Der Letzte einer aussterbenden Spezies?

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Porsche 911 GT3Der Letzte einer aussterbenden Spezies?

Porsche hat seinen legendären GT3 rundum erneuert. Er wird wohl der letzte echte Sportwagen sein.

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Rein optisch muss man schon genau hinschauen, um den neuen GT3 (991.2) von seinem Vorgänger (991) unterscheiden zu können.
Technisch ist der Fortschritt aber gross. Der Sechszylinder-Boxer ist ein Rennmotor, den die Ingenieure für die Strasse zivilisiert haben.
Der GT3 ist neben den Allrad-Varianten des 911er wohl das am einfachsten zu fahrende Modell.
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Rein optisch muss man schon genau hinschauen, um den neuen GT3 (991.2) von seinem Vorgänger (991) unterscheiden zu können.

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Was ist neu?

Rein optisch muss man schon genau hinschauen, um den neuen GT3 (991.2) vom Vorgänger (991) unterscheiden zu können. Ein paar Lufteinlässe mehr, der Heckspoiler sitzt zwei Zentimeter weiter oben. Auch innen sind die Veränderungen minim: Das Infotainment-System ist moderner, und es gibt ein wunderbares Lenkrad ohne den geringsten Schnickschnack.

Technisch ist der Fortschritt aber gross: Da geht es nicht allein um mehr Hubraum (jetzt 3996 cm3), mehr PS (jetzt 500), mehr maximales Drehmoment (jetzt 460 Nm bei 6000/min) und bessere Fahrleistungen (0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 318 km/h), sondern um ganz viele Feinheiten. Zu nennen sind starrer Ventiltrieb, zentrale Öleinspeisung oder die weiter verbesserte Trockensumpfschmierung. Der Sechszylinder-Boxer ist ein Rennmotor, den die Ingenieure für die Strasse zivilisiert haben.

Was ist daran gut?

Porsche sagt: Es sind alles zielgerichtete Evolutionsmassnahmen zur Effizienzsteigerung. Das tönt trocken, ist es aber nicht: Wohl noch nie wurde ein Stuttgarter Fahrzeug derart konsequent auf den reinen Fahrspass ausgelegt wie der neue GT3. Ob auf der Strasse oder auf der Rennstrecke, die Präzision des Porsche ist grossartig. Man kann friedlich im höchsten Gang über die Landstrasse zuckeln – oder mit dem Messer zwischen den Zähnen über den Track knallen.

Wie fährt sich das?

Gut! Nein, extrem gut! Der GT3 ist neben den Allrad-Varianten des 911er wohl das am einfachsten zu fahrende Modell – weil er alles so gut kann, weil sein Grenzbereich so hoch oben liegt, dass ihn 99 Prozent aller Piloten gar nicht erreichen können. Das Fahrwerk ist ein Traum, schafft Grip, der unendlich scheint (dazu tragen auch die hervorragenden Michelin-Reifen bei) – und bleibt trotz aller Performance-Orientierung erfreulich komfortabel.

Die Maschine dreht souverän bis 9000/min – und mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe passieren die Schaltvorgänge blitzschnell, die Anschlüsse immer perfekt. Es ist dies die schönste Fahrmaschine, die Porsche je gebaut hat. Dazu passt auch der Sound, der ab 5000/min einfach nur grandios ist.

Was ist aussergewöhnlich?

Dass es den GT3 jetzt auch wieder mit einem manuellen Getriebe gibt. Er ist damit neben der Corvette der einzige Serien-Sportwagen, der noch mit freisaugendem Motor und Handschaltung erhältlich ist – ein Traum für Puristen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser GT3 der letzte seiner Art ohne Turboaufladung sein wird, liegt bei gegen 100 Prozent.

Selbstverständlich ist das PDK-Getriebe die bessere Wahl, man ist schneller auf der Rennstrecke, es ist viel komfortabler im Alltag. Doch der wahre Fan wird den GT3 mit manuellem 6-Gänger bestellen – weil die Emotionen einfach noch grossartiger sind.

Was kostet das?

Beide Varianten, also sowohl mit PDK sowie auch der Handschalter, kosten ab 186'600 Franken. Das klingt nach viel Geld, ist aber etwa im Vergleich zum auch nicht schnelleren und deutlich weniger emotionalen 911 Turbo S (ab 249'300 Franken) ein Schnäppchen. Dazu kommt: Der manuell geschaltete GT3 wird mit Garantie zu einem Sammlerstück, schon wenige Tage nach dem Auslaufen dieser Serie werden die Preise steigen. Man kann also nichts falsch machen – falls man das nötige Kleingeld hat.

Ein kleines Problem gibt es: Zwar ist der GT3 nicht limitiert, aber Porsche kann derzeit gar nicht so viele bauen, wie bestellt werden.

Den ausführlichen Fahrbericht samt Video mit einer Runde im GT3 mit Walter Röhrl am Steuer gibt es auf Radical-mag.com.

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