Anschlag in AnsbachMohammad D. erhielt wohl Anweisung von unbekannt
Beim Attentat von Ansbach hat möglicherweise ein Hintermann die Fäden gezogen. Der Täter selbst hegte düstere Selbstmordgedanken.
Der Attentäter von Ansbach hat möglicherweise unmittelbar vor seinem Selbstmordanschlag Anweisungen von einem Hintermann bekommen. Bei den Ermittlungen wurden Hinweise entdeckt, dass der 27-jährige Syrer kurz zuvor von einer unbekannten Person über einen Internet-Chat beeinflusst wurde.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann teilte am Mittwoch an einer Kabinettsklausur am Tegernsee mit, dass der Ansbach-Attentäter «intensiven» Kontakt mit jemandem gehabt habe, «der massgeblich auf dieses Attentatsgeschehen Einfluss genommen hat».
Ob der Gesprächspartner von der Terrormiliz Islamischer Staat kam und wo er sich aufhielt, konnte Herrmann nicht sagen. Die Terrormiliz hat den Anschlag für sich reklamiert. Als weiteres Indiz für Hintermänner zu der Explosion wertete Herrmann die bei dem Flüchtling gefundenen Geldbeträge. Es sei «unwahrscheinlich», dass er dieses Geld allein durch seine Zuwendungen als Flüchtling habe sammeln können.
Die Bundesanwaltschaft, die inzwischen die Ermittlungen in dem Fall leitet, wollte sich nicht zu den Angaben äussern. «Wir werden die Äusserungen nicht kommentieren und auch keine weiteren Einzelheiten aus dem Ermittlungsverfahren bekannt geben», sagte ein Sprecher.
Psychologen wussten vom «spektakulären Suizid»
Anfang 2015 war der Attentäter von Ansbach, Mohammad D., in stationärer psychiatrischer Behandlung im Bezirksklinikum Ansbach. Der Zeitung «Bild» liegen nun psychologische Gutachten über den 27-Jährigen vor. Darin wird er als «extremer Geist» eingeschätzt – und der spätere Anschlag und die Motivation des Täters korrekt antizipiert.
Ein Therapeut und ein Heilpraktiker schreiben im Gutachten, dass Mohammad D. erwähnt habe, Suizid-Gedanken zu haben und «sogar schon Vorbereitungen für den Fall der Abschiebung nach Bulgarien getroffen zu haben, weil er das Gefühl hat, keinen Einfluss mehr auf sein eigenes Leben zu haben.»
«Er hatte nichts mehr zu verlieren»
Des Weiteren schrieben die Autoren: «Es ist ihm durchaus zuzutrauen, dass er selbst seinen Selbstmord noch spektakulär in Szene setzt. Er hat nach dem Tod seiner Frau und seines sechs Monate alten Sohnes nichts mehr zu verlieren.»
Als er in die Klinik eingewiesen wurde, hatte Mohammad D. getrunken und sich selbst Verletzungen zugefügt. Der Therapeut hält fest: «Herr D. sei so verändert, dass er keine Lust auf Freizeitaktivitäten jeglicher Art habe, ihn interessiere nur noch sein Computer bzw. das Internet.»
«Ich gehe nicht lebendig nach Bulgarien»
Mohammad D. sollte nach Bulgarien abgeschoben werden. Am 2. Dezember 2014 erhielt er den Bescheid. Dagegen wehrte er sich. «Ich gehe nicht lebendig nach Bulgarien, wo man als Rückkehrer – wie alle wissen – zunächst für mehr als ein Jahr im Gefängnis landet.» Der Rekurs hatte Erfolg – zumindest vorerst. Mohammad D. wurde im Land geduldet. Bis die Behörden am 13. Juli erneut die Abschiebung anordneten. 30 Tage hätte er Zeit gehabt, das Land zu verlassen.
Dazu kam es jedoch nicht. Mohammad D. sprengte sich am Sonntagabend nahe einem Konzertgelände in die Luft. 15 Menschen wurden verletzt, er selbst starb.