IS ins Zentrum von Kobani vorgerückt

Aktualisiert

Kampf um KobaniIS ins Zentrum von Kobani vorgerückt

Beobachter berichten, dass es der Terrormiliz IS gelungen sei, sich im Zentrum der syrischen Stadt Kobani festzusetzen. Die Extremisten kontrollierten nun die Hälfte der einstigen Kurden-Hochburg.

Die verworrene Gefechtslage um die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) belagerte Stadt Kobani nährt die Zweifel an der Wirksamkeit der US-geführten Offensive gegen die Dschihadisten. Zwar konnten am Mittwoch einige der IS-Kämpfer aus der nordsyrischen Stadt hinausgedrängt werden. Doch könne sich das Blatt auch wieder wenden, räumte Pentagonsprecher John Kirby ein. Auch US-Präsident Barack Obama sprach von einer schwierigen Mission, sagte aber auf lange Sicht Fortschritte voraus.

Seit Wochen ziehen die sunnitischen Extremisten den Belagerungsring um Kobani immer enger. Zuletzt drangen sie sogar auf Stadtgebiet vor. Nach Angaben des syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte kam es in der Stadt zu heftigen Schusswechseln, besonders im Stadtviertel Kani Arban. Kurdische Kämpfer hätten ein Minarett zerstört, das dem IS als Beobachtungspunkt gedient habe.

IS-Kämpfer zurückgedrängt

Am Mittwoch meldete das US-Zentralkommando, die kurdischen Milizen würden den Grossteil Kobanis weiter kontrollieren und könnten den Dschihadisten standhalten. Dabei hätten ihnen internationale Luftangriffe auf sechs IS-Stellungen rund um Kobani geholfen, sagte Kirby. Es gebe aber widersprüchliche Angaben darüber, wie viele der Extremisten sich unter dem Druck der Attacken zurückgezogen hätten. Seit Montag wurden nach Angaben von Aktivisten bei Luftangriffen mindestens 45 IS-Kämpfer getötet und fünf Fahrzeuge zerstört.

Luftangriffe allein könnten die Stadt allerdings nicht retten, räumte Kirby zugleich ein. Alle Akteure müssten sich daher auf die Realität vorbereiten, dass vielleicht neben Kobani auch weitere Orte in die Hände der IS-Miliz fallen. In Syrien gebe es keine Kampftruppen, mit denen die USA kooperieren könnten. Daher arbeite das US-Militär auf die Ausbildung und Bewaffnung 5000 moderater syrischer Oppositionskämpfer hin, die dann in den Kampf gegen den IS geschickt werden sollen, fügte Kirby hinzu. Das Vorhaben befindet sich jedoch noch im Frühstadium. Bis es so weit ist, könnten noch Monate vergehen.

Langer Kampf

Obama stellte denn auch einen langen Kampf gegen die IS-Miliz in Aussicht. «Das ist nichts, was über Nacht gelöst werden kann», räumte er bei einem Treffen mit seinem Verteidigungsminister Chuck Hagel und Generalstabschef Martin Dempsey im Pentagon ein. Dennoch würden die USA weiterhin Fortschritte erzielen. Zuversichtlich stimme ihn das breite internationale Bündnis, das die IS-Miliz als Bedrohung für den Weltfrieden ansehe, sagte Obama.

Der IS hat grosse Gebiete Syriens und des Irak erobert. Die USA und mehrere Verbündete greifen ihn seit August im Irak und seit September auch in Syrien aus der Luft an. Doch die Hartnäckigkeit der IS-Miliz in Kobani wirft die Frage auf, ob Obama die von ihm ausgegebenen Ziele in Einklang bringen kann: Einerseits soll die Extremistengruppe zerschlagen werden, andererseits sollen Bodentruppen aus dem Kampf herausgehalten werden.

Im Bemühen um eine weitere Stärkung der US-geführten Koalition gegen die IS-Miliz richten sich die Hoffnungen nun vermehrt auf die Türkei. Am Donnerstag werden Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der für die Anti-IS-Mission zuständige Ex-US-General John Allen zu Gesprächen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan in dem Land erwartet. Kritiker gaben der Türkei zuletzt eine Mitschuld an der Lage in Kobani, weil sie Hilfe unterbunden haben soll. (sda)

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