Erste BilderSo brutal wüteten die Taliban in der Schule
Die Wände sind übersät mit Einschusslöchern, Kinderschuhe liegen in getrockneten Blutlachen. Erstmals tauchen Fotos aus dem Innern der pakistanischen Schule auf.
Die Bilder lassen einem den Atem stocken: Journalisten und Fotografen erhielten am Mittwoch zum ersten Mal Zutritt zu der pakistanischen Schule, an der Taliban-Kämpfer am Vortag ein Massaker angerichtet hatten. Die Aufnahmen lassen erahnen, mit welcher Brutalität und Skrupellosigkeit die Terroristen vorgegangen waren. Die Wände sind übersät mit Einschusslöchern, der Boden blutbedeckt.
Bei dem Massaker in einer vom Militär betriebenen Schule in der Stadt Peschawar waren am Dienstag nach jüngsten Angaben der Behörden mindestens 148 Menschen getötet worden, die meisten davon Schüler. 124 weitere Menschen wurden verletzt.
Regierung will Kampf gegen Taliban verstärken
Ministerpräsident Nawaz Sharif liess das seit 2008 geltende Verbot der Todesstrafe für Terrorakte aufheben. Zudem versprach er während eines Treffens ranghoher Politiker in Peschawar, die Offensive gegen die Taliban zu intensivieren. «Wir dürfen diese Szenen nicht vergessen», sagte Sharif, «die Art, wie sie Kugellöcher in den Körpern unschuldiger Kinder hinterliessen, die Art, wie sie ihre Gesichter mit Kugeln zerfetzten.»
Der Angriff wurde weltweit verurteilt. Selbst einige Taliban-Kämpfer im benachbarten Afghanistan nannten ihn «unislamisch».
In ganz Pakistan wurden Gebetswachen durchgeführt, die Regierung rief eine dreitägige Trauer aus. Im benachbarten Indien wurden in Schulen zwei Schweigeminuten für die Opfer abgehalten. Einige der Opfer wurden bereits in der Nacht begraben, die meisten bestatteten die Angehörigen jedoch am Mittwoch.
Schulleiterin von Granate getötet
Die Leiche der Schulleiterin Tahira Qazi wurde ebenfalls geborgen. Sie hatte sich in einer Toilette versteckt, doch die Taliban warfen eine Granate in das Innere, wie Militärsprecher Asim Bajwa am Mittwoch berichtete. In Grossbritannien betete die erste anglikanische Bischöfin des Landes, Libby Lane, unmittelbar nach ihrer Ernennung in einer ersten Amtshandlung für die Opfer.
«Sie beendeten in Minuten, wofür ich mein ganzes Leben gelebt hatte – meinen Sohn», sagte Akthar Hussain, dem Tränen über das Gesicht strömten, als er seinen 14-jährigen Sohn Fahad begrub. Er habe jahrelang in Dubai gearbeitet, um einen Lebensunterhalt für seine Kinder zu verdienen, sagte Hussain. «Dieser Unschuldige ist jetzt im Grab und ich kann es nicht erwarten, mich zu ihm zu gesellen. Ich kann nicht mehr leben.»
Sprengsätze und Schusswaffen
Sieben Taliban-Kämpfer waren am Dienstagmorgen mit an ihren Körpern befestigten Sprengsätzen und mit Hilfe einer Leiter über eine Mauer geklettert, um in das Schulgebäude zu gelangen. Schüler wurden niedergeschossen, einige der Lehrerinnen lebendig verbrannt. Die Taliban hätten keine Geiseln nehmen wollen, sondern einfach wahllos auf die Schüler gefeuert, sagte Bajwa in einer Pressekonferenz.
Armee-Einheiten kämpften stundenlang gegen die Extremisten, bis die Schule geräumt und die Angreifer getötet waren. Die pakistanischen Taliban bezeichneten den Angriff als Racheakt für die Tötung ihrer Kämpfer durch das pakistanische Militär. (cho/sda)