Trumps LieblingIvankas Einfluss wächst – und damit die Kritik
Ivanka Trump hat grossen Einfluss auf ihren Vater und nimmt an Treffen mit Weltpolitikern teil. Aber ihre neue Rolle bringt ihr auch heftige Gegenreaktionen ein.
Die Amtszeit von US-Präsident Donald Trumps hat zwar gerade erst begonnen, aber schon jetzt steht fest: In der jüngeren Geschichte gab es keine Präsidententochter mit einer so prominenten Rolle und derart grossem Einfluss auf ihren Vater wie Ivanka Trump. Sie hat ein Büro im West Wing des Weissen Hauses, trifft mit Staatsführern zusammen und hat beispiellosen Zugang zum mächtigsten Mann der Welt.
Aber je mehr sie in den Vordergrund rückt, desto stärker werden auch die Gegenreaktionen. Hat sie mit ihrem erklärten Interesse an der Förderung von Frauen Anhänger gewonnen, stören sich Kritiker an ihrer Macht sowie ihren politischen Vorstellungen –und ziehen ihre Qualifikation in Zweifel.
Die «Besorgnisse gehört»
Ivanka Trump hat zumindest zum Teil darauf reagiert. Nachdem sie wochenlang keine offizielle Rolle im Weissen Haus einnehmen wollte, liess sie sich jetzt als Mitarbeiterin einstellen – aber ohne Bezahlung. Ethik-Experten hatten bemängelt, dass die informelle Rolle es ihr erlaubt habe, die Offenlegung ihrer Finanzen und andere Transparenz-Anforderungen zu umgehen. Diesen Kritikern soll so der Wind aus den Segeln genommen werden.
In einer Mitteilung erklärte Trump, sie habe die «Besorgnisse gehört» und arbeite mit dem Weissen Haus zusammen, um «die bisher einmalige Art meiner Rolle» anzusprechen.
Die Tochter des künftigen Präsidenten zeigt sich für einmal ohne Make-Up.
Am Freitagabend dann hat das Weisse Haus Angaben die finanzielle Situation hochrangiger Mitarbeiter, darunter auch Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner, offengelegt.
Laute Kritik kommt von Frauen
Einige der lautstärksten Kritiken kommen von Frauen aus dem liberalen Spektrum. Sie meinen, dass Ivanka Trump zu wenig getan habe, um die konservative Agenda des Präsidenten abzumildern. Sie hat sich auf eine Reihe der sonst typisch progressiven Themen wie Erziehungsurlaub oder Kinderbetreuung gestürzt, was manche zur Annahme brachte, dass sie die nationalistischen Ansätze ihres Vaters nicht teile.
Ivanka Trump übernimmt offiziell Beraterposten im Weissen Haus:
Video: AFP
(Video: AFP)
Seit er ins Weisse Haus einzog, hielt Ivanka mehrere Veranstaltungen zum Thema Frauen und deren Förderung am Arbeitsplatz ab. Aber sie vermied öffentliche Kommentare zu den von ihrem Vater verfügten Einreiseverboten, zur geplanten Mauer an der Grenze zu Mexiko, zu vorgeschlagenen Haushaltskürzungen oder der Rücknahme von Klimaschutz-Massnahmen.
«Wer unter den Frauen hoffte, dass Donald Trump vielleicht nicht so schlecht ist oder dass sie (Ivanka) seine schlimmsten Impulse drosselt: Das ist nicht geschehen», sagt Buchautorin Jennifer Weiner. Diese Sichtweise spiegelte auch ein Sketch in der Satiresendung «Saturday Night Live» wider. Darin wird Ivanka in einem Werbespot für ein Parfüm namens «Complicit» (Komplizin) dargestellt, und eine Stimme spricht vom «Duft einer Frau, die all dies stoppen könnte – es aber nicht tut».
Topmanagerin und Unternehmerin
Ivankas Fürsprecher argumentieren, dass die First Daughter an unfair hohen Standards gemessen werde. Carrie Lukas vom konservativen Independent Women's Network meint, dass «eine Menge dieser Kritik übersieht, dass sie selber eine Frau mit ziemlich vielen Errungenschaften ist».
Die 35-jährige Mutter von drei Kindern war noch vor kurzem eine Topmanagerin in der Trump Organization, dem Geschäftsimperium ihres Vaters, und sie betrieb ein eigenes Bekleidungsunternehmen und eine Schmucklinie. Diese Positionen gab sie vor dem Wechsel nach Washington auf, ist aber weiterhin Firmeninhaberin.
Ivanka bei Merkel-Treffen dabei
Ihr Einfluss im Weissen Haus hat sich rasch verfestigt. Neben Ehemann Jared Kushner, einem Topberater des Präsidenten, ist sie so etwas wie eine feste Einrichtung in der Regierungszentrale geworden. Mehrere Male war sie Gastgeberin von Veranstaltungen, zu denen in der Vergangenheit die jeweiligen First Ladys eingeladen hatten: So hiess sie kürzlich Unternehmerinnen im Weissen Haus willkommen und sprach mit Mädchen über Programme für mathematische, wissenschaftliche oder technische Ausbildungen.
Aber sie nahm auch an Treffen mit politischen Führungspersonen aus dem Ausland teil, so unlängst an einer Sitzung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weissen Haus.
«Gebt ihr eine Chance»
Begrüssen manche Ivankas Versprechen, sich für Familien einzusetzen, sind andere skeptisch. So hat sie begrenzte politische Erfahrung. Kritiker weisen zudem darauf hin, dass sie sich zum jüngsten republikanischen Gesetzentwurf ausschwieg, der «Obamacare» durch eine neue Gesundheitsreform ersetzen sollte. Wäre die Vorlage durchgekommen, hätte das unter anderem verringerten Zugang zur medizinischen Betreuung von Schwangeren bedeuten können. Als das Gesetz in der vergangenen Woche scheiterte, war Ivanka mit ihrer Familie auf Skiurlaub in Aspen.
Ivanka Trump sei wie viele andere eine Frau, die Mutter sei und arbeite, sagt Juliet Williams, Professorin für Gender Studies an der University of California in Los Angeles. Das allein sei nicht das nötige Kaliber von Qualifikationen, um sie an die Spitze von Regierungsbemühungen um bessere Bedingungen für arbeitende Frauen zu stellen.
Aber andere, die Ivanka Trump persönlich im Weissen Haus erlebt haben, sind beeindruckt. So Dyan Gibbens, Eigentümer von Trumball Unmanned, einer Dienstleistungsfirma für die Energieindustrie. «Sie ist ruhig, sie ist selbstbewusst, sie kann sich gut ausdrücken, sie ist gebildet (...)», sagt er nach zwei Treffen. «Gebt ihr eine Chance.»