Erdogan streicht Weihnachten vom Lehrplan

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Deutsche Auslands-SchuleErdogan streicht Weihnachten vom Lehrplan

Die Türkei hat einer deutschen Schule in Istanbul verboten, das Thema Weihnachten im Unterricht zu behandeln. Ausgerechnet an einem Institut, das den Kulturaustausch fördern soll.

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Widersprüchliche Meldungen: «Oh Tannenbaum» soll jetzt an einer der besten Gymnasien der Türkei verboten sein.
Sorgt derzeit für Verstimmung im deutsch-türkischen Verhältnis: Erdogan spricht vor dem türkischen Parlament in Ankara. (14. Dezember 2016).
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Widersprüchliche Meldungen: «Oh Tannenbaum» soll jetzt an einer der besten Gymnasien der Türkei verboten sein.

Keystone

Nach der Empörung über ein Verbot von Weihnachtsbräuchen an einem von Deutschland unterstützten Gymnasium in Istanbul hat die Schule ein solches Vorgehen dementiert. Es gebe kein derartiges Verbot, versicherte die Schule Istanbul Lisesi am Sonntag in einer Erklärung auf ihrer Website. Ein Konzert sei «ohne Erklärung» von den deutschen Lehrern abgesagt worden. Es stehe nicht zur Debatte, dass die Schule oder Schulleitung dem Konzert Hindernisse in den Weg legen oder es verbieten würde, hiess es weiter.

Zuvor hatte das Auswärtige Amt in Berlin das Vorgehen der Schulleitung bedauert und Gespräche dazu angekündigt: «Es ist sehr schade, dass die gute Tradition des vorweihnachtlichen interkulturellen Austausches an einer Schule mit langer deutsch-türkischer Tradition in diesem Jahr ausgesetzt wurde», hiess es im Auswärtigen Amt. «Wir verstehen die überraschende Entscheidung der Leitung des Istanbul Lisesi nicht.»

Das Vorgehen der Schule hatte in Deutschland eine Welle der Empörung ausgelöst. Politiker von Union, Grünen und Linkspartei forderten, der Schule deutsche Gelder zu streichen. Auch Rufe nach einer Einbestellung des türkischen Botschafters wurden laut.

Lehrer verunsichert

Bei der Schule handelt es sich um ein staatliches türkisches Gymnasium, an dem aktuell auch 35 aus Deutschland entsendete und aus deutschen Steuermitteln bezahlte Lehrer unterrichten. Neben einem türkischen Schulabschluss können die Schüler am Istanbul Lisesi auch das Abitur erwerben. Das deutsche Kollegium hat zwar eine eigene Abteilungsleitung, untersteht aber der türkischen Schulleitung.

Die Zusammenarbeit dient dem Kulturaustausch – in einem Abkommen haben sich die beiden Länder bereits vor über 50 Jahren verpflichtetet, «ihren Völkern die Kenntnis der Kulturgüter des anderen Landes zu vermitteln».

Das Lehrer-Kollegium sei angesichts der neuen inhaltlichen Ausrichtung zunehmend verunsichert. Bereits im Juni hatte für einen Eklat gesorgt, dass der deutsche Generalkonsul auf einer Abschlussfeier keine Rede vor den Schülern halten durfte. (jdr/fal/afp)

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