PufferzoneTürkei plant Militäreinsatz an Syriens Grenze
Staatschef Erdogan will angeblich eine Sicherheitszone einrichten. Diese soll sowohl IS-Terroristen als auch Assads Regime-Truppen daran hindern, in die Türkei einzudringen.

Grenze zwischen Türkei und Syrien: Angeblich sollen 20'000 Soldaten bereitstehen, um eine Pufferzone einzurichten. (15.Juni 2015)
Fast 20'000 türkische Soldaten und dazu Artillerie und Luftwaffe sollen laut verschiedenen Medienberichten eingesetzt werden, um nach Syrien einzudringen. Anderen Berichten zufolge gibt es Pläne, eine 110 Kilometer lange und 33 Kilometer breite Pufferzone einzurichten.
Mit der Operation will Präsident Recep Tayyip Erdogan laut dem «Tagesspiegel» zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen wolle Ankara damit den Islamischen Staat schwächen und damit die westlichen Partner beruhigen. Gleichzeitig sei Erdogans eigentliches Ziel, die Entstehung eines Kurdenstaates in Nordsyrien zu verhindern.
Türkei will Gerüchten entgegentreten
Syrische Kurden hatten zuletzt im Kampf gegen den IS Erfolge erzielt und unter anderem die strategisch wichtige Stadt Tell Abjad an der türkischen Grenze zurückerobert. Nun könnten die Kurden eine Verbindung zu der von der Kontrolle durch den IS befreiten Stadt Kobane schaffen und sogar noch ihre isolierte Hochburg Afrin im Nordwesten Syriens einschliessen, meinte Aaron Stein von der Denkfabrik Rusi in London. Die Hoheit über dieses riesige Gebiet könnte unter den türkischen Kurden separatistische Gefühle schüren, was nicht im Interesse der Türkei liege.
Auch wolle sich Ankara des Eindrucks erwehren, gegenüber dem IS blind zu sein, sagte Stein. Fotos von IS-Kämpfern, die während der Kämpfe um Tell Abjad einen Steinwurf entfernt von türkischen Grenzsoldaten diesen grinsend zugewinkt hätten, hätten einen Eindruck von Komplizentum erzeugt und dem Ruf Ankaras schwer geschadet.
Vergeltungsaktionen befürchtet
Die türkischen Generäle haben offenbar erhebliche Bedenken gegen den Plan und bestanden auf einem formellen schriftlichen Befehl der Regierung. Sie befürchten angeblich Vergeltungsaktionen des IS auf türkischem Boden sowie Zusammenstösse mit der syrischen Regierungsarmee – die Türkei könnte also vollends in den Syrien-Konflikt hineingezogen werden. Zudem könnte die Intervention zu Konflikten zwischen der türkischen Armee und den syrischen Kurden führen und neue Rebellengewalt in der Türkei auslösen, schreibt der «Tagesspiegel». Auf internationaler Ebene drohe eine Verurteilung der Türkei wegen der Besetzung fremden Staatsgebietes, argumentieren die Militärs.
Die Regierung gab zunächst keinen Kommentar dazu ab. Erdogan leitete am Montag eine reguläre Sitzung des nationalen Sicherheitsrates. Vor wenigen Tagen hatte er sich dagegen ausgesprochen, dass im Norden Syriens ein kurdischer Staat entsteht. (slw/sda)