Russen-JetSuche nach Leichen wegen Nebel verschoben
Am Salak-Berg ist es Helfern gelungen, zum Wrack des zerschellten Superjets vorzustossen. Hoffnung, dass jemand den Absturz überlebt hat, gibt es nicht. Die Suche wurde wegen starkem Nebel unterbrochen.
Das in Indonesien verunglückte russische Flugzeug ist an einem Vulkan zerschellt. Rettungstrupps erreichten am Donnerstag 18 Stunden nach dem Unglück die Absturzstelle an einem Hang des Vulkans Salak in der Provinz Westjava, südlich von Jakarta. Hinweise auf Überlebende gab es keine. Helikopter hatten zuvor die weit verstreuten Trümmer der Maschine geortet.
Mehrere hundert Helfer, darunter Armee und Polizei, waren bei dem Rettungseinsatz am Berg. Sie wollten zunächst die Opfer bergen und nach dem Flugdatenschreiber suchen. Mitglieder der Rettungskräfte fanden nach Angaben ihres Sprechers Gagah Prakoso am Hang des Vulkans in der Provinz Westjava erste Todesopfer. Starker Nebel zwang die Bergungsteams, die Suche auf Freitag zu verschieben. Die Einsatzkräfte rechneten demnach nicht damit, Überlebende zu finden.
Zu den Chancen, Überlebende zu finden, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte: «Das Flugzeug hat in voller Geschwindigkeit die Seite eines Bergs gerammt. Stellen Sie sich das Ergebnis vor. Das Flugzeug ist vollständig zerstört.» Es habe keine Überlebenden gegeben, sagte ein Sprecher der Firma, die den russischen Flugzeughersteller Suchoi in Indonesien vertritt. Angehörige, welche die Nacht auf dem Flughafen verbracht hatten, brachen bei Bekanntgabe der Nachricht in Tränen aus.
Über die Zahl der Insassen gibt es unterschiedliche Angaben: Indonesische Behörden sprachen am Donnerstag von 47 Menschen, Suchoi-Chef Wladimir Prissjaschnjuk nannte 45, davon 33 Indonesier, acht Russen, zwei Italiener sowie einen Franzosen und einen US-Amerikaner.
Absturzursache unklar
Spekulationen über die Absturzursache gab es zunächst nicht. Es handelte sich um eine neue Maschine mit hochmoderner Technik an Bord. Das Flugzeug vom Typ Suchoi Superjet 100 (SSJ 100) war am Mittwoch vom Flughafen in Jakarta zum zweiten Schauflug des Tages gestartet und sollte nach 50 Minuten wieder zurückkehren. Kurz nach dem Start verschwand die Maschine aber von den Radarschirmen.
Die Fluglotsen verloren den Kontakt, nachdem der Pilot um die Erlaubnis für eine Verringerung der Flughöhe von 3000 auf 1800 Meter gebeten hatte. Eine Erklärung für die Abweichung vom Flugplan wurde nicht abgegeben. Es nieselte zu diesem Zeitpunkt, stürmisch war das Wetter nicht.
Die Suche nach dem Flugzeug in dem unwegsamen Gelände in der Umgebung des inaktiven Vulkans war in der Nacht wegen starken Regens unterbrochen worden. Am Morgen nahmen nach Angaben der Behörden etwa 800 Einsatzkräfte die Suche wieder auf. Auch vier Helikopter waren im Einsatz.
Der Einsatzleiter des Suchtrupps und der indonesische Präsident äusserten sich am Donnerstag zum Unglück:
Auf internationaler Promotour
Die SSJ 100 gilt als Hoffnungsträger der russischen Luftfahrtindustrie. Die für Kurz- und Mittelstrecken konzipierte Maschine mit 75 bis 95 Sitzen ist das erste komplett neue russische Passagierflugzeug seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 20 Jahren.
Der Flieger befand sich seit seinem Jungfernflug 2008 auf einer Schautour. Am Mittwoch war er in Jakarta gelandet und zuvor in Burma, Pakistan und Kasachstan präsentiert worden. Laos und Vietnam standen als nächstes auf dem Programm.
Der Konzern Suchoi will mit der Maschine den Flugzeugen des kanadischen Herstellers Bombardier sowie des brasilianischen Herstellers Embraer Konkurrenz machen. Erst vor kurzem hatte die Zivilsparte des Kampfjet-Herstellers die offizielle Zulassung für die Europäische Union erhalten. Allerdings hatten Triebwerksprobleme die Auslieferung des Fliegers bislang verzögert.
Region um die Unglücksstelle:
(sda/dapd)
Der Todesberg
Die Suchoi-Maschine ist nicht das erste Flugzeug, das am Salak-Berg zerschellt ist. Die «Jakarta Post» schreibt von einem «Flugzeug-Friedhof». Wegen Turbulenzen und schlechtem Wetter seien in der Bergregion schon insgesamt sechs Maschinen abgestürzt. Bei sämtlichen Unfällen habe es Tote gegeben. Die grösste Opferzahl gab es im Jahr 2008, als beim Absturz eines Flugzeugs der indonesischen Luftwaffe 18 Menschen ums Leben kamen.