Islamisten wüten in Timbuktu

Aktualisiert

Machtkampf in MaliIslamisten wüten in Timbuktu

Kaum hat die UNESCO die malische Stadt Timbuktu auf die Liste der gefährdeten Welterbes gesetzt, haben Islamisten ein Mausoleum zerstört.

Die Djingareyber Moschee in Timbuktu gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. 2006 wurde sie restauriert.

Die Djingareyber Moschee in Timbuktu gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. 2006 wurde sie restauriert.

Bewaffnete Islamisten haben am Samstag in Timbuktu im Norden Malis ein zum UNESCO-Weltkulturerbe zählendes Mausoleum zerstört. Wegen des bewaffneten Konflikts in Mali hatte das UNESCO-Welterbekomitee die Wüstenstadt Timbuktu erst am Donnerstag auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt.

Gemäss Augenzeugen haben Mitglieder der Islamistengruppe Ansar Dine am Samstag das Mausoleum des Heiligen Sidi Mahmud verwüstet, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Es war bereits im Mai teilweise zerstört worden. Nun rissen die Islamisten die Mauer der Grabstätte ein, wie aus dem Umfeld eines Imam bestätigt wurde.

Nach Angaben eines Journalisten aus Timbuktu zogen die Männer anschliessend zu einem weiteren Mausoleum, dem des Heiligen Sidi Moctar. Am Morgen hatten sie nach Angaben eines weiteren Augenzeugen bereits damit begonnen, einen Friedhof im Norden der Stadt zu verwüsten.

«Sie haben gesagt, dass sie alles zerstören wollen», sagte der Journalist, der namentlich nicht genannt werden wollte. Damit reagierten die Islamisten den Angaben zufolge auf den Entscheid des Welterbekomitees vom Donnerstag. Sie werfen der UNESCO offenbar vor, sich «in ihre Angelegenheiten einzumischen».

«Perle der Wüste»

Das rund tausend Kilometer nördlich von Malis Hauptstadt Bamako gelegene Timbuktu am Rande der Sahara wird auch «Perle der Wüste» genannt. Sie zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe.

Die zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert von Tuareg-Stämmen gegründete Stadt war ein geistiges Zentrum des Islam und beherbergt tausende historische Manuskripte. Neben drei grossen Moscheen gehören 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe.

Im März war es Tuareg-Rebellen und islamistischen Gruppierungen infolge eines Militärputsches gelungen, den gesamten Norden Malis unter ihre Kontrolle zu bringen, darunter Timbuktu und Gao.

ECOWAS will Eingreiftruppe

Die südlich von Timbuktu gelegene Stadt war zuletzt Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen Islamisten und Tuareg-Kämpfern. Angesichts des Machtzuwachses für die Islamisten im Norden Malis hat die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) den UNO- Sicherheitsrat zum Handeln aufgefordert.

Dieser solle mit einer Resolution die Entsendung einer regionalen Eingreiftruppe nach Mali unterstützen. Der Einsatz müsse so schnell wie möglich vorbereitet werden, hiess es in der Abschlusserklärung des Treffens. Die ECOWAS warnte darin auch vor einer terroristischen Bedrohung durch die Islamisten.

Die ECOWAS bereitet seit mehreren Wochen die Entsendung einer regionalen Eingreiftruppe von über 3000 Soldaten nach Mali vor, braucht dafür jedoch die Zustimmung des UNO-Sicherheitsrates. Einen ersten Antrag der ECOWAS hatte dieser als zu ungenau zurückgewiesen. (sda)

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