McAfees Spionage-Netzwerk in Belize

Aktualisiert

Überwacht und abgehörtMcAfees Spionage-Netzwerk in Belize

IT-Pionier John McAfee behauptet, in Belize 29 Spione beschäftigt zu haben. Neben Sex-Affären von Politikern will er auch eine Terror-Verschwörung gegen die USA aufgedeckt haben.

Roman Rey
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Roman Rey

Ein paar Wochen war es ruhig um den Anti-Computervirus-Pionier John McAfee. Nach seiner halsbrecherischen Flucht aus Belize und seiner Verhaftung in Guatemala ist er wieder in seiner Heimat USA angekommen. Jetzt lässt er wieder von sich hören – denn er hat mit der Regierung von Belize noch eine Rechnung offen. Und angeblich eine Menge Beweismaterial in der Hand. Wenn man McAfee glaubt – das kann man nicht immer –, hat er in seiner Zeit im zentralamerikanischen Staat ein regelrechtes Spionage-Netzwerk aufgebaut.

Wie er in seinem Blog schreibt, soll McAfee 75 billige Laptops gekauft und mit Überwachungs-Software ausgestattet haben. Danach habe er die Geräte an Regierungsangestellte, Polizisten, Freundinnen von mächtigen Politikern verschenkt.

Und weil ein Mann allein nicht so viele Menschen überwachen kann, holte er sich Hilfe: 23 Frauen und sechs Männer sollen für McAfee gearbeitet haben. Die Helfer lasen angeblich nicht nur E-Mails und hörten Telefonate ab, sondern hätten sich auch auf Affären mit Schlüsselfiguren eingelassen, um an Informationen zu kommen – wie es sich für gute Spione eben gehört. Die Motivation für das Ganze? «Das kann ich nicht wirklich beantworten. Soviel kann ich sagen: Ich habe es getan, weil ich es konnte.»

Sex-Affären, Mordaufträge, Terror-Verschwörung

McAfees Schilderung beginnt wie der Anfang eines Thriller, und so geht sie auch weiter: «Das meiste, was ich entdeckte, hatte ich erwartet: Sex-Affären, hemmungslos peinliche Privatgespräche, Fälle von Liebe, Eifersucht und Wut. Doch einiges war überraschend.» So soll etwa der Premierminister persönlich die Ermordung eines Bandenführers angeordnet haben. Ausserdem sei Belize «ganz klar der Schlüsselspieler in einem grösseren Netzwerk, dessen Ziel es ist, Hisbollah-Terroristen in die USA einzuschleusen.» Während er all dies aufdeckte, habe McAfee mit acht seiner Spioninnen zusammengelebt und wäre fast von einer getötet worden – einer Doppelagentin.

Die Annahme liegt nahe, McAfee sei nun völlig übergeschnappt. Doch hinter seinen Schilderungen könnte sich auch Kalkül verbergen. Der 67-Jährige hat mehrmals zugegeben, gerne mal zu lügen, um die Medien und seine Verfolger (wer auch immer das sein mag) in die Irre zu führen. Doch wie soll ein Aussenstehender die Handlungen eines Mannes nachvollziehen können, der von sich selbst sagt «ein grosser Teil meines Lebens ist mir selbst ein Rätsel»?

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