WahlkrampfCameron isst Hotdog mit Besteck – das Volk tobt
Kurz vor den Wahlen in wenigen Wochen wollte sich David Cameron volksnah geben. Das misslang gründlich.
In wenigen Wochen wählt Grossbritannien ein neues Unterhaus. In Umfragen liegen die regierenden Konservativen und Labour etwa gleichauf. Premierminister David Cameron, der sich der Wiederwahl stellt, muss sich in diesem engen Rennen also etwas einfallen lassen. Und das tat der 48-Jährige denn auch. Er und seine Berater hielten es für eine gute Idee, sich in den Garten eines Wählers zu setzen und sich dort volksnah und mit Kind und Kegel beim Essen ablichten zu lassen– am besten einen Hotdog, denn wer mag das Würstchen im Brot schon nicht?
Gedacht, getan, gegessen – und danebengegriffen: Denn statt mit der Hand verzehrte Cameron seinen Hotdog mit Messer und Gabel. Elitär statt «Everyman», wie die Briten einen Ottonormalbürger nennen, dachte sich da manch ein Wähler. Oder in den Worten einiger Twitter-User: «Was für ein Monster isst einen Hotdog mit Messer und Gabel?», «David Cameron isst einen Hotdog mit Messer und Gabel – was für ein Volldepp!» oder «Es tut mir leid, aber ich kann unmöglich jemanden wählen, der einen verdammten Hotdog mit Messer und Gabel isst!»
Bild des reichen Schnösels
Mit seinen erlesenen Tischmanieren unterstrich Cameron das, was er eigentlich in den Hintergrund hatte treten lassen wollen: seine Herkunft. Cameron, Sohn eines erfolgreichen Aktienhändlers, blickt nicht nur auf einen Stammbaum, der sich ins britische Königshaus verfolgen lässt – als Schüler des renommierten Eton College und als Absolvent der Oxford University steht er sinnbildlich für die britische Upperclass. Dass der Chef der Conservative Party, auf der Insel ein Synonym für die Teppichetage der oberen Zehntausend, nicht weiss, wie man einen Hotdog isst, vervollständigt für viele das Bild des reichen Pingels.
Ein kleiner Trost für Cameron: Auch sein Rivale Ed Miliband musste wegen eines Fotos, das ihn sehr unschmeichelhaft beim Verzehr eines Schinkensandwiches zeigte, Spott und Häme über sich ergehen lassen. Dass der Labour-Chef beim Genuss von etwas so Alltäglichem wie einem Sandwich eine dermassen schlechte Figur machte, wies ihn für einige als abgehobenen Volksvertreter aus.
Mit Essen zur Bürgernähe
So manch britischer Politiker scheint über das Herausstreichen seiner Essgewohnheiten den Bürgern näherkommen zu wollen. So auch – und allen voran – der rechtspopulistische Ukip-Chef Nigel Farage.
Er lässt sich am allerliebsten mit einem grossen Bier ablichten und präsentiert sich als einer vom Pub-Volk. Dass Farage das private Dulwich College besuchte und mit Aktien Millionen machte, verzeihen ihm die Wähler. Umfragen sehen die Ukip-Partei derzeit bei 13 Prozent der Stimmen im Vereinigten Königreich. Denn Farage weiss, wie man Hotdogs und Sandwiches isst.