EigenschaftenWas hat Mutti, was Peer nicht hat?
Die Deutschen wollen Merkel, nicht Steinbrück. Das wird klar, wenn sie die Eigenschaften der beiden beschreiben. Meinungsforscher Manfred Güllner hat den Wählern auf den Zahn gefühlt.
Wenn die deutschen Wähler ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden 54 Prozent für Angela Merkel (CDU) und 28 Prozent für Peer Steinbrück (SPD) entscheiden (19 Prozent für keinen der beiden). Doch was hat Mutti, was Peer nicht hat? Manfred Güllner, Leiter des renommierten Meinungsforschungsinstitutes Forsa, hat mehrfach 1000 deutsche Wahlberechtigte zu ihren Eindrücken zu Kanzlerin Merkel und Herausforderer Steinbrück befragt. «Die Attribute, welche die Wähler der Kanzlerin zuschreiben, sind mehrheitlich positiv, Herausforderer Steinbrück wird mehrheitlich negativ beschrieben.»
Für die Kanzlerin verwendeten die Befragten Adjektive wie «verlässlich», «führungsstark», «sympathisch», «einfühlsam». «Bei Frau Merkel gab es kaum negative Beschreibungen. ‹Bieder› und ‹altbacken› fielen da höchstens einmal», so Forsa-Leiter Güllner. Steinbrück hingegen ist in den Augen vieler Deutscher «geldgierig», «arrogant», «unsympathisch». Immerhin schreiben einige dem einstigen Finanzminister auch Humor, Schlagfertigkeit und Fachkompetenz zu.
Für die fast durchwegs positiven Eigenschaftszuschreibungen der Mutter der Nation darf ein Aspekt nicht ausser Acht gelassen werden: die aktuelle Wirtschaftskrise. Grundsätzlich halten die Menschen in Krisenzeiten am Vertrauten fest. Wie es Manfred Güllner mit Blick auf die Wahlen formuliert: «Merkel ist krisengesinnt. In der Krise will man keinen Aufgeregten wie Steinbrück»
Steinbrück als Merkels Kofferträger
Angela Merkel stehe über dem Gezänk der Parteien, sie sei eine regelrechte «Präsidentenkanzlerin». Doch Steinbrück war von 2005 bis 2009 Bundesfinanzminister unter Angela Merkel – wäre das nicht Grund genug, sich jetzt zu profilieren? «In der Bankenkrise 2008/09 war Steinbrück zwar Finanzminister, aber kein Krisenmanager. Erinnern wir uns an die Bilder von damals: Immer, wenn die Kanzlerin eine Pressekonferenz gab, war Steinbrück hinter, nicht etwa neben ihr. Er war Merkels Adlatus, ihr Kofferträger, den Merkel bewusst hinter sich positionierte, um die eigene Machtposition herauszustreichen», so Güllner. So unscheinbar war Steinbrück in jener Zeit, dass «40 Prozent der SPD-Anhänger nicht einmal wussten, dass Steinbrück ein Mitglied der SPD ist!»
Als der erste Rettungsschirm für die maroden Banken bereitgestellt wurde, gewann Merkel Vertrauen mit Sätzen wie: «Wir machen das nicht für die Banken, wir machen das für die Menschen». Und als dann 2009 die Eurokrise kam, gab Merkel den Bürgern das Gefühl, dass unter ihrer Regierung die Krise nicht auf den Alltag der Menschen durchschlagen werde. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.