Trend mit FolgenWieso Japans Junge keinen Sex haben
Junge Japaner verweigern sich dem Sex – wegen des «Sekkusu shinai shokogun»-Trends. Geht es so weiter, werden die Einwohner Japans bis 2060 um ein Drittel schrumpfen.

Japaner sind Sex-Muffel: 40 Prozent der Uni-Studentinnen sind noch Jungfrau.
Der neue Trend in Japan könnte katastrophale Folgen haben. Immer mehr Menschen seien vom «Zölibatssyndrom», dem «Sekkusu shinai shokogun», betroffen, schreibt die britische Zeitung «The Guardian». Demnach verweigern sich viele Japaner dem Sex. Schon jetzt hat das Land eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt.
Laut dem japanischen Nationalen Institut für Bevölkerungs- und Sozialforschung könnte bis 2060 die aktuelle Einwohnerzahl von 126 Millionen um ein Drittel schrumpfen. So weit will man es nicht kommen lassen. Doch bevor man das Problem lösen kann, müssen seine Ursachen erkannt werden.
Hälfte der Frauen unter 34 sind single
Dem hat sich der japanische Verband für sexuelle Aufklärung verschrieben. In einem Bericht beleuchtet er das Sex-Verhalten von japanischen Männern und Frauen.
Die Ergebnisse sind verblüffend: 40 Prozent der weiblichen Studentinnen sind noch Jungfrau. 61 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen unter 34 sind Singles. Ein Drittel aller Japaner unter 30 hatte noch nie ein Date.
Und: 45 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer unter 24 sind erst gar nicht daran interessiert, Sex zu haben.
Erdbeben-Angst als Ablöscher
Die Ursachen für diese Neo-Keuschheit sind gesellschaftlich bedingt. Einerseits seien Frauen heutzutage «karrieregetrieben»: Sie würden lieber einen Heiratsantrag ablehnen, als ihren Job aufgeben – aus Angst, als Hausfrau zu enden. Andererseits gebe es im modernen Japan keine religiöse Autorität, die Ehe und Familie voraussetze, erklärt der Bevölkerungswissenschaftler Nicholas Eberstadt gegenüber der «Süddeutschen Zeitung».
Zudem verunsichere die Erdbeben-Gefahr im Land die Menschen zunehmend. Auch die hohen Lebenshaltungskosten sowie der zusätzliche finanzielle Aufwand für Kinder schreckten die Bevölkerung ab.
Es gibt «Heilung»
Gegen diesen Trend kann man aber etwas tun, ist die Sex- und Beziehungsberaterin Ai Aoyama überzeugt. Die ehemalige Domina hat in Tokio eine Therapie entwickelt, um die Lustlosen zu behandeln. In ihrer «Klinik» bringt sie ihren Patienten bei, die Verbindung zu ihrem Körper wiederzuentdecken. Ihre Methode umfasst teilweise auch Yoga-Übungen und Hypnose.
Viele ihrer Kunden hätten das Verlangen zum anderen Geschlecht verloren, so Aoyama. Sie bevorzugen virtuelle Beziehungen, Pornos oder kurze Affären. Erst durch die Behandlung mit der 52-jährigen Aoyama würden viele Männer wieder einen Bezug zum menschlichen Körper aufbauen. «Am Anfang fühlen sie sich gar nicht zum anderen Geschlecht hingezogen. Wenn ich sie aber berühre, zucken sie zusammen.»