«Absolut normal»Putin bestreitet Schwulen-Diskriminierung
Schwule und lesbische Sportler würden an den Olympischen Spielen in Sotschi nicht benachteiligt, erklärt Putin. Dennoch will er Demonstrationen von Homosexuellen verbieten.
Russland schwulenfeindlich? Keineswegs, betont Präsident Putin im AP-Gespräch. Auch will er das Gesetz gegen «homosexuelle Propaganda» nicht gegen Athleten der Winterspiele von Sotschi anwenden lassen.
Nach internationaler Empörung über das russische Anti-Schwulen-Gesetz und Boykottdrohungen gegen die Olympischen Winterspiele in Sotschi beschwichtigt Präsident Wladimir Putin: Das neue Gesetz werde nicht gegen Olympia-Athleten angewendet, versicherte Putin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Auch gebe es keine Diskriminierung gegen Homosexuelle in seinem Land. «Ich versichere Ihnen, dass ich mit diesen Leuten zusammenarbeite», sagte Putin.
«Absolut normale Beziehungen»
Putin gab AP das Interview am Dienstagabend zusammen mit dem staatlichen Fernsehsender Kanal 1. Er betonte, die Russen liebten den Komponisten Peter Tschaikowsky, obwohl dieser homosexuell gewesen sei. «Um ehrlich zu sein, lieben wir ihn nicht dafür, aber er war ein grossartiger Musiker, und wir lieben alle seine Musik», sagte Putin.
Er selbst verleihe auch Homosexuellen manchmal staatliche Preise oder Auszeichnungen für ihre Leistungen, erläuterte er. «Wir haben absolut normale Beziehungen und ich sehe hier nichts Ungewöhnliches.» Vertretern von Schwulen- und Lesbengruppen bot Putin ein Treffen an, falls diese darum ersuchen würden.
Porteste in Deutschland
Putin hatte im Juli ein Gesetz gegen «Propaganda für nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen» unterschrieben. Demnach ist es illegal, solche Beziehungen Minderjährigen gegenüber als normal und attraktiv darzustellen. Das Gesetz sieht hohe Geldstrafen vor, ausländische Staatsbürger können demnach sogar mit bis zu 15 Tagen Gefängnis bestraft werden. Offen ist, was dem Gesetz entsprechend als «Propaganda» gewertet werden kann.
Wegen des Gesetzes wurde unter anderem in Deutschland ein Boykott der Winterspiele in Sotschi vom 7. bis 23. Februar diskutiert. Dafür sprachen sich einige Grünen- und FDP-Politiker aus. Die russischen Behörden haben dem Internationalen Olympischen Komitee versichert, dass Russland während der Spiele in Sotschi Homosexuelle nicht diskriminieren werde.
Keine Gay-Demonstrationen in Sotschi
Putin versicherte, die Teilnehmer der Spiele würden nicht bestraft. Allerdings machte er auch deutlich, dass er bei den Winterspielen keine Demonstration für Schwulenrechte akzeptieren werde. Putin hat bereits eine Verordnung unterzeichnet, wonach alle Kundgebungen in Sotschi während der Winterspiele verboten sind.
Der Präsident betonte, dass die Spiele gegen terroristische Gefahren gesichert würden. «Terroristen sind immer für irgendwen eine Gefahr», sagte er. «Wenn wir uns vor ihnen fürchten, bedeutet das, dass sie gewonnen haben.» Es werde alles getan, um Gefahren abzuwenden. (dia/sda)