FastenmonatChina zwingt Muslime im Ramadan zum Essen
Biertrink-Wettbewerbe und Bart-Verbote: China unterdrückt die muslimischen Uiguren. Daran stört sich auch die Türkei.
Die Verfassung der Volksrepublik China garantiert zwar die Religionsfreiheit. Das heisst aber nicht, dass Gläubige ihre Religion frei ausüben können. Besonders die muslimische Minderheit der Uiguren in der westchinesischen Provinz Xianjiang sieht sich derzeit bei der Einhaltung der Gebote des Fastenmonats Ramadan massiv behindert.
Wie die «Stuttgarter Zeitung» berichtet, ist uigurischen Beamten, Lehrern und Studenten in einigen Landkreisen Xinjiangs das Fasten völlig verboten. Auch der Rest der Bevölkerung werde aufgefordert zu essen. Restaurants sollten «ermutigt und angeleitet» werden, den ganzen Tag über Speisen anzubieten, hätten die Behörden des Bezirks Jinghe auf ihrer Website bekannt gegeben.
«Abstammung reicht, um als Terrorist behandelt zu werden»
Das Fastenverbot wird in der Türkei mit Besorgnis zur Kenntnis genommen, denn die Uiguren gehören sprachlich und ethnisch zu den Turkvölkern. «Wir sind betrübt über die Nachricht, dass es uigurischen Türken in der Xinjiang-Region verboten wird, zu fasten oder anderen religiösen Pflichten nachzukommen», schrieb das Aussenministerium in Ankara laut Reuters in einem Communiqué. «Unsere tiefe Sorge wurde dem chinesischen Botschafter übermittelt.»
Faktisch sehe die Führung von Chinas kommunistischer Partei den starken Zuwachs von christlichen und muslimischen Gläubigen im Land als Gefahr für ihr Machtmonopol, sagte Ulrich Delius von der Gesellschaft für bedrohte Völker dem «Deutsch-türkischen Journal». «Allein die ethnische Abstammung und der muslimische Glaube reichen aus, um als potenzieller Terrorist behandelt zu werden.»
Biertrink-Wettbewerb vor Ramadan
Beamten werde beispielsweise praktisch jede Religionsausübung untersagt, sagt Delius. Im Kreis Bole müssten sie geloben, nicht an Gott zu glauben und nicht an religiösen Aktivitäten teilzunehmen. Der Besuch von Moscheen sei ihnen verboten.
Han-chinesische Beamte seien gehalten, ihre uigurischen Kollegen zu überwachen. Um deren Loyalität auf die Probe zu stellen, sei im Kreis Niya an der Grenze zu Pakistan kurz vor Beginn des Ramadan sogar ein Biertrink-Wettbewerb veranstaltet worden. «Eine reine Provokation», kommentiert Delius gegenüber der Website.
Vollbärte und Schleier verboten
Die Uiguren sehen sich seit ihrem Anschluss an China im 18. Jahrhundert in ihrer kulturellen Identität bedroht. Die Unzufriedenheit habe sich immer wieder in Anschlägen, Unruhen und Aufständen entladen, schreibt die «Stuttgarter Zeitung». Auf der anderen Seite sorge sich Peking um eine Tendenz von Untergruppen in Xinjiang, sich dem militanten Islam zuzuwenden. Deshalb würden die sichtbaren Symbole muslimischer Religiosität unterdrückt: In einigen Regionen dürften Frauen keine Schleier tragen, in der Hauptstadt Urumqi seien in öffentlichen Verkehrsmitteln Vollbärte verboten.
Vergangene Woche explodierte die Spannung in Xinjiang. Nach einem Bericht der «New York Times» wurden bei Zusammenstössen zwischen Uiguren und der Polizei mehr als ein Dutzend Menschen getötet. Zwischen 18 und 28 Menschen seien in der uigurischen Stadt Kashgar durch Messer- und Bombenangriffe umgekommen, habe Radio Free Asia berichtet. Die staatlich kontrollierten Medien Chinas hätten der Zusammenstoss nicht vermeldet, schreibt die «Times».