Geheimes ProtokollTürkei soll Waffen an Al Kaida geliefert haben
Ein von Hackern veröffentlichtes geheimes Protokoll legt nahe, dass die Türkei Waffen an Al Kaida geliefert hat. Die Regierung bestreitet das.

Türkische Soldaten an der Grenze zu Syrien in Suruc.
Der türkische Geheimdienst MIT soll Waffen an Al-Kaida-Extremisten in Syrien geliefert haben. Das berichtet «Spiegel online» und bezieht sich auf eine Hackergruppe, die unter @LazepeM twittert und ein entsprechendes geheimes Protokoll der Gendarmerie veröffentlicht hat.
Demnach trug sich der Vorfall schon am 19. Januar 2014 zu. Damals stoppte die Gendarmerie in der türkischen Provinz Adana drei Lastwagen, die auf dem Weg nach Syrien waren. Die Kontrolleure folgten einem Hinweis, nach dem Waffen transportiert werden sollten. Der Staatsanwalt Aziz Takci hatte einen Durchsuchungsbefehl unterschrieben.
Geheimdienst begleitete Lieferung
Die Türkei stoppte die Berichterstattung über den Waffentransport vor einem Jahr umgehend durch eine Nachrichtensperre, der damalige Premierminister und heutige Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte öffentlich: «Sie dürfen keinen Lastwagen des MIT stoppen, Sie haben dazu keine Befugnis! Diese Lastwagen transportierten humanitäre Hilfsgüter.»
Das gehackte Protokoll legt indes nahe, dass die Regierung Extremisten Unterstützung zukommen liess, um Syriens Machthaber Baschar al-Assad zu schaden. Die Ladung der Lastwagen – Waffen, Raketen und Munition – sei für Al Kaida bestimmt gewesen, heisst es. Die Fahrzeuge seien von Geheimdienst-Agenten begleitet worden.
Während der Durchsuchung hätten die Geheimdienstler lautstark protestiert, doch die Kontrolleure hätten die drei Lastwagen beschlagnahmt. In sechs Behältern fanden Soldaten Raketen und Munition. Die Aufschrift auf den Kisten liess auf eine russische Herkunft schliessen.
Erdogan besteht auf Hilfsgüter-Lieferung
Erst als Hüseyin Avni Cos, der Gouverneur von Adana, persönlich erschien und erklärte, dass der Konvoi auf Anordnung des Premiers fahre, liess die Gendarmerie die Lastwagen fahren. Erdogan hatte seitdem immer betont, es habe sich um Hilfsgüter für Turkmenen gehandelt. Warum die Lieferung dann aber vom Geheimdienst koordiniert wurde, beantwortete er nicht, wie «Spiegel online» betont.
Staatsanwalt Takci und die an der Durchsuchung beteiligten Soldaten, die eigentlich nur ihre Arbeit verrichten wollten, mussten unterdessen mit den Konsequenzen leben. Takci verlor seinen Job, gegen die Soldaten wird wegen Spionage ermittelt.
Nachdem das Protokoll in der Nacht auf Mittwoch veröffentlicht wurde, liess die Regierung alle Seiten sperren, die darüber berichteten.