Neonazis wollten Muslime und Ausländer töten

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«Old School Society»Neonazis wollten Muslime und Ausländer töten

Mit Razzien im ganzen Land haben deutsche Ermittler eine bisher unbekannte rechtsextreme Terrorgruppe zerschlagen. Diese plante etwa Sprengstoffanschläge gegen Asylheime.

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Vier Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung «Old School Soviety» wurden am Mittwoch verhaftet. (Video: Reuters)

In verschiedenen deutschen Bundesländern führten deutsche Spezialeinheiten der Polizei am Mittwochmorgen Razzien durch. Grund war die bisher unbekannte rechtsextreme Terrorgruppe «Oldschool Society» (OSS). Die Bundesanwaltschaft liess am Mittwoch vier Verdächtige festnehmen.

Die drei Männer und eine Frau sollen gemeinsam mit anderen die rechtsterroristische Vereinigung gegründet, sich Sprengstoff verschafft sowie Anschläge auf Islamisten, Moscheen und Asylbewerberheime geplant haben, wie die deutsche Strafverfolgungsbehörde mitteilte.

250 Polizisten im Einsatz

Ausserdem ermittelt die Anklagebehörde gegen fünf weitere «Beschuldigte», deren Wohnungen ebenfalls durchsucht wurden. Festgenommen wurden sie zunächst aber nicht. An dem Einsatz in Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern waren etwa 250 Polizeibeamte aus Bund und Ländern beteiligt.

Die vier verhafteten Verdächtigen sind deutsche Staatsbürger. Sie hatten sich Sprengmittel besorgt, erklärte die Bundesanwaltschaft. Bei einer Durchsuchung wurden pyrotechnische Gegenstände «mit grosser Sprengkraft» sowie weitere Beweismittel sichergestellt. Waffen waren Sicherheitskreisen zufolge nicht dabei.

Zwei der Festgenommenen, ein 56-jähriger und ein 39-jähriger, sollen Rädelsführer der Gruppe gewesen sein. Bei den beiden anderen handelt es sich um einen 47-jährigen Mann und eine 22-jährige Frau. Sie alle sollten am Mittwoch und am Donnerstag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden, der über die Anordnung von Untersuchungshaft entscheidet.

«Deutsche Kultur und Werte»

Auf ihrer Facebook-Seite bezeichnet die OSS sich als «eine Verbindung gleichgesinnter Menschen, die die deutsche Kultur und ihre Werte leben». Fotos auf der Seite zeigen Demonstrationen aus dem rechten Spektrum.

Die Gruppe soll spätestens seit November 2014 bestehen. Damals hätten sich neun Rechtsextremisten im sächsischen Frohburg südlich von Leipzig zu einer Gründungsveranstaltung getroffen.

Im Laufe der Überwachung haben sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen Erkenntnisse verdichtet, dass die Rechtsextremisten durchaus in der Lage gewesen seien, ihre Ziele umzusetzen, hiess es weiter.

Inwieweit die vier konkrete Anschlagsziele oder Termine für Anschläge ins Auge gefasst hatten, war zunächst offen. Dies muss die Bundesanwaltschaft noch ermitteln.

Innenminister Thomas de Maizière sagte, möglicherweise sei die Bildung einer Organisation nach dem Vorbild der Gruppe «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) verhindert worden. Der rechtsextreme NSU hatte mit einer jahrelang unentdeckten Mordserie Deutschland erschüttert. (cho/sda)

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