Peitsche und TerrorSo lebt es sich im Gottesstaat der Islamisten
In Syrien haben islamistische Kämpfer in der Provinz Al-Rakka einen Muster-Gottesstaat errichtet – keine weltliche Musik, Peitschenhiebe, Christen müssen Schutzgeld bezahlen.
Wie das Leben in einem islamistischen Gottesstaat konkret aussieht, zeigt die Provinz Al-Rakka im Norden Syriens. Hier hat die Dschihadistengruppe «Islamischer Staat im Irak und in Syrien» (ISIS) die Kontrolle übernommen und die Spielregeln für ein Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen konkret umgesetzt. Die ISIS hält sich dabei streng an eine ultraislamistische Tradition. Sie möchte aus ganz Syrien ein Kalifat, also einen Gottesstaaten machen.
Besonders Christen bekommen die harte Hand der ISIS zu spüren. Sie müssen nun ein Schutzgeld zahlen, wie die «The Telegraph» schreibt. Jeder erwachsene Mann muss in zwei Raten pro Jahr vier goldene Dinars entrichten, will er mit seiner Familie frei in Al-Rakka leben.
Wer ein geringes Einkommen hat oder arm ist, bezahlt entsprechend weniger. Vier goldene Dinar entsprechen über 500 Franken. «Im Gegenzug müssen sie ihren Status nicht verstecken», schreibt die ISIS in ihren Bestimmungen.
Christen dürfen Alkohol trinken
Ihren Glauben dürfen die Christen jedoch nicht öffentlich ausüben. Auch die Kirchenglocken müssen still bleiben – und religiöse Symbole müssen versteckt getragen werden. Alkohol wiederum dürfen Christen trinken und auch Schweinefleisch darf konsumiert werden. Es ist ihnen aber strengstens verboten, dies in der Öffentlichkeit zu tun oder mit diesen Dingen mit Muslimen zu handeln.
Muslime hingegen müssen fünfmal am Tag in der Moschee beten. Ladenbesitzer haben in dieser Zeit ihr Geschäft zu schliessen. Schweinefleisch und Alkohol sind für sie selbstverständlich tabu. Ausserdem dürfen sie nicht rauchen und auch keine weltliche Musik hören. Frauen müssen sich komplett verschleiern.
Rund zwei Millionen Christen
Dass die Regeln befolgt werden, dafür sorgen bewaffnete Kämpfer. Wer sich nicht an die strengen Gesetze hält, wird ausgepeitscht. Wie der «Telegraph» berichtet, sind bereits die meisten Christen aus Al-Rakka geflohen. Die beiden Alkohol-Läden seien zerstört und mit islamistischen Parolen beschmiert worden.
Insgesamt sind etwa 10 Prozent der 22 Millionen Syrer Christen. Durch den Bürgerkrieg mussten bereits über 500'000 Christen flüchten – über 1000 wurden dabei getötet. «Es scheint in ganz Syrien Bestrebungen zu geben, Christen zu Menschen zweiter Klasse zu degradieren», sagt John Pontifex von der Hilfsorganisation Kirche in Not gegenüber dem «Telegraph». «Christen werden überall attackiert. Sie leben gefährlich.»