AnkaraTürkische Extremisten attackieren Kiss-In
200 junge Menschen wollten in Ankara mit öffentlichem Küssen gegen die schleichende Islamisierung der Türkei demonstrieren. Einigen Frommen gefiel das überhaupt nicht.
Islamisten haben in Ankara ein öffentliches Kiss-In mit Messern angegriffen und einen Jugendlichen verletzt. Wie türkische Medien am Sonntag berichteten, wollten mehr als 200 überwiegend junge Menschen mit dem Küssen in der Öffentlichkeit ein Zeichen gegen die schleichende Islamisierung der Gesellschaft setzen.
Die Aktion fand an einer U-Bahn-Station im Zentrum der Hauptstadt statt. Dort waren Gemeindebeamte zuvor im Namen der «moralischen Ordnung» gegen ein sich küssendes Paar vorgegangen. Als sich die Teilnehmer der Protestaktion aus Solidarität mit dem Paar ihrerseits küssten, riefen etwa 20 Islamisten «Allah Akbar» (Gott ist gross) und gingen ungeachtet der anwesenden Polizisten mit Messern auf einige Demonstranten los.
In der Türkei, deren Bevölkerung offiziell zu 99 Prozent muslimisch ist, ist seit mehr als zehn Jahren die islamisch konservative Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan an der Macht. Sie regiert auch die Hauptstadt Ankara. (sda)
Alkoholverkauf eingeschränkt
Neben einem Werbeverbot sieht ein neues Gesetz auch eine Einschränkung der Verkaufszeiten vor. Zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens soll künftig ein Verkaufsverbot für Alkohol gelten.
Den Herstellern wird zudem das Sponsoring von Veranstaltungen untersagt. Auch müssen sie auf ihren Produkten vor den Folgen des Alkoholkonsums warnen. Das Gesetz muss vom Präsidenten unterzeichnet werden, bevor es in Kraft tritt.
Die Opposition wirft der Regierung um Ministerpräsident Tayyip Erdogan vor, sie wolle dem Land einen islamischen Lebensstil aufzwingen. Der Islam verbietet den Alkoholkonsum.
Die regierende AKP weist die Anschuldigung zurück. Sie wolle die Türkei, die eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) anstrebt, lediglich den europäischen Standards näher bringen.
Seit Erdogans Amtsantritt 2002 hatte die Regierung mehrfach Massnahmen ergriffen, um den Alkoholkonsum einzudämmen. Dazu zählte auch eine Anhebung der Alkoholsteuer. (SDA)