er hinter den gehackten E-Mails aus der Parteizentrale der US-Demokraten?

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Wikileaks-Gründer Julian Assange hat am Dienstag angedeutet, dass hinter dem Hack der internen E-Mails der US-Demokraten womöglich ein junger Mann steckte, der am 10. Juli in Washington erschossen wurde. Wenn stimmt, was Assange am holländischen Fernsehen sagte, würde das die geltende Theorie über die aus der Parteizentrale gestohlenen Mails umstossen. Bisher glaubten Experten, Hacker im Auftrag Russlands hätten die E-Mails gestohlen.

Verschwörungstheorien hatten sich im Internet schon kurz nach der Ermordung von Seth Rich verbreitet. Dem 27-jährigen Computerexperten, der im Dienst der Demokraten ein Programm zur Wählermobilisierung entwickelt hatte, war um 04.20 Uhr in der Nähe seiner Wohnung zweimal in den Rücken geschossen worden.

Wohl kein Raubüberfall

Erst ging die Polizei von einem Raubüberfall aus. Wie Fox News schreibt, leuchtet das Vater Joel Rich nicht ein, denn Seths Brieftasche und Armbanduhr wurden nicht entwendet. Laut «Washington Post» halten die in Nebraska lebenden Eltern Joel und Mary Ann Rich dennoch nichts von «bizarren» Berichten über die Hintergründe des Mords.

Am Dienstag gab die Organisation Wikileaks, die am 22. Juli 2016 auf ihrer Website die 19'252 E-Mails veröffentlicht hatte, den Verschwörungstheorien neuen Auftrieb. Auf Twitter kündigte sie an, Hinweise zu den Mörder von Seth Rich mit einer Prämie von 20'000 Dollar zu belohnen. Die Polizei hatte bereits 25'000 Dollar zur Ermittlung der Täterschaft ausgesetzt.

«Whistleblower gehen Risiken ein»

Am gleichen Tag kam Assange in einem Interview mit dem holländischen Newsprogramm «Nieuswsuur» auf den Mord zu sprechen. «Whistleblower machen grosse Anstrengungen und gehen oft signifikante Risiken ein – wie ein 27-Jähriger, der beim DNC arbeitete und aus unbekannten Gründen Schüsse in den Rücken erhielt», sagte er. Auf die Frage, ob das nicht ein Raubüberfall gewesen sei, antwortete Assange: «Nein, das wurde nicht festgestellt. Ich sage nur, dass unsere Quellen Risiken eingehen.» Dann fügte er hinzu, dass Wikileaks seine Quellen nicht bekanntgebe:

Mit seinen Aussagen scheint der in der Botschaft Ecuadors in London wohnende Assange zu unterstellen, dass der Mord an Rich etwas mit dem E-Mail-Hack zu tun hat. Trifft das zu, wäre der Skandal schlimmer als jener der Watergate-Affäre. In den 1970er-Jahren führte der Einbruch in die demokratische Parteizentrale am Ende zum Rücktritt des republikanischen Präsidenten Richard Nixon.

Die Veröffentlichung der gehackten Mails durch Wikileaks hat bereits Wirkung erzielt. Die Botschaften bewiesen nämlich, dass die demokratische Parteiführung in Absprache mit der Kampagne von Hillary Clinton den Rivalen Bernie Sanders in den Primärwahlen zu benachteiligen suchte. Noch vor dem Parteikongress trat die Vorsitzende Debbie Wasserman Schultz zurück; Anfang August folgten ihr drei weitere Führungspersonen der Demokraten nach.

Mehr gehackte Mails angekündigt

Falls nicht Russland hinter dem Mail-Hack steht, könnte das Clintons Rivalen Donald Trump entlasten. In den meisten Kommentaren wurde das Interesse des russischen Präsidenten Wladimir Putin an einem Sieg Trumps als Motivation für den Datendiebstahl genannt.

Dass Assange einen Sieg Clintons verhindern möchte, ist seit Langem bekannt. Der Wikileaks-Aktivist macht die frühere Aussenministerin für seine rechtliche Zwangslage verantwortlich. Er glaubt auch, dass eine Präsidentin Clinton neue Kriege anzetteln werde. Für die nächsten Monate hat er weitere Enthüllungen angekündigt.

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