Sprengstoff am BahnhofStecken Neonazis hinter der Bonner Bombe?
Die Untersuchungen rund um die Tasche mit Sprengstoff, die im deutschen Bonn gefunden wurde, laufen auf Hochtouren. Es gibt eine neue Spur – und Verwirrung über die beteiligten Verdächtigen.
Seit am Montag am Bahnhof Bonn eine Tasche mit Sprengstoff sichergestellt und gesprengt wurde, kämpfen die Ermittler mit Unsicherheiten bei der Rolle von Tatverdächtigen und Zeugen. Sicher ist: Der in einer blauen Sporttasche aufgefundene Sprengsatz war sehr gefährlich. Der Mechanismus bestand aus einem mit Ammoniumnitrat gefüllten Metallrohr, um welches vier Butangas-Kartuschen befestigt waren.
Die Zündvorrichtung war mit einem batteriebetriebenen Wecker verbunden, ein Zünder aber wurde nicht entdeckt. Dass das Material eine Sprengkraft wie bei den Anschlägen in Madrid 2004 besessen haben soll, bezeichneten Sicherheitskreise allerdings als «ziemlich gewagt», schreibt Welt.de.
Neonazis gegen Salafisten?
Über das Motiv und die Rolle von Tatverdächtigen ist bislang noch wenig klar. Vom Ermittlungsansatz in Richtung islamistischer Terrorismus sind die Ermittler mittlerweile abgerückt. Neonazi-Kreise werden nun unter die Lupe genommen. Bild.de spekuliert etwa, dass die Kreise planten, einen möglichen Bombenanschlag Salafisten in die Schuhe zu schieben.
Die Polizei fahndet weiterhin nach einem Unbekannten – allerdings scheint nicht klar, ob nach einem dunkel- oder hellhäutigen Mann. Ein Schüler will einen Mann mit dunkler Hautfarbe gesehen haben, der die Tasche mit ihrem explosiven Inhalt im Bahnhof ablegte. Deswegen veröffentlichte die Polizei gestern das Phantombild eines dunkelhäutigen Mannes im Alter von 30 bis 35 Jahren.
Übergabe oder Diebstahl?
Jetzt aber sucht man auch nach einem Weissen. Dieser hatte, das haben Auswertungen von Aufzeichnungen einer Überwachungskamera ergeben, die Tasche bei sich, als er einen McDonald's am Bahnhof betrat. Doch dann wird es verwirrend. Offenbar «entwendete» der dunkelhäutige Mann dann die Tasche. Ermittlern zufolge habe er diese zum Gleis getragen, hineingeschaut und sei dann weggerannt.
Entsprechend sind die Ermittler nicht sicher, ob die Person, die auf den Aufzeichnungen zu sehen ist, die Tasche gestohlen hat oder ob eine gezielte Übergabe des Sprengsatzes stattfand. Eine Rangelei um die Tasche soll es allerdings nicht gegeben haben. Auf jeden Fall fahndet die Polizei jetzt auch nach dem hellhäutigen Mann.
Am Dienstagabend waren zwei zunächst in Gewahrsam genommene Männer wieder freigelassen worden. Die Polizei teilte mit, ein erster Tatverdacht habe sich nicht erhärten lassen. Die Männer waren als mutmassliche Islamisten bereits früher ins Visier der Ermittler geraten.