Boeing-Unglück in Russland«Es war ein unkontrollierbarer Sturz»
Bei einer Flugzeugkatastrophe in Russland sind alle Insassen ums Leben gekommen. Experten ermitteln nun die Unglücksursache.
Beim Absturz eines Passagierflugzeugs aus Dubai in Südrussland sind nach Behördenangaben alle 62 Menschen an Bord getötet worden. Die Maschine der Gesellschaft FlyDubai stürzte am Samstag gegen 01:50 Uhr beim zweiten Landeanflug auf den Flughafen der Stadt Rostow am Don ab.
Zum Zeitpunkt des Absturzes herrschte orkanartiger Wind, wie Regionalgouverneur Wasili Golubew sagte. Dies habe wahrscheinlich den Absturz verursacht. In der Region etwa 1000 Kilometer südlich von Moskau herrschte zum Zeitpunkt des Unglücks stürmisches Wetter mit Regen, schlechter Sicht und Windstärken von 14 bis 22 Meter pro Sekunde.
Beim zweiten Anflug abgestürzt
«Das Flugzeug konnte unter schwierigen Bedingungen nicht sofort landen und drehte eine Schleife. Beim zweiten Anflug kam es zu dem Absturz», sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden der russischen Agentur Tass. Beim Aufprall auf die Landebahn sei die Maschine zerbrochen, sagte Igor Oder, regionaler Chef des russischen Zivilschutzes, der Agentur Interfax. Ein russischer Luftfahrtexperte, Sergej Kruglikow, sagte im Fernsehen, es sei ein «unkontrollierbarer Sturz» gewesen.
Gemäss Rossija24 wollte der Pilot den zweiten Anflug abbrechen. «In dem Moment, als er eine weitere Schleife fliegen wollte, ist etwas geschehen und die Maschine ist abgestürzt», sagte der Korrespondent unter Berufung auf Ermittler.
Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Experten der Webseite flightradar24, die mit GPS-Satellitendaten arbeitet. Die Boeing 737-800 sei schon wieder gestiegen, als sie plötzlich wie ein Stein vom Himmel gefallen sei.
Andere Maschinen kehrten um
Zuvor sei die Boeing zwei Stunden über der Region gekreist, sagte ein Vertreter der russischen Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax. Dies deckt sich mit Internetaufzeichnungen des Fluges.
In dieser Zeit versuchte eine Maschine der russischen Aeroflot aus Moskau dreimal vergeblich, bei dem Sturm in Rostow zu landen. Sie flog dann zum etwa 250 Kilometer entfernten Flughafen von Krasnodar – genau wie eine Maschine aus Prag. Ein Flugzeug aus Istanbul sei zu seinem Ursprungsort zurückgekehrt.
Hauptsächlich Russen unter den Opfern
Unter den getöteten Passagieren befanden sich 44 Russen, wie das Medienbüro von Dubai mitteilte. Zudem kamen den Angaben zufolge acht Ukrainer, zwei Inder und eine Person aus Usbekistan ums Leben. Darüber hinaus waren fünf Besatzungsmitglieder an Bord, die aus Spanien, Russland, den Seychellen, Kolumbien und Kirgistan stammten. FlyDubai teilte in einer Erklärung mit, von den 55 Passagieren an Bord der Boeing 737-800 seien 33 Frauen, 18 Männer und vier Kinder gewesen.
Die russischen Behörden entsandten 700 Rettungskräfte zum Unglücksort. Der Flughafen von Rostow wurde wegen der Bergungsarbeiten geschlossen, Flüge wurden nach Krasnodar umgeleitet. Notfallpsychologen betreuten die verzweifelten Angehörigen am Flughafen von Rostow am Don. Präsident Wladimir Putin liess den Hinterbliebenen sein Beileid übermitteln.
Das bislang letzte schwere Unglück einer ausländischen Fluglinie in Russland war der Absturz eines Airbus A320 der armenischen Armavia im Mai 2006 bei Sotschi am Schwarzen Meer. Damals kamen 113 Menschen ums Leben.
Strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet
Die Behörden leiteten strafrechtliche Ermittlungen wegen Verletzung der Sicherheitsbestimmungen ein. Sie schliessen auch einen Pilotenfehler nicht aus. Sowohl der Flugdatenschreiber als auch der Stimmenrekorder der Maschine wurden sichergestellt.
Die Billigfluglinie FlyDubai gehört wie auch die grosse Schwester Emirates der Regierung von Dubai. Seit ihren Anfängen im Jahr 2008 ist sie stark expandiert. Grössere Unfälle gab es bislang nicht. FlyDubai-Chef Ghaith al-Ghaith sagte, sowohl der Pilot als auch der Kopilot hätten 6000 Stunden Flugerfahrung gehabt.
Die Luftfahrbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate erklärte, sie vermute Wetterumstände als Ursache des Absturzes. Die Boeing 737-800 mit dem Kennzeichen A6-FDN war erst fünf Jahre alt. (chi/woz/sda)