Eine Schwedentorte aus Italien

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Volvo 780 BertoneEine Schwedentorte aus Italien

Sind Sicherheit und Schönheit vereinbar? Beim Volvo 780 arbeiteten Bertone und Volvo eng zusammen, um ein sicheres und schönes Luxus-Coupé zu bauen.

von
Bruno von Rotz

Volvo hat wiederholt mit attraktiven Coupés das Marken-Image poliert und so war es kein Zufall, dass auch die 1982 präsentierte Baureihe 740 eine elegante Coupé-Ergänzung in Form des Modells 780 erhielt. Federführend dabei war Bertone, und im Gegensatz zum Vorgänger 262C hatten die italienischen Designer diesmal weitgehend freie Hand.

Bereits im Jahr 1975 hatten Volvos Ingenieure begonnen, über den Nachfolger der Volvo-Baureihe 240/260 nachzudenken. Es war eine schwierige Zeit, Entwicklungs- sowie Design-Prioritäten und -Einflüsse wechselten täglich. Im Februar 1982 wurde schliesslich die neue Limousine Volvo 760 präsentiert und sie kam mit ihrem kantigen und geradlinigen Design vor allem in den USA sehr gut an.

Als Motoren kamen ein Vierzylinder-Turbo, ein zusammen mit Peugeot und Renault entwickelter 2,8-Liter-V6 und der von VW gelieferte D24-Reihen-Sechszylinder-Diesel zum Einsatz. Dem 760 wurde schon bald der günstigere 740 zur Seite gestellt. Nach den Erfahrungen mit dem Volvo 262C sollte auf der Plattform des Volvo 760 natürlich auch wiederum eine noble Coupé-Variante entstehen.

Ähnlich und doch anders

Trotz eindeutiger Familienähnlichkeit zeigte sich das Volvo 780 Coupé von Bertone völlig eigenständig, weder Blech- noch Glasteile teilte es mit der Limousine. Insgesamt wirkte das Coupé deutlich eleganter und weniger eckig als die Modelle der Baureihe 740/760. Man spürte eine gesunde Portion italienischen Flairs, ohne dass die nordischen Wurzeln verneint wurden. Unter dem Blech wurde die Technik des Volvo 760 weitgehend unverändert übernommen, womit Motorisierung und Getriebevarianten gegeben waren.

Wichtig war den Volvo-Leuten, dass beim Bau ein möglichst hohes Qualitätsniveau eingehalten werden konnte. Zuverlässigkeit und Präzision waren wichtiger als Sportlichkeit, das war dem neuen Volvo anzumerken. Die Ansprüche schlugen sich in einem hohen Preis nieder, kostete das Coupé doch fast doppelt so viel wie die vergleichbare Limousine 760 GLE. Bei der Lancierung wurden in der Schweiz 72'000 Franken fällig, ein Jahr später waren es schon 75'000 Franken. Dafür erhielt man auch einen Porsche 911 Targa oder einen gut ausgestatteten BMW 635 CSI.

Für den stattlichen Grundpreis erhielt man ein komplett ausgerüstetes Fahrzeug, bei dem weder Schiebedach, noch Alufelgen, Ledersitze oder Musikanlage aufpreispflichtig waren. In Tat und Wahrheit gab es gar keine Aufpreisliste, alles war serienmässig.

Unerfüllte Hoffnungen

Volvo und Bertone versprachen sich viel vom neuen Modell. In Italien wurde eigens eine neue Werkhalle für einen Ausstoss von 4000 Fahrzeugen pro Jahr errichtet. Die hohen Erwartungen konnte das hübsche Coupé aber nur bedingt erfüllen, insgesamt 8518 Fahrzeuge wurden von 1985 bis 1990 produziert.

Mitte der Achtzigerjahre waren elektrisch verstellbare Sitze mit Speicherfunktion oder eine Musikanlage mit programmierbarem Equalizer und vier Lautsprechern noch die Spitze des Luxus, heute erwartet man das bereits vom Kleinwagen. Damit kann der Volvo 780 also nicht mehr punkten. Als angenehmes Reisefahrzeug überzeugt der komfortable Volvo aber noch heute, ohne einen mit übermässigen Fahrleistungen aus der Reserve zu locken. Zeitlose Eleganz und nicht übertriebene Sportlichkeit ist die Devise des bald zum Oldtimer reifenden Klassikers.

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