Tote in der Dom. Rep.Bei Heiler-Sekte mischen auch Schweizer mit
Mit Waffengewalt hat die dominikanische Polizei das Anwesen der «The Academy For Future Health»-Sekte gestürmt. Zur radikalen Gruppierung gehörte wohl auch ein Schweizer.
Die Sekte «The Academy For Future Health» (AFFH) und ihr Führer Peter Brunck haben sich auf einer prachtvollen Anlage in der Dominikanischen Republik niedergelassen. Auf dem mehrere Hektar grossen Anwesen gab es genug Platz für den selbsternannten Doktor und seine insgesamt 48 Jünger – unter ihnen acht Kinder und wohl auch einige Schweizer.
Die Aktion der dominikanischen Polizei am Mittwoch, bei der das Sektenmitglied Peter D. getötet und zwei (unter ihnen offenbar auch Peter Brunck) verletzt wurden, bedeutet das Ende der düsteren Machenschaften der Sekte, die vor allem in Deutschland und der Schweiz aktiv war. Die Gruppe um Brunck versuchte, Menschen mit dem Versprechen zu Heilung von schweren Krankheiten und geistiger Erlösung anzulocken. Unter anderem habe er Lothar Matthäus, Steffi Graf und die österreichische Nationalmannschaft betreut.
Schweizer Angehörige sind besorgt
Jetzt befindet sich Peter Brunck in Polizeigewahrsam, wie dominikanische Medien schreiben. Auf ihrer Homepage schreibt die Sekte über ihren Führer: «Er hat die seltene Fähigkeit, die wahren Hintergründe von praktisch allen Lebens-Situationen klar zu sehen. In Verbindung mit seinem aussergewöhnlichen universellen Wissen und seiner langjährigen internationalen
Erfahrung kann er demzufolge auch viel früher die richtigen Gegenmassnahmen im Fall von kritischen Situationen erkennen und Sie erfolgreich beraten.»
Diesem Lockruf sind offenbar auch Schweizerinnen und Schweizer gefolgt, wie die Sekteninformationsstelle infosekta auf Anfrage bestätigt. «Wir haben diverse Anfragen von Schweizern bezüglich dieser Gruppe. Oft sind es Angehörige von Mitgliedern», sagt Regina Spiess. Brunck hat also auch in der Schweiz seine Jünger gefunden.
Schweizer erfand das «Mitos Revolution Gerät»
Doch nicht nur das. Auch in der Führungsetage der AFFH sass laut Enthüllungsplattform psiram.com (ehemals esowatch.com) ein Schweizer: Markus G.* habe lange zum inneren Zirkel der Sekte gehört. Als er 2006 ausstieg, habe sich die AFFH aufgeteilt. G. habe unter anderem mit seiner «Healing Sphinx GmbH» den Prototypen für das «Mitos Revolution Gerät» hergestellt, mit welchem Brunck Heilung von Krankheiten wie Krebs und MS versprach. Auch bei der Infosekta kennt man G.s Namen.
Von 20 Minuten Online darauf angesprochen, bestreitet Markus G., je im Vorstand der Sekte gewesen zu sein. Er habe lediglich an einigen von Peter Bruncks Reisen teilgenommen und sich für Esoterik interessiert. In dessen Haus in der Dominikanischen Republik sei er zwar gewesen, jedoch nur als Gast. G. betont zudem, dass er nicht zur Teilung der Sekte beigetragen habe, sondern lediglich ausgestiegen sei. Weitere Auskünfte zur Sekte und zur Person Peter Bruncks wollte er nicht erteilen.
«Das ist absolut dramatisch»
Über die AFFH-Sekte ist wenig bekannt. «Sie ist für uns eine Black Box», sagt Regina Spiess von Infosekta. Vom Innern der Gruppe trete nur sehr wenig nach aussen. «Wir wissen, dass sich diese Leute völlig abschirmen, auch die Kinder selbst unterrichten – und das ist in diesem Kontext ein schlechtes Zeichen», so Spiess.
Dass sich die Sektenmitglieder derart heftig gegen die Polizei zur Wehr setzten, ist für Spiess ein klares Zeichen einer Radikalisierung: «Das ist absolut dramatisch.» Ob in der Schweiz aktiv Mitglieder angeworben wurden, ist ihr nicht bekannt.
Toter Anwalt
Die wilde Schiesserei auf Bruncks Anwesen in der Ausländersiedlung «Mulata III» in der Gemeinde Sosua ist nicht die erste Blutspur des «Allheilers» Brunck. Im April 2006 wurde der Sekten-Anwalt Wilson Garcia Abreu, der ebenfalls auf dem Anwesen lebte, erschossen aufgefunden. Er hatte offenbar Gelder eines Deutschen veruntreut. Ein Mordversuch an Peter Brunck wenige Monate später scheiterte.
Brunck selber eröffnete im Jahr 2007 das Feuer auf einen deutschen Journalisten, der ihn über seine Machenschaften ausfragen wollte. In seinem Beitrag für das Sat.1-Magazin «Akte 2010» dokumentiert der Journalist, wie aggressiv Bruncks Entourage auf Aussenstehende reagiert.
Der Schweizer Markus G. will von alldem nichts mit gewusst haben. Den Tod des Anwalts Garcia habe er zwar zur Kenntnis genommen, die Hintergründe seien ihm aber nicht bekannt gewesen. Ob und wie viele Schweizer immer noch der AFFH angehören, weiss er nicht.
*Name von der Redaktion geändert
(Sat.1 «Akte2010» über die AFFH-Sekte)