Alle gegen DonaldUS-Medien liefern Trump Fake-News-Munition
Für Trump-Kritiker haben die Medien immer recht und der Präsident dadurch stets unrecht. Zuweilen zielen die Anti-Trump-Artikel allerdings daneben.
Wollte Trump die Justiz behindern? Das ist vorerst unklar. (Tamedia-Webvideo mit AP)
Nach zehn Tagen mit unerbittlich negativen Schlagzeilen überkam US-Präsident Donald Trump am Mittwoch Selbstmitleid. In einer Rede vor Absolventen der Küstenwache-Akademie jammerte er über seine Behandlung durch die amerikanischen Medien: «Kein Politiker der Geschichte ist schlechter oder weniger fair behandelt worden.»
Trump übertreibt. Doch dieser Tage liefern sich wichtige Medien wie die «New York Times», die «Washington Post» und CNN ein Wettrennen um möglichst viele negative Berichte über Donald Trump und seine Präsidentschaft. Nachdem die «Post» am Montag schrieb, dass der Präsident im Oval Office vor dem russischen Aussenminister und Botschafter angeblich Geheiminformationen ausgeplaudert hatte, verfolgte die Redaktion gebannt die Klick-Statistik. Wie der «Fact Checker» Glenn Kessler twittert, gab es Applaus im Newsroom, als die Klicks der Story über das Russen-Leck den bisherigen Rekord beim «Hollywood Access»-Video übertrafen:
Über den nationalen Sicherheitsberater H. R. McMaster liess das Weisse Haus die Anschuldigung des Geheimnisverrats als «falsch» dementieren. Unwahr, heisst es, sei auch die Sensationsstory der «New York Times» vom Dienstagabend. Danach bat Trump im Februar den damaligen FBI-Direktor James Comey darum, die Untersuchung des ersten Sicherheitsberaters Michael Flynn abzubrechen.
Anschuldigungen widerlegt
Für demokratische Politiker und die mehrheitlich mit ihnen verbündeten Medien ist die Sachlage klar: Die Berichte stimmen, und Trumps Dementi sind gelogen. In der Vergangenheit sind aber Anschuldigungen gegen Trump auch schon widerlegt worden, wie die Website «The Federalist» aufzählt:
Vize-Minister nicht amtsmüde: Am 10. Mai behauptete die «Post», Rod Rosenstein drohe als Nummer zwei im Justizministerium zurückzutreten. Am Tag darauf sagte der Vize-Justizminister zu Reportern: «Ich schmeisse den Bettel nicht hin.» Er fügte an, er habe das auch nicht angedroht.
Comey verlangte nicht mehr Ressourcen: Am 10. Mai schrieb die «Times», der FBI-Chef habe mehr Geld und Leute für die Ermittlungen gegen Trump eingefordert. Am nächsten Tag sagte Comeys Vize Andrew McCabe unter Eid, man sei gut dotiert, und er wisse nichts von einer derartigen Forderung.
Keine Massenkündigung im Aussenministerium:
Laut «Post» vom 26. Januar trat das ganze Management im State Department aus Protest gegen Trump zurück. In Wahrheit hatte die neue Regierung dem politisch angestellten Personal – wie jeweils üblich – pauschal gekündigt.
Kein Druck von Bannon auf den Landesschutzminister: Falsch war auch die Geschichte der «Post», wonach Chefberater Steve Bannon den Landesschutzminister John Kelly unter Druck gesetzt habe, den umstrittenen Einreisebann nicht abzuschwächen. Das sei eine «Fantasiegeschichte», sagte Kelly, und der Reporter sei «zum Narren gehalten worden».
Die meisten umstrittenen Berichte beruhen auf anonymen Quellen, daher sind sie schwer zu widerlegen oder zu bestätigen. Wegen seiner vielen widersprüchlichen Äusserungen und Tweets hat Trump selbst viel an Glaubwürdigkeit verloren. Der Wahrheitsgehalt der brisantesten Storys über seine Besprechungen mit den Russen und mit Comey wird wohl erst nach weiteren Ermittlungen eindeutig festzustellen sein.