IS auffällig ruhig über Zustand von Al-Bagdadi

Aktualisiert

Getötet? Verwundet?IS auffällig ruhig über Zustand von Al-Bagdadi

Ist Abu Bakr al-Bagdadi bei einem Luftangriff verletzt worden? IS-Sprecher Mohammed al-Adnani scheint dies auf Twitter zu bestätigen. Nur: Der Account ist gefälscht.

Der Anführer der Terrorgruppe «Islamischer Staat», Abu Bakr al-Bagdadi, soll bei einem Luftangriff verletzt worden sein. Das berichteten zwei irakische Beamte unabhängig voneinander: Ein Beamter des Innenministeriums in Bagdad sagte der Nachrichtenagentur AP, Al-Bagdadi sei am Samstag in der Provinz Anbar verletzt worden, als ein Konvoi mit ranghohen IS-Vertretern angegriffen wurde. Der Beamte berief sich auf Informanten innerhalb des IS. Ein hoher irakischer Militärvertreter sagte ebenfalls, er habe Informationen wonach Al-Bagdadi verwundet sei.

Es scheint indes merkwürdig, dass jemand bei einem Luftangriff mit dem Leben davonkommt. Sollte Al-Bagdadi im Konvoi mitgefahren sein, müssten seine Verletzungen gravierend sein.

Die Vertreter des «Islamischen Staates» haben sich bislang jedenfalls auffällig zurückgehalten und nichts über Al-Bagdadis Verbleib kommuniziert – abgesehen von einem angeblichen Tweet von IS-Sprecher Mohammed al-Adnani. Darin heisst es: «Glaubt ihr wirklich, dass das das Ende des Kalifats ist? Bekräftigt die Nation, dass der Emir in Ordnung ist, und wünscht ihm eine schnelle Genesung.» Analysten wie jene vom Terror-Institut SITE gehen jedoch davon aus, dass das Twitter-Konto ein Fake ist.

Sollte der IS-Chef tatsächlich ausser Gefecht gesetzt worden sein, wäre das ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen die Dschihadisten. Washington hat zehn Millionen Dollar für seine Festnahme ausgesetzt. Zuvor waren bereits Gerüchte über den Tod des obersten Führers der IS-Terrormiliz kursiert, die sich nicht bestätigt hatten.

USA ohne Informationen

Die USA haben keinerlei Informationen über einen Angriff auf Bagdadi. Das Pentagon hatte in der Nacht zum Sonntag bekanntgegeben, dass das US-Militär Angriffe gegen IS-Führer geflogen habe, allerdings im Norden des Irak. Anbar liegt dagegen westlich von Bagdad.

Die US-Luftwaffe hatte im Nordirak einen Konvoi aus zehn gepanzerten Lastwagen angegriffen. Laut einem ranghohen Vertreter des Pentagon habe die Attacke einem Treffen von ranghohen IS-Führern gegolten. Der US-Militär wollte nicht bestätigen, dass der Angriff Al-Bagdadi gegolten habe. Weitere Details wollte er nicht nennen. Nach Informationen der New York Times sind bei den Angriffen einige IS-Mitglieder getötet worden, darunter zwei regionale Führer.

Al-Bagdadi, der zwischen 40 und 50 Jahre alt sein soll, steht seit 2010 an der Spitze der Gruppe. Ein Bündnis mit der Al-Kaida-nahen Nusra-Front in Syrien hatte er aufgelöst und seinen eigenen Machtanspruch formuliert. Seine Terrorgruppe zieht seither Tausende junger Leute an, die für den IS in den Kampf ziehen wollen, darunter auch viele aus Westeuropa.

Mehr Angriffe durch Assad-Truppen

Die USA fliegen seit Monaten Luftangriffe auf den IS, zunächst im Irak und wenig später auch in Syrien. Inzwischen greifen auch die Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad die Terrormiliz auf syrischem Territorium immer häufiger an.

Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Sonntag zehn Angriffe der Assad-Truppen auf IS-Stellungen in der Stadt Al-Bab in der Provinz Aleppo. Dort seien mindestens 21 Menschen gestorben und mehr als 100 verletzt worden. Das Aleppo Media Center sprach von 30 Toten und 85 Verletzten.

Auch bei der immer noch tobenden Schlacht um die Stadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze hat der IS nach Angaben der Beobachtungsstelle deutliche Verluste erlitten: 609 IS-Kämpfer seien dort in den vergangenen Wochen umgekommen, berichteten die Aktivisten. Auf Seiten der kurdischen Milizen, die den Grenzort gegen die Extremisten verteidigen, gab es 363 Tote. Daneben verloren 24 Zivilisten und mehr als ein Dutzend syrischer Rebellen im Kampf um die strategisch wichtige Stadt ihr Leben. (sda)

Deine Meinung zählt