Neuer König will keine Veränderungen

Aktualisiert

Saudi-ArabienNeuer König will keine Veränderungen

Saudi-Arabiens König Abdullah ist im Alter von 90 oder 91 Jahren gestorben. Nachfolger ist sein Halbbruder Salman. Er vertritt eine ähnliche Weltanschauung wie sein Vorgänger.

Der 79 Jahre alte Salman ibn Abdelasis Al Saud ist der neue König von Saudi-Arabien.

Der 79 Jahre alte Salman ibn Abdelasis Al Saud ist der neue König von Saudi-Arabien.

Der saudi-arabische König Abdullah ist tot. Der Palast in Riad verkündete den Tod des Monarchen in der Nacht zum Freitag «in tiefer Betroffenheit und Trauer». Demnach soll Abdullah, dessen Alter auf 90 Jahre geschätzt wurde, nach den Freitagsgebeten beerdigt werden.

Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud war zum Jahreswechsel ins Spital eingeliefert worden. Wenige Tage später erklärte der Königspalast, der Monarch leide an einer Lungenentzündung und atme mit Hilfe eines Schlauchs. Am frühen Freitagmorgen um 1 Uhr (Ortszeit, Donnerstag 23 Uhr MEZ) sei der König gestorben, hiess es in der offiziellen Erklärung Riads. Die gesamte Familie und die Nation seien in Trauer.

Neuer erster Kronprinz ist Abdullahs jüngerer Halbbruder Mokren

Abdullahs Halbbruder Salman, der im Juni 2012 zum Kronprinzen bestimmt worden war, wurde zum neuen saudi-arabischen König ernannt. Er ist wie seine Vorgänger ein Sohn von Staatsgründer Abdelasis. Der 79-Jährige hatte den gesundheitlich angeschlagenen Abdullah schon in der jüngsten Vergangenheit mehrfach bei öffentlichen Auftritten vertreten. Neuer erster Kronprinz ist nach Angaben aus Riad nun Abdullahs jüngerer Halbbruder Mokren.

Salman hat versprochen, an der Politik seiner Vorgänger festzuhalten. «Wir werden damit fortfahren, uns an die korrekte Politik zu halten, die Saudi-Arabien seit seiner Gründung verfolgt hat», sagte Salman am Freitag bei einer im Fernsehen übertragenen Rede.

Ölpreise stiegen nach Tod an

Der Tod von Saudi-Arabiens König Abdullah hat Folgen für den hochsensiblen Ölmarkt.

Die Ölpreise stiegen: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostete am Freitagmorgen 49.44 Dollar und damit 92 Cent oder fast zwei Prozent mehr als am Donnerstagabend.

Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 85 Cent auf 47.16 Dollar zu. In einer ersten Reaktion auf den Tod Abdullahs waren die Ölpreise noch etwas deutlicher gestiegen.

Abdullah war bei Saudi-Arabern beliebt

Das genaue Alter von Abdullah ist nicht bekannt. Er soll nach unterschiedlichen Angaben im August 1923 oder 1924 zur Welt gekommen sein. Erst mit über 80 Jahren hatte er im August 2005 nach dem Tod von König Fahd den Thron bestiegen.

Schon seit 1995 war er in dem Königreich aber eine einflussreiche politische Figur. Bei den Saudi-Arabern war der Monarch beliebt. Er trieb die saudi-arabische Wirtschaft voran und führte das Land unter anderem durch die unruhigen Zeiten des Arabischen Frühlings, der in den Ländern der Region tödliche Spuren hinterliess.

Obamas Würdigung

Im Zuge des Erstarkens der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wurde Saudi-Arabien zu einem noch engeren Verbündeten der USA. US-Präsident Barack Obama würdigte den verstorbenen Monarchen am Donnerstag (Ortszeit) als «aufrichtigen» Staatsführer, der besonders bei seinem Einsatz für einen Frieden im Nahen Osten «Mut» bewiesen habe.

Im eigenen Land habe er sich für die Bildung der Menschen eingesetzt. Ihn persönlich habe eine «aufrichtige Freundschaft» mit König Abdullah verbunden, erklärte Obama. Der republikanische Senator John McCain würdigte Abdullah als «wichtige Reformstimme in Saudi-Arabien».

Frankreichs Staatschef François Hollande lobte Abdullahs «Vision eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten». Das Problem sei aktueller denn je, hiess es in einer vom Elysée-Palast verbreiteten Erklärung. Darin sprach Hollande dem saudi-arabischen Volk sein Mitgefühl aus und betonte die enge Freundschaft zwischen beiden Ländern.

Peitschenhiebe für Blogger

Seinem Reformwillen zum Trotz: Politischen Gegnern gegenüber blieb Abdullah unnachgiebig. Proteste von Schiiten wurden niedergeschlagen und totgeschwiegen, Frauen, die sich dem Fahrverbot widersetzten, empfindliche Strafen angedroht.

In der Region mischte sich Saudi-Arabien ebenfalls in den Kampf gegen missliebige Gruppen ein. So unterstützte Riad 2013 in Ägypten den Sturz des aus der Muslimbruderschaft stammenden Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär. In Bahrain beteiligten sich saudische Panzer aktiv an der Niederschlagung der von Schiiten angeführten Massenproteste gegen das sunnitische Herrscherhaus. In Syrien förderte das Königshaus die Opposition im Kampf gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad.

Saudi-Arabien ist eine streng konservative Monarchie, in der das islamische Scharia-Recht restriktiv ausgelegt wird. Für internationale Besorgnis sorgt derzeit der Fall des saudi-arabischen Bloggers Raef Badawi. Er war wegen Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und tausend Peitschenhieben verurteilt worden. Auf seiner Website hatte er wiederholt die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung des islamischen Rechts kritisiert. (sda)

Schweiz kondoliert

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat nach dem Tod des saudi-arabischen Königs Abdullah ein Kondolenzschreiben an die Adresse des Nachfolgers Salman bin Abdelasis Al Saud gesendet und darin die Verdienste des verstorbenen Königs Abdullah gewürdigt.

Wie üblich beim Tod eines amtierenden Staatschefs seien die Flaggen auf dem Bundeshaus am Freitag auf Halbmast gesetzt worden, schreibt das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda

An der offiziellen Trauerfeier vom Samstag wird die Schweiz laut EDA durch eine Delegation vertreten sein. Wer die Delegation leitet, war noch offen. (SDA)

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