#LastNightInSwedenSchweden kontern Trump mit Fakten
Erst der Humor, dann die Fakten: Schweden will nicht als schlechtes Beispiel für Zuwanderung herhalten und begegnet Trumps Behauptungen mit Statistiken.
«Schaut, was letzte Nacht in Schweden geschah!»: Trump sorgte mit seiner Rede für Verwirrung. Video: Tamedia/AFP
Nachdem US-Präsident Donald Trump am Samstag scheinbar ein Attentat in Schweden erfunden hatte, erntete er in den sozialen Medien Spott und Häme. Nun gerät aber auch seine Rechtfertigung unter Beschuss: Führende schwedische Medien widerlegen einen vom US-Präsidenten zitierten Beitrag des konservativen Senders «Fox News» Punkt für Punkt.
Trump hatte in seiner Rede behauptet: «Schaut euch an, was gestern Abend (also Freitagabend, Anm. d. R.) in Schweden passiert ist! Schweden! Wer hätte das gedacht? Sie haben eine grosse Anzahl aufgenommen, und nun haben sie Probleme, die sie nicht für möglich hielten.» Dann zählte der Präsident als Beispiele Brüssel, Nizza und Paris auf. Am Sonntag rechtfertigte er sich dann über Twitter, er habe sich auf einen Bericht von «Fox News» über Einwanderer in Schweden bezogen.
Schweden als abschreckendes Beispiel für Zuwanderung?
Das Urteil der Zeitung «Aftonbladet» über den Bericht fällt sehr kritisch aus. Der Beitrag enthalte etliche Fehler und Übertreibungen. Das bewegte die Zeitung gar dazu, einen englischsprachigen Faktencheck zu veröffentlichen.
Diesen Beitrag auf Fox News hat Donald Trump gesehen. (Video: Youtube/Fox News)
Die Fehler beginnen bei den Jahreszahlen: Fox berichtete, dass letztes Jahr 160'000 Flüchtlinge nach Schweden kamen. Korrekt für das Jahr 2016 ist aber, dass rund 30'000 Asylgesuche gestellt wurden. Es war im Jahr zuvor als 160'000 Flüchtlinge nach Schweden kamen.
Es stimmt, dass sich die Kriminalitätsrate im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht erhöhte – aber nur auf das Niveau von 2005. In konkreten Zahlen sind diese Unterschiede zudem klein: Der Anteil der Bevölkerung, der Opfer von Gewalt oder Belästigungen wurde, schwankt in den offiziellen Statistiken seit 2005 selten um mehr als einen halben Prozentpunkt – und eine Tendenz ist schwer zu erkennen.
Die Daten zeigen dabei ein sehr differenziertes Bild: Von der Polizei erfasste Tätlichkeiten etwa nahmen 2015 gegenüber dem Vorjahr rund zwei Prozent zu, während die Zahl der Vergewaltigungen um 12 Prozent abnahm. Zudem ergänzt die Nachrichtenagentur sda, dass die Kriminalitätsrate 2016 wieder zurückging.
«No go»-Zonen gibt es nicht
Dass Flüchtlinge «riesige Sozialabgaben» erhalten, wie im Beitrag von Fox News behauptet wird, findet «Aftonbladet» übertrieben. Asylsuchende bekämen monatlich maximal rund 2200 Kronen, also knapp 250 Schweizer Franken.
Als letzten Punkt greift «Aftonbladet» die Behauptung auf, dass gewisse Zonen schwedischer Städte so gefährlich seien, dass sie sogar von der Polizei gemieden würden. Diese Idee von rechtsfreien «no go»-Zonen kursiere, seit die schwedische Polizei in einem Bericht vom Februar 2016 die «am meisten gefährdeten Vororte» auflistete. Aber die Zeitung stellt klar: «Es ist nicht wahr, dass die Polizei zu viel Angst hat und diese Zonen meidet.» (mch/sda)