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Über 50 Menschen sterben bei Anschlägen in Tunesien, Kuwait und Frankreich. Haben die Terroristen koordiniert gehandelt?

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Tödlicher Angriff aufs Ferienparadies: Schuhe und ein blutverschmiertes Buch am Strand von Sousse, rund 140 Kilomter südlich der tunesischen Hauptstadt Tunis. Die Terrormiliz Islamischer Staat übernimmt die Verantwortung für den Anschlag. (26. Juni 2015)
Einschussloch in einer Fenstertür des Hotels Marhaba in Sousse, dahinter Touristen.
Beim Anschlag auf ein Strandhotel in Tunesien sind 26. Juni 2015 mindestens 38 Menschen getötet worden - darunter nach Angaben der örtlichen Behörden Deutsche, Briten und Belgier, wie das tunesische Gesundheitsministerium mitteilte.
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Tödlicher Angriff aufs Ferienparadies: Schuhe und ein blutverschmiertes Buch am Strand von Sousse, rund 140 Kilomter südlich der tunesischen Hauptstadt Tunis. Die Terrormiliz Islamischer Staat übernimmt die Verantwortung für den Anschlag. (26. Juni 2015)

AFP/Bechir Taieb

Innerhalb weniger Stunden verlieren bei drei islamistischen Anschlägen auf drei Kontinenten mindestens 63 Menschen ihr Leben.

Frankreich

Nach einem Überfall auf eine Industriegasefabrik bei Lyon wird die Leiche eines enthaupteten Mannes entdeckt. Auf dessen Körper sind arabische Schriftzeichen, sein Kopf steckt auf einem Zaun, neben ihm hängen zwei schwarze Islamistenflaggen. Später rammt der mutmasslich selbe Täter mit seinem Fahrzeug auf dem Gelände abgestellte Gasflaschen und löst so eine Explosion aus.

Das Opfer ist der Chef eines Transportunternehmens, der mutmassliche Täter sein Angestellter. Am frühen Freitagnachmittag nimmt die Polizei den 35-jährigen Yassin S. fest. Er soll Kontakte zur radikal-islamistischen Szene haben.

Tunesien

Im Badeort Sousse an der tunesischen Mittelmeerküste überfallen bewaffnete Männer ein Ferienhotel. 38 Menschen sterben. Unter den Opfern sind Deutsche, Briten und Belgier.

Der Angriff auf das Hotel «Imperial Marhaba» in Sousse – 120 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tunis – geht nach Angaben des tunesischen Innenministeriums auf das Konto von Terroristen.

Kuwait

Bei einem Selbstmordanschlag auf die schiitische Imam-Sadik-Moschee im Osten der Hauptstadt Kuwait-Stadt kommen während des Freitagsgebets mindestens 25 Gläubige ums Leben. Weitere 202 Menschen werden verletzt.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekennt sich in sozialen Medien zu dem Anschlag.

War es eine koordinierte Aktion?

Ob die Anschläge in Zusammenhang stehen, war unklar. Überall gab es aber Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. Am Dienstag nächster Woche jährt sich zum ersten Mal die Ausrufung eines Kalifats durch den IS. Die Gotteskrieger hatten im Vorfeld dazu aufgerufen, während des laufenden Fastenmonats Ramadan Attentate auf «Feinde» des Islam zu verüben.

Doch es bestehen Zweifel an einer international koordinierten Aktion. «Das wäre sehr aufwendig – und sehr auffällig», schreibt Spiegel-Online-Journalist Raniah Salloum. Selbst wenn sich alle Attentäter auf den IS berufen sollten, gibt es grosse Unterschiede zwischen den Anschlägen.

In Frankreich hat der Täter eine persönliche Beziehung zum Opfer. Obwohl sich Yassin S. auf den IS berufen hat, steckt möglicherweise ein weltliches Tatmotiv dahinter.

Im Fall Tunesiens hat sich noch keine Terrororganisation zum Attentat bekannt. In dem Land gibt es inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppen. Sowohl Al-Qaida wie auch der IS sind in Tunesien vertreten und beide wollen mit Anschlägen zeigen, wie mächtig und brutal sie sein können.

In Kuwait hingegen ist der Fall klar: Für die IS-Kämpfer gelten Schiiten als Ketzer und müssen vernichtet werden. (kle/sda)

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