US-PräsidentschaftskandidatenSchlimmer als Trump geht nimmer? Falsch gedacht!
Rassisten, seltsame Exzentriker und Unglücksraben: Schon so einige fragwürdige Kandidaten strebten in den USA an die Macht.
Donald Trump steht als republikanischer Kandidat für die US-Präsidentschaft so gut wie fest. Seine Nomination am Parteitag in Cleveland, der von Montag bis Donnerstag dauert, ist reine Formsache. Die Möglichkeit eines US-Präsidenten Trump ist real – das macht vielen Kritikern Angst.
Doch seinem Populismus, seiner Egomanie und seiner brachialen Rhetorik zum Trotz: Es hat in der Geschichte der USA bereits kuriosere, schlimmere und unglückseligere Anwärter auf die US-Präsidentschaft, den Vize-Posten und auch Männer im Amt des Präsidenten gegeben. Diese Politiker zählen zu den fragwürdigsten Vorgängern Trumps:
John C. Calhoun (1782-1850)
John C. Calhoun war von 1825 bis 1832 Vizepräsident der USA und einer der prominentesten Befürworter der Sklaverei. Als Sohn eines reichen Sklavenhalters aus South Carolina vertrat er die Ansicht, Weisse seien Schwarzen geistig und körperlich überlegen. Die Sklaverei war für ihn kein notwendiges Übel, sondern eine positive Errungenschaft. Auch erwähnenswert: Calhoun war der einzige Vize in der Geschichte der USA, den sein Präsident tot sehen wollte. Während der «Nullification Crisis» wollte er Bundesgesetze nicht anerkennen und musste deshalb seinen Hut nehmen.
Leonard «Live-Forever» Jones (1797-1868)
Als legendär in seiner Exzentrik gilt der siebenfache Präsidentschaftskandidat Leonard «Live-Forever» Jones. Der vermögende Bodenspekulant aus Kentucky war der Überzeugung, dass derjenige unsterblich sei, der wahrhaft glaube. Der Tod resultiere nur aus moralischen Verfehlungen. Von 1840 bis 1868 bewarb er sich um die US-Präsidentschaft als Mitglied der «High Moral»-Partei, deren einziges Mitglied er war. Am Ende half ihm sein Glaube wenig: Er starb an einer Lungenentzündung.
Horace Greeley (1811-1872)
Horace Greeley standen nicht seine Ansichten, die durchaus fortschrittlich waren, im Weg, sondern sein tollpatschiges Auftreten. Der Gründer der «New York Tribune» setzte sich für die Abschaffung der Sklaverei und gegen die Todesstrafe ein. Den Karikaturisten der Zeit war sein watschelnder Gang aber wichtiger als seine Ideen. Im Jahr 1872 verlor Greeley als demokratischer Kandidat haushoch gegen Ulysses S. Grant, den amtierenden Präsidenten. Zuvor war er unzählige Male als zerstreuter Sonderling verunglimpft worden. Zu allem Umglück starb auch noch seine Frau und er verlor seine Position bei der Zeitung. Kurz danach starb er infolge eines körperlichen und geistigen Zusammenbruchs.
John W. Davis (1873-1955)
Der Demokrat John W. Davis aus West Virginia galt bei den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 1924 als Kompromisskandidat. Nach 102 Abstimmungen und 17 Tagen Parteitag schieden die eigentlichen Favoriten aus dem Rennen. Doch die Entscheidung für Davis brachte den Demokraten kein Glück: Seine Kritik am Ku-Klux-Klan und die Verteidigung des Wahlrechts für Afroamerikaner kosteten ihn im Süden der USA Stimmen. Gleichzeitig war er für die Rassentrennung, was linke Demokraten entsetzte. Davis war in der Geschichte der USA der demokratische Kandidat, der mit 28 Prozent die wenigsten Stimmen bei einer Präsidentenwahl auf sich vereinigen konnte. Er verlor gegen den Republikaner Calvin Coolidge. Eine unrühmliche Rolle spielte Davis noch einmal 1954: Damals rechtfertigte er die Rassentrennung vor dem Supreme Court.
Richard Nixon (1913-1994)
In seinem ersten Wahlkampf im Jahr 1960 unterschätzte der damalige Vizepräsident und spätere Präsident Richard Nixon die Macht des Bildes. Bei der ersten Debatte zweier Präsidentschaftskandidaten in der Geschichte des Fernsehens trat Nixon gegen John F. Kennedy an – und war sich sicher, den Neuling vorzuführen. Er hatte seine Rechnung jedoch ohne sein äusseres Erscheinungsbild gemacht. Als Kennedy die Dienste einer Maskenbildnerin ablehnte, verzichtete auch Nixon darauf. Dass sein Konkurrent sich heimlich in seiner Garderobe schminken liess, konnte Nixon nicht ahnen. Und während Kennedy jugendlich und frisch rasiert erschien, erinnerte Nixon an einen Kleinstadtgangster mit Bartstoppeln und schlecht sitzendem Anzug. Am Ende gewann Kennedy knapp mit 113'000 Stimmen Vorsprung.
George Wallace (1919-1998)
Der frühere Gouverneur von Alabama ist für die «Süddeutsche Zeitung» das «Abziehbild vom hässlichen Amerikaner». Der Demokrat, der sich für die Rassentrennung einsetzte und Atomwaffen gegen den Vietcong befürwortete, wollte viermal Präsident werden: 1964, 1968, 1972 und 1976 – aber er gewann nie. Als er 1958 in der Gouverneurs-Vorwahl einem Konkurrenten unterlag, der vom Ku-Klux-Klan unterstützt wurde, sagte er: «I'll never be outniggered again.» («Ich werde mich nie wieder rausnegern lassen.»). Während der Bürgerrechtsbewegung stellte er sich immer wieder auf die Seite der Rassisten: 1963 versuchte er etwa zwei schwarze Studenten daran zu hindern, sich an der Universität von Alabama einzuschreiben.
Barry Goldwater (1909-1998)
Der langjährige US-Senator von Arizona wurde den Republikanern bei den Wahlen 1964 zum Verhängnis. Goldwater, der oft als Bruder im Geiste Donald Trumps Erwähnung findet, setzte sich für weniger Staat und mehr individuelle Freiheit ein. Weniger Sozialstaat und weniger Steuern – so lautete sein Motto. Ähnlich wie Wallace fiel aber auch er durch obskure Ideen auf: etwa damit, die Wälder in Vietnam mithilfe von Atomwaffen zu entlauben. Goldwater unterlag dem Amtsinhaber Lyndon B. Johnson deutlich.
Ralph Nader (1934)
Der Konsumentenschutz-Anwalt Ralph Nader wurde bei der Wahl im Jahr 2000 zum «Zünglein an der Waage» – ohne ihn wäre George W. Bush vermutlich nicht Präsident geworden. Nader trat für die Grüne Partei an und fischte auch im Lager der potenziellen Wähler des Demokraten Al Gore. Insgesamt stimmten drei Millionen US-Bürger für ihn. Allein im wahlentscheidenden Florida hätten 600 der 97'488 Nader-Stimmen gereicht, damit Gore über Bush gesiegt hätte. In gewisser Weise lässt sich also sagen: Nader hat den Amerikanern Bush eingebrockt.
Sarah Palin (1964)
Nicht fehlen in dieser Liste darf natürlich Sarah Palin. Die frühere Gouverneurin von Alaska trat 2008 als Vizepräsidentschaftskandidatin von John McCain an. Sie sollte McCain die jüngere Wählerschaft sichern, ebenso wie die religiöse Rechte und die Frauen. Der anfängliche Coup ging jedoch nach hinten los, denn Palin glänzte nicht gerade durch Wissen. Sie hielt Afrika für ein Land, kannte die drei Mitglieder der nordamerikanischen Freihandelszone nicht und antwortete auf die Frage, was sie über Russland wisse, damit, dass sie das Land von Alaska aus sehen könne. Ihre mangelnden aussenpolitischen Kenntnisse dürften die Republikaner einige Stimmen gekostet haben. An Ende war das demokratische Duo aus Barack Obama und Joe Biden jedenfalls überlegen.