«Clinton wäre eine Katastrophe für die USA»

Aktualisiert

US-Doppelbürger für Trump«Clinton wäre eine Katastrophe für die USA»

Der US-Doppelbürger D.W. lebt seit 19 Jahren in der Schweiz und ist für Donald Trump. Nur der Republikaner könne den USA aus der Misere helfen, glaubt W.

Mareike Rehberg
von
Mareike Rehberg
Donald Trump und Hillary Clinton (hier bei der dritten TV-Debatte am 19. Oktober 2016) liessen während des US-Präsidentschaftswahlkampfes nichts unversucht, um der Kampagne des anderen Schaden zuzufügen. Diese Skandale prägten die vergangenen Monate ...
In Bedrängnis bringen Clinton auch laufende Veröffentlichungen von Wikileaks. Die Enthüllungsplattform sorgte unter anderem mit gehackten E-Mails führender Demokraten und der Veröffentlichung von Clintons Rede-Manuskripten für Aufsehen.
Donald Trump wurde von mehreren Frauen, unter anderem von der Pornodarstellerin Jessica Drake (Bild), beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Sexistische Äusserungen Trumps auf einem alten Video sorgten ausserdem ebenso für Empörung wie sein Umgang mit der Ex-Miss-Universe Alicia Machado, den Clinton in einem TV-Duell thematisierte.
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Donald Trump und Hillary Clinton (hier bei der dritten TV-Debatte am 19. Oktober 2016) liessen während des US-Präsidentschaftswahlkampfes nichts unversucht, um der Kampagne des anderen Schaden zuzufügen. Diese Skandale prägten die vergangenen Monate ...

AP/David Goldman

Herr W., wie würden Sie einen Demokraten davon überzeugen, doch für Donald Trump zu stimmen?

Ich würde auf Hillarys Vergangenheit hinweisen. Da muss man sich als Demokrat fragen, ob das wirklich die Person ist, die meine Ansichten und Interessen vertritt. Kann sie das Amt überhaupt ausfüllen oder wird sie vor Gericht oder vor einem Amtsenthebungsverfahren stehen? Es wurde vom FBI nachgewiesen, dass sie geheime E-Mails auf einem privaten Server geschickt und empfangen hat. Es war nur strittig, ob man sie deshalb anklagen sollte.

Könnte man nicht das gleiche über Donald Trump sagen, wenn man sich dessen Skandale anschaut?

Ich finde es interessant, dass die Vorwürfe der sexuellen Belästigung in der letzten Wahlkampfphase aufkommen, obwohl diese Dinge vor 20 oder 30 Jahren passiert sein sollen. Da steht zudem Aussage gegen Aussage. Was die Trump University angeht: Es gibt zahlreiche Absolventen, die betonen, dass die Ausbildung dort nützlich für sie war. Wenn man keinen Erfolg hatte, ist es sehr einfach, die Schuld auf die Universität abzuwälzen. Man hat schon viele Universitäten versucht zu verklagen, Trump befindet sich da in bester Gesellschaft.

Im November muss Trump deshalb aber sogar vor Gericht erscheinen …

Eine Anschuldigung ist noch lange kein Schuldspruch. Man muss sich ausserdem fragen, ob das Timing des Prozesses so gewollt ist. Man weiss ja schon seit anderthalb Jahren, dass Trump das Präsidentenamt anstrebt. Ich glaube nicht, dass die Anklage angesichts nur weniger unzufriedener Studenten gerechtfertigt ist.

Ein Versprechen Trumps lautet, die USA wie ein erfolgreiches Unternehmen zu führen. Er selbst musste als Geschäftsmann schon mehrere Pleiten verkraften. Wie passt das zusammen?

Die wenigen Firmenpleiten werden gerne hervorgehoben. Aber es wird oft vergessen, dass er über 100 Projekten zum Erfolg verholfen hat und aus einem Millionen-Startkapital von seinem Vater ein Milliarden-Imperium geschaffen hat. Man ignoriert gerne, dass er ein erfolgreicher Unternehmer ist.

Dass die Trump Organization 1990 mit fünf Milliarden Dollar Schulden aber mal fast bankrott gegangen wäre und von Banken gerettet werden musste, ist kein kleiner Fehlschlag, oder?

Aber dass er das Unternehmen wieder aufgebaut und zum Erfolg gebracht hat, ist eine unternehmerische Leistung. Wer als Unternehmer Risiken eingeht und etwas wagt, muss mit Misserfolgen rechnen. Die USA sind derzeit finanziell in einer schwierigen Lage. Da könnte Trump eine Wende einleiten. Hillary verspricht da bloss eine Fortsetzung der letzten Jahre.

Was ist Ihr Hauptgrund für Trump?

Dass er nicht Teil des politischen Establishments ist. Er ist ein Ausweg aus den letzten Jahrzehnten Bush, Clinton und Obama. Die gehören zwar unterschiedlichen Parteien an, haben aber schlussendlich immer die gleiche Clique um sich, und es ist immer derselbe rote Faden. Trump dagegen schuldet niemandem etwas, er hat keine politische Karriere, in der er Seilschaften aufgebaut hat und Interessen berücksichtigen muss. Das Establishment hasst ihn offenbar mit einer Inbrunst, dass man selbst in seiner eigenen Partei versucht, ihn zu sabotieren. In den letzten Jahrzehnten wurden eine katastrophale Kriegs- und Wirtschaftspolitik durchgezogen und Trump ist die letzte Hoffnung für die USA, aus dem Teufelskreis auszubrechen. Ich bin der Meinung, er wird amerikanische vor internationale Interessen stellen und interne Probleme lösen, statt sich im Ausland einzumischen.

Was könnte Trump von Clinton lernen?

Ich hatte Mühe mit der Art, wie er seinen Wahlkampf geführt hat. Er hatte im Vorwahlkampf Erfolg mit seiner aufbrausenden Art und sich dann in der Präsentation seiner Person aber grosse Fehler geleistet und den Medien Munition geliefert. Er hätte sich ein bisschen mehr am Riemen reissen und sich wie Clinton mehr auf politische Themen konzentrieren sollen. Sein Programm ist seine grösste Stärke.

Könnte ihm diese Schwäche als Präsident international schaden?

Viele Schweizer verstehen nicht, dass der Wahlkampf zu einem grossen Teil auch Show ist. Das Volk will unterhalten und begeistert werden. Trump hat schon mit vielen ausländischen Firmen und Beamten verhandelt und sich erfolgreich durchgesetzt. Ich denke, wenn es ans Geschäft geht, ist er ein hochprofessioneller Mensch. Und bei schwierigen Gesprächspartnern wie etwa dem russischen Präsidenten muss man vielleicht auch mal auf den Tisch hauen und nicht nur beliebt sein wollen.

Aber wird Trump mit Putin, den er in den höchsten Tönen gelobt hat, nicht eher sanft umgehen?

Dass Trump Respekt vor Putin hat, heisst noch lange nicht, dass er sich ihm unterwirft. Trump ist jetzt 70 Jahre alt. Er hat nicht zu verlieren ausser seinem Erbe. Er ist, wie jeder Politiker, ein Narzisst, und er will als grossartiger Präsident in die Geschichtsbücher eingehen. Darum wird er mit anderen Staatsoberhäuptern hart im Interesse der US-Bevölkerung verhandeln. Etwa bei Handelsabkommen, wie mit China. Unter Obama dagegen sind Millionen von Arbeitsplätze und Wertschöpfung abgewandert.

Sollte er den Kampf gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» stoppen?

Seien wir ehrlich: Der IS ist aus «unseren» Fehlern im Umgang mit dem Nahen Osten entstanden. Es geht darum, kurz, hart und heftig dieser Terror- und Schreckensherrschaft ein schnelles Ende zu bereiten, mit allen nötigen militärischen Mitteln. Dann hat Trump angekündigt, die USA würden militärisch nur intervenieren, wenn sie angegriffen werden. Ironischerweise eine klassische demokratische Einstellung.

Was passiert, wenn Clinton die Wahl gewinnt?

Dann stehen den USA vier bis acht sehr interessante Jahre bevor. Es wird sicher politische Unruhen geben, es wird politische und juristische Skandale und Verfahren geben. Clinton wird, wenn sie kein demokratisches Repräsentantenhaus und keinen demokratischen Senat hinter sich hat, gelähmt sein und andauernd Angriffe abwehren müssen. Das würde eine absolute Katastrophe für das Land bedeuten.

Ein Interview mit einer Clinton-Unterstützerin in der Schweiz können Sie hier lesen. Damit bekommen beiden Parteien die gleiche Möglichkeit, sich ausführlich zu äussern.

D.W. (Name der Redaktion bekannt) lebt seit 19 Jahren in der Schweiz. Der 31-Jährige aus dem Kanton Bern wollte für Donald Trump abstimmen, hat jedoch die Frist verpasst. Weil er negative Reaktionen seines Arbeitgebers fürchtet, möchte der US-Doppelbürger anonym bleiben.

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