Schweden verteilen Hass-Flyer an Flüchtlinge

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Insel LesbosSchweden verteilen Hass-Flyer an Flüchtlinge

Rechte in Schweden wollen keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Jetzt sind sie auf die Insel Lesbos gereist, um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen.

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Schweden gilt als tolerant, wenn es um Flüchtlinge geht. 1500 neue Asylbewerber treffen derzeit im nordischen Land ein – pro Tag. Einigen reicht es jetzt: Anhänger der rechtspopulistischen Schwedendemokraten haben auf Lesbos Flyer an Flüchtlinge verteilt, die von der Türkei aus auf die griechische Insel kommen und von dort aus in andere EU-Länder weiterreisen. Sie schrecken nicht davor zurück, diese sogar in die Schlafsäcke der Menschen zu stecken.

«Kein Geld, keine Jobs, kein Zuhause», steht in fetten Buchstaben auf dem Zettel. Darunter die Warnung, Schweden werde Flüchtlinge nicht langfristig aufnehme. Masseneinwanderung habe bereits jetzt zu Gang-Kriegen, Vergewaltigungen und sogar Angriffen mit Handgranaten geführt. Auch informierten die rechten Schweden darüber, dass in Schweden weder Polygamie noch Kopftücher oder Halal-Fleisch erlaubt seien. Und zuletzt: «Es stimmt: Schweden ist ein freundliches, grosszügiges und hart arbeitendes Land. Aber unsere Gesellschaft fällt auseinander.»

Schwedendemokraten verteilen in 17 Städten Flyer

Auf der Rückseite des Flyers sind reihenweise Matratzen abgebildet, jeweils mit einer Rolle Toilettenpapier und einer Zahnbürste ausgestattet, wie die schwedische «Soödermanlands News» berichtet. Dazu die Überschrift: «Willkommen in Schweden». Die Nachricht ist deutlich: Mehr kriegt ihr bei uns nicht.

Wollten sich die Schwedendemokraten zunächst nicht zu der Aktion äussern, bekannte sich nun der Parteisprecher Joakim Wallerstein der schwedischen Zeitung «Svenska Dagbladet»: «Der Flyer kommt von uns.» Und die Abschreckungsaktion beschränke sich nicht auf Lesbos: «Wir sind mit rund 20 bis 30 Personen in 17 Städten an Europas Grenzen aktiv», erzählt Wallerstein.

«Es macht mich sehr wütend»

Kritik kommt von Hilfsorganisationen vor Ort: «Die Informationen auf dem Flyer stimmen nicht», beklagt Mohammed Mouaid, der aus dem schwedischen Nyköping stammt und als Freiwilliger Flüchtlingen auf Lesbos hilft, der Zeitung «Expressen». «Es ist das Erste, was Menschen, die nach Europa kommen, sehen. Es macht mich sehr wütend, dass Menschen so etwas tun.»

Doch auch die schwedische Regierung gibt sich in letzter Zeit strikter im Umgang mit Flüchtlingen. Migrationsminister Morgan Johansson sagte letzte Woche bei einer Pressekonferenz, Schweden könne Flüchtlingen keine Unterkünfte mehr garantieren. Neuankömmlinge hätten die Wahl, entweder nach Dänemark oder Deutschland zurückzukehren oder sich selbst eine Unterkunft zu suchen. Johansson: «Wir haben die Grenze des Machbaren erreicht.»

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