US-JustizskandalFBI lieferte jahrzehntelang falsche Gutachten
Aufgrund fehlerhafter Haaranalysen wurden zahlreiche Unschuldige zum Tode verurteilt. Die US-Behörden haben gravierende Fehler des Justizsystems eingeräumt.

Der Hauptsitz des FBI in Washington.
Die amerikanische Bundespolizei FBI hat eingestanden, jahrzehntelang falsche Haaranalysen geliefert zu haben. Die ungenauen Gutachten der Ermittler führten wohl in Hunderten Fällen zu Fehlurteilen.
Laut «Washington Post» überprüft das FBI derzeit etwa 2500 Fälle aus den Jahren 1985 bis 2000. Die Ergebnisse sind erschütternd: In 95 Prozent der bereits überprüften 268 Fälle seien falsche Analysen gegen die Angeklagten eingesetzt worden.
In 32 Fällen wurden Menschen unter anderem wegen fehlerhafter FBI-Gutachten zum Tode verurteilt. 14 von ihnen wurden hingerichtet oder sind im Gefängnis gestorben. 26 von 28 Forensiker haben fehlerhafte Gutachten geschrieben.
Keine DNA-Analysen
Die Experten hätten Übereinstimmungen von Haarproben mit «grosser Gewissheit» attestiert, zitiert die «Washington Post» den Untersuchungsbericht. Die Ermittler verglichen lediglich die Haarstruktur unter dem Mikroskop – DNA-Analysen gab es nicht.
Die Forensiker hätten auf missverständliche Statistiken zurückgegriffen, um damit eine belastbare Aussage zu bekommen. Sie seien zudem schlecht ausgebildet gewesen und hätten ihre Arbeit mangelhaft dokumentiert, sodass sie kaum überprüfbar gewesen sei.
Die Organisation Innocence Project ist an der Untersuchung beteiligt. «Es ist ein komplettes Desaster», so Gründer Peter Neufeld. Das FBI habe über drei Jahrzehnte die mikroskopische Haaranalyse genutzt, um Beschuldigte zu kriminalisieren, so Neufeld.
Bereits 1997 auf Fehler hingewiesen
Die Generalinspektion des Justizministeriums (OIG) hatte bereits 1997 in einem Bericht auf schwere Fehler bei Analysen aus einem FBI-Labor hingewiesen. Auch das FBI selbst fand schon vor Jahren heraus, wie fehleranfällig seine mikroskopische Haaranalyse ist. Die Zweifel an den FBI-Analysen habe das Justizministerium allerdings damals nicht für alle zugänglich gemacht, berichtete die «Washington Post» bereits im Jahr 2012.
Das FBI versicherte nun, diese Fehler würden künftig vermieden. Man verpflichte sich, grösstmögliche Genauigkeit bei Haaranalysen und anderen Untersuchungen zu gewährleisten. Man werde dafür «bedeutende Mittel» einsetzen.