UkraineMH17-Absturz - Lage zu gefährlich für Ermittler
Eine internationale Delegation muss einen Besuch des Absturzortes von Flug MH17 aus Sicherheitsbedenken abbrechen. Die Regierung versucht offenbar, die Separatisten aus der Gegend zu vertreiben.
Wegen neu aufgeflammter Kämpfe in der Ostukraine kommt die internationale Untersuchung am Absturzort der Malaysia-Airlines-Maschine nicht voran. Ein erster Besuch unbewaffneter Polizisten in dem Trümmerfeld sei aus Sicherheitsbedenken abgesagt worden, erklärten die Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit am Sonntag.
Es sei zu gefährlich für eine unbewaffnete Delegation von Donezk aus zu dem Absturzort rund 60 Kilometer östlich der von Separatisten gehaltenen Provinzhauptstadt zu reisen, sagte der stellvertretende Teamleiter Alexander Hug. Sollte sich die Lage ändern, werde es am Montag einen neuen Versuch geben, mit den niederländischen und australischen Experten und Polizisten zum Unglücksort zu gelangen.
Offensive gegen Donezk
Nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium in Kiew versuchen die Regierungstruppen derzeit, die Separatisten aus der Gegend um den Absturzort zu vertreiben. Erst am Samstag hatte zudem eine Offensive gegen Donezk begonnen, die Regierungstruppen waren dabei bis nach Horliwka, nördlich der Eine-Million-Einwohner-Stadt, vorgerückt.
Rund um Horliwka, aber auch nahe dem Ort Debalzewe, 25 Kilometer vom Absturzort, sei es am Sonntag zu Gefechten gekommen, sagte der Sprecher des nationalen Sicherheitsrates, Andrej Lysenko. Allein in Horliwka seien 20 Rebellen getötet worden. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete, dass ukrainische Truppen mit Panzern auch in Schachtarschk eingerückt seien, einer strategisch wichtigen Stadt an der Autobahn zwischen Donezk und der russischen Grenze und nur 15 Kilometer westlich vom Absturzort von Flug MH17.
Das Vorrücken der Regierungstruppen könnte auch eine Einigung gefährden, die der malaysische Ministerpräsident Najib Razak nach eigenen Angaben mit Separatistenführer Alexander Borodaj getroffen hatte. Borodaj habe der internationalen Polizeimission eigentlich freien Zugang zum Absturzort nahe der Ortschaft Grabowo zugesagt, erklärte Najib am Sonntag. 68 malaysische Polizisten sollten am Mittwoch in die Ukraine reisen und dort ihre niederländischen und australischen Kollegen unterstützen.
Australien entsendet unbewaffnete Polizisten
Die Aufgabe der Polizisten ist es, den Absturzort abzusichern, um eine Untersuchung der Wrackteile zu gewährleisten und weitere Leichenteile zu bergen. Australien wollte ursprünglich auch bewaffnete Polizisten einsetzen, dafür wäre allerdings eine Ratifizierung durch das Parlament in Kiew nötig. Premierminister Tony Abbott kündigte daraufhin am Sonntag an, nur unbewaffnete Beamte zu entsenden.
Sowohl die Niederlande als auch Australien und Malaysia, die bei dem Abschuss der Passagiermaschine am 17. Juli Dutzende ihrer Staatsbürger verloren hatten, sind besorgt darüber, dass Wrackteile weggeschafft werden könnten, um Beweise zur Absturzursache zu vertuschen. Zudem wollen sie die verbliebenen menschlichen Überreste bergen, die noch in dem etwa 50 Kilometer grossen Areal verstreut liegen.