Mindestens 14 Tote nach Bootsunglück

Aktualisiert

Vor LampedusaMindestens 14 Tote nach Bootsunglück

Vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa ist erneut ein Flüchtlingsboot gekentert. 400 Menschen sollen an Bord gewesen sein, 200 wurden bisher gerettet.

Nordafrikanische Flüchtlinge drängen sich am 11. April 2014 auf einem kleinen Boot zusammen, sie werden von der italienischen Küstenwache gerettet (Archivbild).

Nordafrikanische Flüchtlinge drängen sich am 11. April 2014 auf einem kleinen Boot zusammen, sie werden von der italienischen Küstenwache gerettet (Archivbild).

Südlich der italienischen Insel Lampedusa ist am Montag nach offiziellen Angaben ein Boot mit Hunderten Migranten gesunken. Dabei kamen mindestens 14 Menschen ums Leben. Die Zahl werde sich möglicherweise noch weiter erhöhen, teilte Italiens Marine mit.

Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Rettungsdienste und Küstenwache meldete, sank das Flüchtlingsboot rund 180 Kilometer südlich der Insel und 80 Kilometer nördlich der libyschen Küste. Etwa 200 Menschen wurden demnach gerettet.

Waren 400 Menschen an Board?

Ein Sprecher der Küstenwache wollte Medienberichte, wonach sich rund 400 Menschen an Bord befanden, weder bestätigen noch dementieren. Nach Angaben der Überlebenden sollen Hunderte Menschen an Bord gewesen sein. Wie viele Menschen noch vermisst werden, blieb zunächst unklar.

Die italienische Küstenwache, Marineschiffe und ein Helikopter beteiligten sich an den Rettungsarbeiten in der Nähe einer Ölplattform. Das völlig überfüllte Boot war auf dem Weg von Nordafrika in Richtung Europa, als sich das Unglück ereignete.

Regelmässige Tragödien

In den vergangenen Tagen waren erneut Tausende Migranten an den Küsten Italiens angekommen. Sie nutzten das gute Wetter für die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. Allein in der vergangenen Woche waren es laut Marine mehr als 4300 Menschen.

Jeden Monat versuchen tausende Menschen, von der nordafrikanischen Küste aus in überladenen und wenig seetüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Immer wieder kommt es dabei zu Tragödien.

Eines der schlimmsten Unglücke ereignete sich am 3. Oktober 2013, als vor Lampedusa 366 Flüchtlinge ums Leben kamen. Das überfüllte Boot war in der Nähe der Insel gekentert, 155 Menschen überlebten das Unglück.

Rom startete danach den Einsatz «Mare Nostrum», bei dem Kriegsschiffe, Drohnen und Hubschrauber eingesetzt werden, um Flüchtlingsboote ausfindig zu machen. Dennoch waren am Sonntag vor der Küste Libyens mindestens 40 Menschen ertrunken. Die Flüchtlinge wollten über das Mittelmeer nach Europa gelangen, als ihr Boot östlich der Hauptstadt Tripolis kenterte.

Libyen ist wegen seiner durchlässigen Grenzen zu den Subsahara-Staaten und wegen seiner Nähe zu Italien und Malta ein zentrales Durchgangsland für Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen oder wegen politischer Verfolgung illegal nach Europa gelangen wollen.

Malmström «tief schockiert»

EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström zeigte sich «tief schockiert» von der erneuten Katastrophe vor der Haustür der EU. «Es ist die eindeutige Verantwortung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union, jetzt konkrete Solidarität zu zeigen, um die Wiederholung solcher Tragödien zu vermeiden», erklärte die Schwedin in Brüssel.

Sie forderte die Umsetzung eines Aktionsplans, den die Europäische Union nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa Anfang Oktober aufgestellt hatte. Malmström kündigte zudem an, das Thema auf die Tagesordnung des nächsten EU-Innenministertreffens im Juni zu setzen. (sda)

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