François HollandeSieger in der ersten Runde
Der sozialistische Kandidat Francois Hollande hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl vor Amtsinhaber Nicolas Sarkozy gewonnen. Auf Platz drei landet Marine Le Pen mit 18 Prozent.
Beim ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich hat der Kandidat der Sozialisten, François Hollande, am besten abgeschnitten. Er bekam 28,63 Prozent der Stimmen. Der konservative Amtsinhaber Nicolas Sarkozy kam laut dem offiziellen Endergebnis auf 27,18 Prozent.
Überraschend viele Stimmen konnte die Vorsitzende des rechtsextremistischen Front National (FN), Marine Le Pen, auf sich vereinen. Sie wurde mit 17,9 Prozent Dritte, wie das französische Innenministerium mitteilte. Damit erzielte Le Pen das bisher beste Ergebnis ihrer Partei bei Präsidentenwahlen.
Auf den vierten Platz kam der Linke Jean-Luc Mélenchon mit 11,11 Prozent, Fünfter wurde der Zentrist François Bayrou mit 9,13 Prozent.
Besonders das überraschend gute Abschneiden des Front National rief bei den Gewinnern heftige Reaktionen hervor. «Nicolas Sarkozy hat mit seiner verfehlten Regierung diese Wut-Wahl provoziert», sagte Hollande. Sarkozy umgarnte die FN-Wähler mit der Aussage, sie seien von der internationalen Wirtschaftskrise betroffen und dafür habe er «grosses Verständnis».
Unterschiedliche Ausgangslagen
Als Sieger der ersten Runde hat Hollande für die Stichwahl am 6. Mai die Nase klar vorne. Eine am Montag von der Zeitung «Le Parisien» veröffentlichte Umfrage des Institutes BVA sieht ihn in zwei Wochen bei 53 Prozent gegenüber 47 Prozent für Sarkozy.
Andere linke Kandidaten haben Hollande bereits ihre Unterstützung versprochen. Vor allem Mélenchon, der Kandidat der kommunistisch orientierten Linksfront, forderte seine Anhänger auf, gegen Sarkozy und damit für Hollande zu stimmen.
Sarkozy dagegen kann nicht darauf hoffen, dass Le Pen ihren Anhängern empfiehlt, ihm im entscheidenden zweiten Wahlgang die Stimme zu geben. Der stellvertretende FN-Vorsitzende Louis Aliot sagte am Montagmorgen, vermutlich werde es keine Empfehlung geben.
«Wir sind die einzige unabhängige Opposition», sagt Aliot dem Radiosender France Info. Hollande und Sarkozy seien aus dem selben Holz geschnitzt und schadeten beide der französischen Nation. Offiziell will sich Le Pen erst am 1. Mai bei einer Veranstaltung zu Ehren der Nationalheldin Jeanne d'Arc äussern.
Börse öffnet mit Verlust
Der Sieg des Sozialisten Hollande hatte offenbar auch Auswirkungen auf die Pariser Börse. Sie öffnete am Montagmorgen mit einem Minus. Der wichtige Aktienindex CAC-40 verlor zu Handelsbeginn 1,6 Prozent. Zugleich stiegen die Zinsen für französische Staatsanleihen.
Händler sagten, es handle sich eindeutig um eine Reaktion auf die Aussichten eines Siegs von Hollande im zweiten Wahlgang. Der Sozialist hat unter anderem einen Spitzensteuersatz von 75 Prozent für Einkommen von mehr als einer Million Euro angekündigt.
Zudem lehnt Hollande den europäischen Fiskalpakt in der vorliegenden Fassung ab. Dieser war auf Drängen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel entstanden. Mit dem aktuellen Fiskalpakt könnten Haushaltsdefizite automatisch bestraft werden. Hollande will diesen durch Massnahmen für mehr Wachstum ergänzen.
(sda)
Die nächsten Etappen
Mit der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hat das Wahljahr 2012 in Frankreich erst begonnen. Die nächsten wichtigen Termine im Überblick:
25. April: An diesem Tag endet die Frist für die Veröffentlichung des offiziellen Endergebnisses des ersten Wahlgangs durch den Verfassungsrat
27. April: Offizielle Bekanntgabe der beiden Kandidaten für die Stichwahl
6. Mai: Zweite Runde der Präsidentschaftswahl
11. Mai: Bis zu diesem Datum wird voraussichtlich das offizielle Endergebnis der Präsidentenwahl veröffentlicht
15. Mai: Um Mitternacht endet die Amtszeit von Nicolas Sarkozy. Voraussichtlich findet an diesem Tag auch die Amtseinführung des neuen Präsidenten statt
10. Juni: Erste Runde der Wahl zur Nationalversammlung, der grossen Parlamentskammer
17. Juni: Zweite Runde der Wahl zur Nationalversammlung
Hollande wird laut Umfrage auch Stichwahl gewinnen
Der Sozialist François Hollande wird laut einer Umfrage vom Wahlabend auch die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahl gewinnen: Laut einer telefonischen Erhebung des Pariser Ifop-Institutes unmittelbar nach den ersten Prognosen am Sonntagabend würden sich 54,5 Prozent der Wähler für Hollande entscheiden.
Nur 45,5 Prozent würden für den konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy stimmen. Besonders beliebt ist Hollande demnach bei den Wählern unter 35 Jahren. Sarkozy hingegen überzeugt vor allem Franzosen über 65 Jahre. (dapd)