TrauerfeierHunderte LKW hupen für getöteten Chauffeur
Der bei dem Anschlag in Berlin getötete polnische Lastwagenfahrer ist in seinem Heimatdorf beigesetzt worden. Derweil wurden neue Details zu Anis Amri bekannt.
In Polen blieben am Freitag landesweit zu Beginn der Gedenkmesse für den Chauffeur hunderte Lastwagen stehen und hupten. An den Trauerfeierlichkeiten nahmen auch Polens Präsident Andrzej Duda sowie Vertreter der polnischen Regierung und Deutschlands teil. Über 100 Lastwagenfahrer wollten anschliessend mit einem Konvoi nach Banie dem Opfer und seiner Familie ihre Anteilnahme bezeugen.
Ein britischer Lastwagenfahrer sammelte für die Witwe seines 37-jährigen Kollegen und deren 17-jährigen Sohn mehr als 200'000 Euro. Polnische Lastwagenfahrer starteten eine ähnliche Spendenaktion. Die Bestattungskosten übernahm der polnische Staat.
Der Pole war der registrierte Fahrer des Lastwagens, mit dem der mutmassliche Attentäter Anis Amri am 19. Dezember in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin gerast war und elf Menschen getötet hatte. Der Pole wurde nach dem Anschlag tot auf dem Beifahrersitz gefunden. Er war vermutlich vor dem Anschlag von Attentäter erschossen worden.
Zwischenzeitlich war spekuliert worden, der polnische Chauffeur könnte dem Attentäter ins Lenkrad gegriffen und damit Schlimmeres verhindert haben. Nach neuesten Erkenntnissen wurde der Lastwagen jedoch durch ein automatisches Bremssystem gestoppt. Amri wurde in der Nacht zum 23. Dezember bei Mailand von der italienischen Polizei erschossen.
Weiter Richtung Süden
Italienischen Medienberichten zufolge wollte Amri ursprünglich nicht bloss nach Mailand reisen. Die Zeitung «Corriere della Sera» berichtete am Freitag, Überwachungskameras auf dem Turiner Bahnhof hätten den aus Frankreich eingetroffenen Amri zweimal gefilmt, wie er Anschlusszüge nach Rom oder Mailand suchte.
Schliesslich habe er sich für einen Regionalzug in die Lombardei entschieden, «weil zu so später Stunde kein Zug mehr in die Hauptstadt fuhr». In einigen Zeitungen hiess es, als der 24-Jährige am 23. Dezember gegen 2 Uhr in Mailand ankam, habe er einen jungen Salvadorianer gefragt, wo er in einen Zug oder Bus «nach Rom, Neapel oder in den Süden» einsteigen könne.
Von der im Norden Mailands gelegenen Stadt Sesto San Giovanni, wo Amri wenig später bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde, fahren Busse nach Süditalien, Spanien, Marokko und Albanien ab.
Die römische Zeitung «Il Messaggero» hält es für «keinen Zufall», dass Amri in die Hauptstadt wollte. In der Region Latium um Rom hatte Amri persönliche Kontakte. Der Tunesier hatte dort auch einige Zeit bei einem Landsmann gelebt.
Besuch bei Angehörigen
Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni besuchte am Freitag die Familie einer 31-Jährigen, die bei dem Anschlag in Berlin getötet wurde. Gentiloni traf die Familie in ihrer Heimatstadt Sulmona in der mittelitalienischen Region Abruzzen. Nach Angaben des deutschen Bundeskriminalamts vom Freitag wohnten zehn der zwölf in Berlin getöteten Personen in Deutschland. (kko/sda)