Krieg im JemenDie hungernden Zootiere von Taiz
Der Krieg im Jemen lässt auch die Zootiere von Taiz leiden. Da die meisten Einwohner geflohen sind, bleiben sie ihrem Schicksal überlassen.
Der Krieg im Jemen ist unter all den aktuellen Konflikten im Nahen Osten wohl derjenige, der medial am wenigsten Aufmerksamkeit erhält. Dabei zeichnet sich in dem bitterarmen und konfliktgebeutelten Land eine humanitäre Katastrophe ab: Mindestens 7,6 Millionen Menschen benötigen laut UNO dringend Nahrung. UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien sagte, die Situation verschlimmere sich zusehends durch gesteigerte Schwierigkeiten bei dem Versuch, die notleidende Bevölkerung zu versorgen.
Besonders schlimm steht es um die Stadt Taiz, wo sich eine schwere Hungersnot abzeichnet, zumal die Lebensmittelversorgung durch eine monatelange Blockade und Bombardierungen nicht mehr gewährleistet ist. In der Folge haben 70 Prozent der Einwohner die Stadt und die nähere Umgebung verlassen. Das können die 280 Tiere im Taiz-Zoo, dem ersten Zoo des Landes, nicht. Seit Wochen harren sie hinter Gittern aus, haben weder Nahrung noch medizinische Versorgung erhalten.
Leopard frass Leopardin
Wie schlimm es um die Zootiere steht, machten die Tierschutzorganisation Vier Pfoten und der Zoo Anfang Woche auf der Facebook-Seite «Rettet die Tiere von Taiz» deutlich: Fotos zeigen einen männlichen Leoparden, der vor lauter Hunger einen weiblichen Artgenossen aufgefressen hat.
Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters starben bislang elf Löwen und sechs Leoparden an Hunger.
Ein lokaler Tierarzt machte eine Bestandesaufnahme, in der er den jämmerlichen Zustand der Tiere auflistet: Sie sind bis auf die Knochen abgemagert, ihr Fell leidet, sie liegen apathisch in ihren Käfigen.
Die Schwedin Chantal Jonkergouw wurde auf den Bericht des Doktors aufmerksam und beschloss, etwas zu unternehmen. Innert zweier Wochen sammelte sie online 33'000 Dollar. Das Geld werde, so Reuters, teilweise an die Zoopfleger ausbezahlt, die seit Monaten keinen Lohn mehr gesehen haben. Ansonsten investiere man das Geld in die Operation eines verwundeten Löwen und in die Nahrung für die grösseren Zootiere.
«Menschen haben diesen Konflikt verursacht», so Jonkergouw, «doch Menschen können fliehen oder Alternativen suchen, die ihr Leid mildern. Diese Tiere können das nicht. Es ist nicht fair, und wir sind verpflichtet, ihnen zu helfen.»
Mittlerweile haben auch mehrere Tierschutzorganisationen Spendenaktionen für den Zoo von Taiz ins Leben gerufen.
Video aus dem Zoo Taiz: Der Tierarzt Murad al-Alwadhi hat die Zustände im Zoo gefilmt. Achtung, nichts für schwache Nerven!
Der Konflikt im Jemen
Im Jemen stehen sich die Regierung und die schiitischen Huthi-Rebellen gegenüber. Während die politische Führung durch eine von Saudi-Arabien geführte Koalition verstärkt wird, kämpfen die Huthis an der Seite von Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh. Sie werden ausserdem vom schiitischen Iran unterstützt. Die Rebellen konnten im September 2014 die Hauptstadt Sanaa einnehmen, das saudische Bündnis fliegt seit März 2015 Luftangriffe auf sie. Ein Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida, Separatisten im Süden des Landes und andere Milizen profitieren von dem Chaos. Laut Uno sind in dem Konflikt seit März 2015 9000 Menschen.