«Wir brauchen Hilfe, die Migranten sind aggressiv»

Aktualisiert

LKW-Fahrer in Calais«Wir brauchen Hilfe, die Migranten sind aggressiv»

Im französischen Calais spitzt sich die Lage zu: Migranten stürzen sich auf Laster, um via Eurotunnel nach Grossbritannien zu gelangen.

kmo
von
kmo
Die Flüchtlingskrise in Calais nimmt dramatische Ausmasse an. Während zwischen 3000 und 5000 Migranten auf eine Gelegenheit warten, nach Grossbritannien zu kommen, haben 300 französische Gendarmen das riesige Areal zu überwachen.
Die Polizisten betreiben an der Grenze reinste Sisyphos-Arbeit. Jeden Tag greifen sie Flüchtlinge auf, fahren sie ein paar Kilometer hinaus und lassen sie dann gehen. Am nächsten Tag werden es diese Menschen nochmal versuchen.
Allein in der Nacht zum 29. Juli 2015 haben etwa 2000 Flüchtlinge versucht, zu dem Tunnel unter dem Ärmelkanal vorzudringen.
1 / 18

Die Flüchtlingskrise in Calais nimmt dramatische Ausmasse an. Während zwischen 3000 und 5000 Migranten auf eine Gelegenheit warten, nach Grossbritannien zu kommen, haben 300 französische Gendarmen das riesige Areal zu überwachen.

Thibault Camus

Der Zugverkehr zwischen Frankreich und Grossbritannien läuft wieder. Damit ist auch die Hoffnung der Migranten im französischen Calais neu erwacht, mit einer Fahrt durch den Eurotunnel ins britische Dover zu gelangen. In Scharen versuchten die Menschen, auf die langsam anfahrenden Laster zu springen.

Gruppenweise liefen die Migranten zwischen den LKWs umher. Sie stiegen in die Anhänger oder versteckten sich auf den Aufhängungen unter dem Wagen. Laut Aussagen von Truckfahrern gingen einige dabei äusserst aggressiv vor, seien auch mit Messern bewaffnet gewesen.

«Die haben keine Angst vor uns»

«Wir brauchen Hilfe, sie sind aggressiv, sie versuchen in unsere Wagen zu gelangen, sie stehlen unsere Waren», rief eine Fahrerin laut dem britischen «Independent». Zuvor hatte die Fahrerin in und unter ihrem Fahrzeug nach blinden Passagieren gesucht.

Ein anderer LKW-Fahrer sagte zu «Sky News», einige der Migranten seien mit Messern bewaffnet. Und: «Sie schrecken nicht davor zurück, sie zu gebrauchen.» Die ganze Nacht auf Mittwoch hielten die Migranten die Fahrer auf Trab: «Wir versuchten, sie zu vertreiben, doch sie liefen nicht davon. Sie haben keine Angst mehr vor uns», erzählte ein Truckfahrer in der TV-Show «Good Morning Britain». «Sie knackten mein Schloss, zerbrachen das Siegel und schon waren zehn Leute in meinem Truck», sagte ein Kollege.

Tausende campieren in Calais

Seit Wochen harren Migranten in der französischen Hafenstadt Calais aus, um eine Gelegenheit zu erwischen, nach Grossbritannien zu reisen. Sie erhoffen sich ein besseres Leben auf der Insel. Mittlerweile handelt es sich um Tausende. Sie stammen vorwiegend aus Eritrea und dem Sudan. Frankreich kündigte angesichts der wachsenden Zahl der Migranten an, Tausende Plätze für Asylbewerber in Unterkünften in Calais schaffen zu wollen.

Am Dienstag hatten Hafenarbeiter in Calais für bessere Löhne gestreikt und mit ihren Aktionen den Zugverkehr zwischen den beiden Ländern zum Erliegen gebracht. Mit den Eurostar-Zügen reisen jedes Jahr rund zehn Millionen Passagiere zwischen Grossbritannien, Frankreich und Belgien.

(Quelle: Reuters)

Deine Meinung zählt