Von Joints und SinnsucheObama führte die Kiffer-Gang an
Es ist längst bekannt, dass US-Präsident Barack Obama in seiner Jugend kiffte. Eine neue Biografie beschreibt den High School-Schüler nun aber als Trendsetter im Marihuana-Rauchen.
Wird dieses Buch über Wiederwahl oder Nicht-Wahl des US-Präsidenten Barack Obama entscheiden? Es sind wahrlich benebelte Enthüllungen: In der am 19. Juni erscheinenden Biografie über Barack Obama von Pulitzer-Preisträger David Maraniss beschreibt dieser die ersten 27 Jahre von Obamas Leben. Und die haben es laut dem Autor, der zahlreiche Schul- und Collegefreunde und den Präsidenten höchstpersönlich interviewt hat, in sich. Bereits vor wenigen Tagen enthüllte «Vanity Fair» in Biografie-Auszügen Obamas früheres Liebesleben im New York der 80er-Jahre. Jetzt hat der New Yorker Blog BuzzFeed Biografie-Passagen zu Obamas Marihuana-Konsum als Schüler in Hawaii veröffentlicht. Diese haben in den USA einigen Wirbel ausgelöst.
Während vielen das berüchtigt-naive Bekenntnis des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, er habe als Student in Oxford zwar gekifft, aber nie inhaliert («I didn't inhale» - siehe Video unten) von 2006 noch in den Ohren liegt, wird Barry, wie Barack in den späten 1970er-Jahren von seinen Kumpels genannt wurde, als Anti-Clinton beschrieben. Denn: Inhaliert hat der junge Obama viel, sehr viel, und überdies hat ers auch noch genossen («that was the point» - siehe Video unten). Das hat er nie abgestritten wie Clinton, der das Rauchen des Joints nach eigenen Aussagen natürlich nie gemocht hat.
«Bier aus grünen Flaschen»
Barry wird von Maraniss als Trendsetter in der sogenannten «Choom Gang», der Kiffer-Bande, beschrieben. Der oft bekiffte (in Hawaii wird dies «choom» genannt), Basketball spielende Schüler der renommierten Punahou High School in Honolulu «war bekannt dafür, ein paar Trends im Haschisch-Rauchen zu setzen,» schreibt Maranass. «Total Absorption» oder schlicht «TA» genannt, war eines der Highlights: das totale Einsaugen des Rauches. Ein weiterer Trend war das «roof hits», bei dem Barry und seine Freunde bei geschlossenen Fenstern im Auto sassen und nicht aussteigen durften, bis der ganze Joint aufgeraucht wurde. Dazu wurde ein «Bier aus grünen Flaschen» getrunken (wahrscheinlich ein Becks oder Heinecken). Dann war da das Prinzip des Unterbrechens: Obama unterbrach plötzlich die kiffende Runde mit den Worten «Unterbrochen!» und nahm einen Extra-Zug. Angeblich störte dies seine Kumpels nicht. Schliesslich bedankte sich Barry im High School-Jahrbuch bei seinem Dealer Ray, einem langhaarigen Hippie: «Choom Gang und Ray für all die guten Zeiten.»
Barack Obama – ein Kiffer? Hell no! Doch warum die Aufregung? Bereits 1995 beichtete der jetzige US-Präsident in seiner Autobiografie «Dreams From My Father», dass er gekifft habe. Auf der Suche nach seiner Identität habe ihm Marihuana, manchmal auch Koks und Alkohol, geholfen, zu sich selbst zu finden. Nur Heroin habe er nie angerührt. Es waren dies die offenherzigen Bekenntnisse eines liberal denkenden Intellektuellen, der später zu seinem Drogenkonsum selbstkritisch bemerkte: «Es war ein Fehler».
Video: Barack Obamas Joint-Beichte (YouTube)
«Audacity of Dope»
Deshalb erstaunt es schon ein wenig, dass jetzt, wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen in den USA, Buchauszüge über Obamas Drogen-Vergangenheit einschlagen wie eine Bombe. Das «Time Magazine» titelte «Audacity of Dope», ein ironischer Kommentar auf das zweite Buch von Obama, «Audacity of Hope». Dies ist ein gefährliches Buch für Obama, wertet das Polit-Portal «Politico» die Biografie. Man wirds abwarten müssen. Laut einer Umfrage Anfang dieses Monats waren laut «The Telegraph», 56 Prozent der Amerikaner dafür, dass Marihuana legalisiert werden soll. 36 Prozent waren dagegen.
Auch Obamas republikanischer Kontrahent, Mitt Romney, kriegte kürzlich in den Medien sein Fett ab: Romney wurde als homophober Mensch beschrieben, weil er und seine Clique 1965 an der Cranbook School in Michigan jüngere Schüler, die angeblich schwul waren, piesackten.
So kämpfen beide Kandidaten mit und gegen ihre Karikaturen, schreibt «The Telegraph»: Obama als unerschrockenen Liberalen und Romney als rücksichtslosen Tyrannen.
Video: Bill Clintons Joint-Beichte (YouTube)

In der 571-seitigen Biografie von David Maraniss werden nicht nur Obamas Frauengeschichten und sein Drogenkonsum beleuchtet, sondern es wird auch seine Zeit in Harlem an der Columbia University, endlos Ralph Ellisons «Invisible Man» lesend, Kaffee trinkend und seine schwarzen Identität analysierend, unter die Lupe genommen. Black Culture nimmt auch einen wichtigen Teil ein in einem Kapitel über sein Leben in Chicago, «the most segregated City in America» und im Kapitel über seine Reise nach Europa und schliesslich in das Land seines Vaters, Kenia. Das Buch endet 1988 mit Obamas Studienbeginn in Harvard. Ein zweiter Band soll in einigen Jahren erscheinen. ein Überblick über den Inhalt von «Barack Obama: The Story» von David Maraniss (2012). (kub)