Scharia-Wächter wollen London «säubern»

Aktualisiert

«Muslim Control»Scharia-Wächter wollen London «säubern»

Komasaufen, halbnackt durch Londons Strasse torkeln, randalieren: Nicht allen gefällt diese britische Weekend-Party. Muslimische Sittenwächter machen nun in East London Jagd auf «Sünder».

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Jedes Wochenende verwandeln sich die Strassen Londons in wilde Partyzonen, wo gefeiert und getrunken wird. Magen auspumpen und Schlägeropfer behandeln gehören in den Notaufnahmen Londons zum Alltag. Die Regierung hat dem «Binge Drinking» den Kampf angesagt.

Doch es gibt auch Jugendliche selber, die sich an den Alkoholexzessen und am öffentlichem Geknutsche stossen. Die britische Polizei untersucht derzeit einen krassen Fall von Selbstjustiz: Eine Art muslimische Bürgerwehr soll sich in den Stadtteilen East Londons wie Waltham Forest, Whitechapel oder Tower Hamlets formiert haben, um die Scharia zu erzwingen. Diese unter Hoodies versteckten Islamisten wollen ihre muslimischen Gegenden «halal», rein halten. Die Gruppe nennt sich «Muslim Patrol».

Bisher hat die «Muslim Patrol» zwei drei Minuten lange Videos auf YouTube geladen. Das Web-Magazin «The Commentator» berichtete vergangene Woche erstmals darüber. Im ersten Video ist zu sehen, wie der Unterstand eines Busstop, auf dessen Wand eine H&M- Push-Up-BH-Werbung hängt, demoliert wird. Das Poster wird weggerissen und angezündet. Im Off läuft der typische Sound des Dschihad, gesungene Koranverse. Dann die Stimme eines erzürnten Extremisten im Off mit einer Hasstirade auf die westlichen Werte: «H&M wirbt mit nackten Frauen. Das sind Bilder von widerlicher Pornografie, voller Schmutz.»

(Video: YouTube)

Das zweite Video «Die Wahrheit über Samstagnacht» ist noch extremer. Aus dem Off wird unter anderem eine Frau im Minirock beschimpft. Sie dürfe sich in der Nähe einer Moschee nicht so anzüglich kleiden, sie solle verschwinden. Die Frau entgegnet entsetzt, dies sei Grossbritannien, «hier haben Frauen Rechte.» Jemand fährt ihr übers Wort: «Ist uns vollkommen egal, ob du entsetzt bist. Dies ist kein so grosses Britannien. Wir respektieren niemanden, der Allah nicht gehorcht.» Einem Mann mit Bierflaschen wird klar gemacht, dass «Alkohol das verbotene Böse» ist. Hier werde muslimisch kontrolliert, Alkohol sei verboten, Erbrechen nicht toleriert. Dann wird dem Mann der Bierkarton weggerissen. «Wir versuchen alles zu verbieten; halbnackte Frauen auf der Strasse, wie nackte Tiere gekleidet, ohne Selbstachtung, alle Betrunkenen.»

Extremisten am Rande der Gesellschaft

Laut «Commentator» wurden andere Videos, die die Muslim Patrol veröffentlicht hatte – das Konto wurde im Dezember 2012 erstellt - , bereits von YouTube gestrichen, weil sie die Bedingungen des Videoportals nicht erfüllten. Der Inhalt der Videos war wohl zu drohend und beleidigend.

Raheem Kassan, der Herausgeber des «Commentators» erläutert gegenüber der «Welt», dass es sich bei der «Muslim Patrol» um die verbotene islamistische Sekte al-Muhajiroun handelt. Die Extremistengruppe hat unter anderem auch Kontakte zu der verbotenen Millatu Ibrahim, einer Gruppe von Salafisten aus Deutschland. Die Sittenhüter der «Muslim Patrol» seien «Reste vom verrückten Rand», so Kassan. Sie seien nicht intergrierbar.

Die muslimische Gemeinschaft verurteilt die «Muslim Patrol» und deren Schimpftiraden. So hält Ibrahim Mogra des Muslim Council of Britain in einem YouTube-Video klar fest, dass ein solches extremistisches Verhalten in Grossbritannien keinen Platz hat. Das sei mit den islamischen Werten absolut nicht vereinbar. «Diese hasserfüllten Ansichten teilt die Mehrheit der britischen Muslime nicht. Wir sind Teil dieser multikulturellen und liberalen Gesellschaft. Jeder darf innerhalb des Gesetzes seine Meinung äussern.» Letztlich haben laut Mogra diese jungen Extremisten die Glaubenslehre des Islam völlig missverstanden.

(Video: YouTube/truthloader)

Gleicher Meinung ist Mohammed Shafiq, der Vorsitzende der Ramadan-Stiftung in Grossbritannien. «Wir leben im Vereinten Königreich, es herrscht britisches Gesetz, nicht der Mob. Die Tugendwächter sind ein beunruhigendes Phänomen, aber der Vorfall ist ein Einzelfall», wird er in «Daily Mail» zitiert.

Zweifel an der Echtheit

Von einer grossen Bewegung kann also keine Rede sein. Unterdessen sind auch Stimmen laut geworden, dass alles ein Fake sei. Es wird vermutet, dass die rechtsextreme Szene dahinter steckt, die mit den gefälschten Videos den Hass gegen Muslime schüren wollen.

Dennoch: Londons Metropolitan Police ist laut «Welt» auf der Hut und will sich vermehrt um die Scharia-Patrouille kümmern. Auch Scotland Yard hat sich an die Fersen der radikalen Muslime geheftet.

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