Zürcher stirbt in TadschikistanIS bekennt sich zu Attentat auf Schweizer
Bei einem Angriff auf Touristen in Tadschikistan sind vier Menschen getötet worden. Die Schweiz verlangt die Aufklärung des mutmasslichen Terrorangriffs.
Aufnahmen des Angriffs auf die Touristengruppe im Bezirk Danghara. (Video: Radio Free Europe)
Die Schweiz verlangt die Aufklärung des mutmasslichen Terrorangriffs auf Velotouristen in Tadschikistan vom Sonntag. Beim Anschlag, den die Terrormiliz IS am Montag für sich reklamierte, waren ein Schweizer getötet und eine Schweizerin verletzt worden.
Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) rief in einer ersten Reaktion Tadschikistan auf, «alle Anstrengungen zu unternehmen, um diesen ernsten Vorfall zu klären». EDA-Sprecherin Silvia Müller sagte auf Anfrage weiter: «Sollte sich der Verdacht auf einen Terroranschlag bestätigen, wird sich dies in den Reisehinweisen für Tadschikistan niederschlagen.»
Das EDA leistet laut eigenen Angaben in dem Fall konsularischen Schutz. Es stehe in Kontakt mit der verletzten Schweizerin, den Angehörigen sowie den lokalen Behörden.
Schweizer Opfer stammen aus Zürich
Bei dem Angriff sind am Sonntag ein Schweizer getötet und eine Schweizerin verletzt worden. Das bestätigte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montag. Die IS-Miliz reklamierte das Attentat für sich. Das EDA leiste konsularischen Schutz, teilte es weiter mit. Es stehe in Kontakt mit der verletzten Schweizerin, den Angehörigen sowie den lokalen Behörden.
Die Schweizer Opfer stammen aus Zürch. Wie der «Blick» berichtet, befanden sich der 62-jährige Schweizer und seine 59-jährige Partnerin mit dem Velo auf einer Reise entlang der chinesischen Seidenstrasse und des Pamir Highway in Tadschikistan. Beim Angriff wurde der Zürcher getötet; seine Partnerin verletzt.
Insgesamt wurden beim Angriff vier Menschen getötet und zwei verletzt. Die Angreifer hätten «Messer und Schusswaffen» dabei gehabt, sagte Innenminister Ramason Hamro Rahimsoda am Montag in der Hauptstadt Duschanbe. Bei den weiteren Todesopfern handelt es sich um zwei Velofahrer aus den USA und einen Niederländer.
IS-Miliz bekennt sich zu Attentat
Am Montagabend reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) das Attentat für sich. Die IS-Miliz erklärte, eine «Abordnung von Soldaten des Kalifats» habe das Attentat begangen, wie das auf die Auswertung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE mitteilte. Der Angriff habe «Bürgern der Kreuzfahrer-Staaten» gegolten.
Innenminister Rahomsoda hatte zuvor gesagt: «Wir ermitteln in alle Richtungen. Wir können nicht sagen, ob es sich um einen Terrorakt handelt.» Die Polizei erschoss nach eigenen Angaben im Zuge ihrer Fahndung fünf Verdächtige - unter ihnen den 21-jährigen Halter des Tatfahrzeugs. Vier weitere Verdächtige seien festgenommen worden.
Eine Person unverletzt geblieben
Eines der beiden verletzten Opfer sei durch einen Messerstich verletzt worden, sagte der Innenminister. Der Zustand des Opfers sei stabil. Ein siebtes Mitglied der Radfahrergruppe, ein Franzose, sei unversehrt geblieben und werde von der Polizei befragt.
Zunächst waren die Behörden des zentralasiatischen Landes von einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht ausgegangen. Der Angriff ereignete sich im Bezirk Danghara, 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Duschanbe.
Es gibt dutzende Berichte von Schweizer Touristen, die mit dem Velo durch Tadschikistan gefahren sind. Die meisten durchquerten das Land auf dem Weg nach China.
Augenzeuge: Alle unter Schock
Ein belgischer Radfahrer, der kurz nach dem Angriff zum Tatort kam, schilderte seine Eindrücke im flämischen Radiosender VRT. «Einer von ihnen hat mir gesagt, dass sie von einem Auto angefahren wurden und dass die Leute, die im Auto sassen, dann auf sie eingestochen hätten», sagte Nicolas Moerman. «Mehrere Fahrer lagen auf dem Boden, sie standen vollkommen unter Schock.»
Viele Touristen mit Velo unterwegs
Das EDA verweist in seinen Reisehinweisen für Tadschikistan auf die Rubrik «Terrorismus und Entführungen». Nebst dem Anschlagsrisiko macht das Amt auch auf die schlechten Verhältnissen im Strassenverkehr aufmerksam.
Kurzfristige Verschärfungen der allgemeinen Sicherheitslage seien jederzeit möglich. Das Land befand sich zwischen 1992 und 1997 in einem Bürgerkrieg.
Tadschikistan ist die ärmste der ehemaligen Sowjet-Republiken und wird seit 1992 autoritär von Präsident Emomali Rakhmon regiert. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime. Die Behörden gehen hart gegen religiösen Fundamentalismus vor. 2015 machte Tadschikistan mit radikalen Massnahmen wie erzwungenen Bartrasuren und Einschränkungen für die Pilgerreise nach Mekka von sich Reden.
«Jahr des Tourismus»
Der mutmassliche Angriff auf die Touristen könnte Tadschikistans Tourismusstrategie empfindlich treffen. Die Regierung hatte 2018 zum «Jahr des Tourismus» ausgerufen. Die Visa-Vergabe für Ausländer wurde erleichtert, und die Regierung drohte Beamten in dem notorisch korrupten Land mit harten Strafen, falls sie von Urlaubern Bestechungsgelder eintreiben.
Tadschikistan ist ein landschaftlich reizvolles Gebirgsland mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Nach Angaben der Weltbank kamen 2015 rund 400'000 Ausländer zu Besuch. (bee/chk/sda/afp)