Der Attentäter ist totScharfschützen haben Merah erschossen
Die Belagerung in Toulouse ist vorbei. Elitetruppen haben Mohammed Merahs Wohnung gestürmt und ihn bei einem Schusswechsel getötet, als er durch das Badezimmerfenster entkommen wollte.
Der Stand in der Nacht auf Donnerstag, 3.15 Uhr
Der in einem Haus im südfranzösischen Toulouse verschanzte mutmassliche Serienattentäter hält Frankreich weiter in Atem. Bislang hat der 23-jährige Verdächtige Mohammed Merah nicht aufgegeben.
Am späten Mittwochabend versuchten die Einsatzkräfte, mit drei heftigen Detonationen den Druck auf ihn zu erhöhen. Wenige Stunden später waren in der Nacht zum Donnerstag erneut eine Detonation und vermutlich Schüsse zu hören.
Die drei Explosionen ereigneten sich gegen 23.35 Uhr, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten. Zu sehen war auch ein Aufblitzen an der Fassade des Hauses. In den Minuten nach den Detonationen waren keine Schüsse zu hören.
Merah soll schwer bewaffnet sein. Ermittler erklärten, den Druck auf ihn erhöhen zu wollen: «Er hat gesagt, dass er sich stellen will, er hat seine Meinung geändert, wir erhöhen den Druck, damit er aufgibt.» Gegen 02.00 Uhr war erneut eine Detonation zu hören, der möglicherweise mehrere abgefeuerte Schüsse vorausgingen.
«Keine Märtyrer-Seele»
Am Abend hatte Innenministers Claude Guéant gesagt, Mohammed Merah wolle sich bald ergeben. Er hoffe, dass eine Erstürmung des Hauses, in dem sich der Mann verschanzt hält, verhindert werden könne. Dieser solle nach Möglichkeit «lebendig» gefasst werden, damit er «verurteilt werden» könne, sagte Guéant.
Zuvor hatte der zuständige Staatsanwalt gesagt, der Verdächtige habe angegeben, «dass er keine Märtyrer-Seele hat, er zieht es vor, zu töten und selbst am Leben zu bleiben». Der 23-Jährige bekannte sich zu den drei Angriffen, bei denen in den vergangenen Tagen sieben Menschen getötet wurden, darunter drei jüdische Kinder.
Merah hält sich seit Mittwoch 03.00 Uhr in der Wohnung verschanzt. Mehrere Versuche, die Wohnung in der Nacht zum Mittwoch zu stürmen, scheiterten: Der schwer bewaffnete Mann schoss durch die Tür auf die Polizisten und verletzte zwei von ihnen leicht.
Zeigt «keinerlei Reue»
Am Mittwoch hatte der Mann gesagt, er sei Mitglied des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der mutmassliche Attentäter zeige «keinerlei Reue», vielmehr bedauere er, dass er nicht noch mehr Menschen habe töten können, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Seine Attentate glorifiziere er mit den Worten, er habe «Frankreich in die Knie gezwungen». Der 23-Jährige plante demnach, einen weiteren Soldaten sowie zwei Polizisten zu töten.
Der mutmassliche Serienattentäter hatte am 11. März zum ersten Mal zugeschlagen: Er erschoss in Toulouse auf offener Strasse einen Fallschirmjäger in Zivil. Wenige Tage später tötete er im nahegelegenen Montauban zwei weitere Fallschirmjäger.
Wieder in Toulouse tötete er am Montag bei einem Angriff auf eine jüdische Schule drei Kinder und einen Lehrer. Innenminister Guéant sagte, der Mann habe die Schule nach eigenen Angaben angegriffen, weil er keinen weiteren Soldaten zum Töten «gefunden» habe.
«Untypisches Profil»
Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der Verdächtige zweimal in Afghanistan und in Pakistan war, dass er aber «ein untypisches Profil salafistischer Selbstradikalisierung» aufweise.
Mohammed Merah sei mit eigenen Mitteln und nicht über die bekannten Netzwerke nach Afghanistan gekommen. Der 23-Jährige habe auch behauptet, von Al- Kaida in Waziristan im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ausgebildet worden zu sein.
Wegen seiner Reisen war Merah im November 2011 in Toulouse vom französischen Inlandsgeheimdienst befragt worden, wie Innenminister Guéant sagte. Der Verdächtige habe aber von einer touristischen Reise gesprochen und dies mit Fotos untermauert. (fum/jam/sda)