IS rief zu Attentaten mit Autos auf

Aktualisiert

RamadanIS rief zu Attentaten mit Autos auf

Hat sich der Täter ein Video des IS zum Vorbild genommen? In einer Botschaft zum Fastenmonat propagierten die Extremisten Anschläge mit Fahrzeugen.

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Die Promenade des Anglais ist gut anderthalb Tage nach dem Attentat wieder komplett für Fussgänger geöffnet. (16. Juli)
Nizza trauert: An der Promenade des Anglais versammelten sich Menschen, um den Opfern und Hinterbliebenen des Attentats zu gedenken.
Die Polizei sichert Spuren neben zurückgelassenen Kinderwagen.
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Die Promenade des Anglais ist gut anderthalb Tage nach dem Attentat wieder komplett für Fussgänger geöffnet. (16. Juli)

Keystone/Ian Langsdon

Der Attentäter von Nizza raste mit einem Lastwagen zwei Kilometer durch die Menschenmenge und tötete so mehr als 80 Menschen. Bei vergleichbaren Taten in der Vergangenheit auf europäischem Boden kamen dagegen meist Waffen und Sprengkörper zum Einsatz.

Das Motiv des Täters, einem 31-jährigen Franko-Tunesier aus Nizza, liegt zwar noch im Dunkeln, auch hat sich noch niemand zu dem Anschlag bekannt. Doch während des diesjährigen Fastenmonats Ramadan veröffentlichte die Terrormiliz Islamischer Staat ein Propagandavideo, in dem sie explizit mehrere Anschlagsvarianten bebildert. Das International Center for the Study of Violent Extremism (ICSVE), dem das Video vorliegt, hat die Bilder ausgewertet.

Demnach ruft der IS in dem Video dazu auf, nicht länger auf westliche Soldaten im IS-Kerngebiet zu warten, sondern deren Heimatländer anzugreifen. «Füllt eure Auto mit Benzin», fordern die Extremisten ihre Anhänger auf. Es folgen realistische Darstellungen von Anschlägen: ein Selbstmordattentat in New York, ein Scharfschütze in London, eine aktivierte Schläferzelle in Deutschland und schliesslich der Fahrer eines SUV, der in Australien in eine Menschenmenge rast. Das Video hat englische Untertitel, im Hintergrund ist laut ICSVE Gesang auf Deutsch zu hören.

«Überfahrt sie mit euren Autos»

Neu ist die Strategie nicht: Bereits vor knapp zwei Jahren rief der IS seine Anhänger dazu auf, die «Ungläubigen» im Westen auch mit Autos zu überfahren. Am 19. November 2014 forderten drei französische Jihadisten mit den Kampfnamen Abu Maryam, Abu Osama und Abu Salman in einem Propagandavideo zu Anschlägen in Frankreich auf.

In dem siebenminütigen Video sagte Abu Maryan: «Terrorisiert sie, bis sie vor Angst nicht mehr schlafen können. Es stehen Waffen und Autos zu Verfügung, um dieses Ziel zu erreichen. Vergiftet das Wasser und das Essen der Feinde Allahs. Spuckt ihnen ins Gesicht und überfahrt sie mit euren Autos. Tut was auch immer nötig ist, um sie zu erniedrigen, denn das ist es, was sie verdient haben.»

Die Terror-Organisation «al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel» veröffentlichte gemäss «Spiegel Online» im Jahr 2010 sogar eine Anleitung für Anschläge mit Pick-up-Trucks. Sie riet ihren Anhängern, die Fahrzeuge vorne mit Stahlblechen oder scharfen Klingen zu präparieren – «nicht um Gras zu mähen, sondern die Feinde Allahs».

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