«Gebt mir auch eine Mehrheit im Parlament!»

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Hollande spricht«Gebt mir auch eine Mehrheit im Parlament!»

François Hollande wird nächster Präsident Frankreichs. Auf der Place de la Bastille sagte er vor tausenden Anhängern der europäischen Sparpolitik den Kampf an.

François Hollande spricht auf der Place de la Bastille. (Video: AP-Television)

Nach seinem Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat sich der Sozialist François Hollande in Paris feiern lassen. Auf dem Platz der Bastille im Osten sprach er in der Nacht auf Montag zu zehntausenden Anhängern. Nun komme es darauf an, ihm bei der Parlamentswahl im Juni eine Mehrheit zu verschaffen, rief Hollande der Menge von einer Tribüne zu. Aus dem zentralfranzösischen Tulle war er am späten Abend nach Paris geflogen.

Hollande erinnerte an den 10. Mai 1981. Damals vor 31 Jahren hatte die Linke am Bastille-Platz den Wahlsieg von François Mitterrand gefeiert. Er war der erste und bislang einzige direkt gewählte sozialistische Präsident Frankreichs gewesen. Hollande ermunterte die Anhänger dazu, in ihrem Engagement nicht nachzulassen. «In den bevorstehenden Monaten gibt es noch viel zu tun», rief er den Zuhörern vor Transparenten mit seinem Wahlkampfmotto «Wandel jetzt» zu.

In «ganz Europa» stehe ein Wechsel bevor, sagte Hollande. «Überall in Europa» sei die Bewegung zu spüren, die mit der Politik des Sparens brechen wolle. Im Wahlkampf hatte Hollande klargemacht, dass er in Verhandlungen mit den europäischen Partnern eine Ergänzung des Fiskalpakts durch einen Wachstumspakt erreichen will.

Die ganze Rede Hollandes. (Video: TF1)

Sarkozy will nicht mehr

Bei der Stichwahl um das Amt des französischen Präsidenten hat François Hollande 51,67 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können. Dies teilte das Innenministerium in der Nacht zum Montag nach Auszählung aller Stimmen mit Ausnahme jener der Franzosen im Ausland mit.

Der bisherige Amtsinhaber Nicolas Sarkozy erhielt kam demnach auf 48,33 Prozent. In absoluten Zahlen stimmten 17,8 Millionen Bürger für Hollande, 16,7 Millionen für Sarkozy. 2,1 Millionen Stimmen waren Enthaltungen oder ungültig. Die Stimmen von rund einer Million Franzosen im Ausland sollten am Montag ausgezählt werden, das amtliche Ergebnis der Wahl wird am Donnerstag vom Verfassungsrat in Paris festgestellt.

Der geschlagene Sarkozy kündigte vor seinen niedergeschlagenen Anhängern seinen Rückzug aus der Politik an. «Mein Platz kann nicht mehr derselbe sein, nach 35 Jahren in politischen Ämtern», sagte er in der Pariser Mutualité. «Mein Leben wird ein anderes sein.» Er habe mit Hollande telefoniert, sagte er, und wünschte ihm viel Glück. Frankreich stehe vor grossen Herausforderungen, und es werde schwer, diese zu bestehen.

Fabius Aussenminister?

Die Sozialisten haben sich schon auf den Sieg vorbereitet. Für das Amt des Premierministers kursieren in Paris die Namen von PS-Parteichefin Martine Aubry und Fraktionschef Jean-Marc Ayrault. Ayrault werden die besseren Chancen eingeräumt, weil er sich besser mit Hollande versteht. Die klar links stehende Aubry hat aber eine grosse Fangemeinde in der Partei und eine Frau als Premierministerin wäre auch ein neues Aushängeschild der Sozialisten.

Als potenzieller Aussenminister wird der erfahrene frühere Premierminister Laurent Fabius gehandelt. Der beliebte Bürgermeister von Paris, Betrand Delanoë, gilt als Kandidat für das Justizressort. Die Grünen können sich trotz ihres schlechten Abschneidens von Eva Joly in der ersten Runde (2,3 Prozent) Aussichten auf das Umweltressort machen. (sda/dapd)

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