Senator vergleicht Ministerin mit Orang-Utan

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Rassistische AttackeSenator vergleicht Ministerin mit Orang-Utan

Italiens erste schwarze Ministerin ist erneut massiv verunglimpft worden. Ein Senator der rechtspopulistischen Lega Nord erklärte, Cecile Kyenge habe Ähnlichkeit mit einem Affen.

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Cecile Kyenge sieht sich seit ihrer Ernennung mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert.

Cecile Kyenge sieht sich seit ihrer Ernennung mit rassistischen Anfeindungen konfrontiert.

Der italienische Senator Roberto Calderoli hat mit Äusserungen über Italiens erste schwarze Ministerin eine Welle der Empörung ausgelöst. Bei einer Veranstaltung mit Anhängern seiner rechtspopulistischen Oppositionspartei Lega Nord verglich Calderoli die italienisch-kongolesischen Integrationsministerin Cecile Kyenge mit einem Menschenaffen. «Wenn ich Kyenge sehe, muss ich an einen Orang-Utan denken, meinte Calderoli.

Der Lega-Nord-Politiker wurde für seine Aussage auch innerhalb der eigenen Partei kritisiert. Ministerpräsident Enrico Letta bezeichnete seine Aussagen als «unannehmbar» und drückte seine volle Solidarität mit der verunglimpften Ministerin aus. Gianpiero D'Alia, ein weiteres Kabinettsmitglied, sagte dem Sender Sky TG24, Calderolis Äusserung sei so rassistisch wie die Einstellung des amerikanischen Geheimbundes Ku Klux Klan.

Nicht die erste Provokation

Kyenge betonte, sie bedaure die Attacke. «Ich nehme Calderolis Äusserungen nicht persönlich, aber sie machen mich traurig wegen des Bildes, das sie von Italien vermitteln», erklärte die Ministerin. Roberto Calderoli dagegen versuchte seine Beleidigungen herunterzuspielen. Er habe nur einen Witz gemacht. «Meine Worte sind aus dem Zusammenhang gerissen worden: Ich habe lediglich behauptet, dass Kyenge eine gute Ministerin wäre, allerdings in ihrer Heimat Kongo.»

Calderoli ist als Provokateur bekannt. Im Jahr 2006 hatte er wegen islamfeindlicher Hetze als Reformminister der damaligen Regierung Silvio Berlusconi zurücktreten müssen. Er war bei einem Live-Interview im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RAI mit einem T-Shirt aufgetreten, auf dem umstrittene Mohammed-Karikaturen abgebildet waren. 2007 wollte er mit einem «Tag des Schweins» gegen den Bau von Moscheen in Italien protestieren.

Vergewaltigungs-Wünsche

Die 49-jährige Kyenge, eine aus der Demokratischen Republik Kongo stammende Augenärztin, ist seit ihrem Amtsantritt als Ministerin im April Zielscheibe zahlreicher rassistischer Angriffe. Die einwanderungskritische Lega Nord ereifert sich vor allem über ihren Plan, in Italien geborenen Kindern von Immigranten automatisch die italienische Staatsbürgerschaft zu verleihen, statt wie bisher bis zu ihrem 18. Lebensjahr zu warten.

Vor einem Monat waren Berichte über Todesdrohungen gegen Kyenge bekannt geworden. Eine Kommunalpolitikerin der Lega Nord hatte zudem auf Facebook vorgeschlagen, jemand möge Kyenge vergewaltigen, damit sie verstehe, was die Opfer von schwerer Gewalt fühlten. Die Politikerin, Dolores Valandro, musste daraufhin ihr Parteibuch abgeben. Italien sieht sich erst seit relativ kurzer Zeit mit dem Thema Einwanderung und Integration konfrontiert. Derzeit sind etwa 7,5 Prozent der Einwohner Ausländer; 1990 waren es noch 2 Prozent. (pbl/sda)

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